XANTEN. Die Hände sind schmutzig und die Sonne brennt ein wenig auf der Haut, aber das ist egal: So langsam nimmt er Gestalt an, der neue Garten vor der Mensa an der Poststraße. Eigentlich ist er mittlerweile sogar fertig: 24 Schüler – zwölf aus Palästina und zwölf aus Xanten – sowie ihre Lehrer und weitere tatkräftige Gäste haben im Rahmen eines Austauschprogramms gemeinsam ein Beet gestaltet – einer von vielen Punkten im umfangreichen Programm.

Seit 2011 besteht nicht nur eine Partnerschaft zwischen Xanten und Beit Sahour, sondern auch zwischen dem Stiftsgymnasium und der Evangelical Lutheran School. Die Besuche finden regulär im Zwei-Jahres-Rhythmus statt und nachdem es zuletzt rein digital zuging, war nun wieder der persönliche Austausch angesagt. Im Mittelpunkt stand ein besonders Programm unter dem Thema „In Balance – Der Nachhaltigkeit auf der Spur“.
Dass die Schulen die jeweiligen Besuche unter ein Thema stellen, ist Tradition. Jedes Land sieht zudem eigenen Herausforderungen entgegen. „Das macht den Austausch so spannend“, sagt Lehrerin Kristina Peters. Es geht, wie sie sagt, nicht nur ums „chillen und grillen“, sondern um Themen der Zukunft und des Alltags. „Wie können wir aufeinander zugehen und Grenzen sprengen?“, erläutert sie weitere Beispiele. Im Sinne des diesjährigen Themas erhofften sich die fünf verantwortlichen Lehrkräfte, zu denen neben Peters auch Alice Berking, Bea Görtz, Jeanette Osthus sowie Kai Zimmermann gehören, neuen Input durch die Besucher – und bekamen ihn, obwohl für die Besucher das gewählte Thema im Alltag gar nicht so sehr im Fokus stehe wie hierzulande.

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Mit vereinten Kräften

Beim letzten persönlichen Besuch war ein großes Graffiti in Anlehnung an den bekannten Streetart-Künstler Banksy entstanden. Diesmal ging es jedoch weniger künstlerisch als vielmehr botanisch zu. Mit vereinten Kräften haben die Schüler – unterstützt von der Stadt und dem DBX – ein Beet vor der Mensa angelegt: mit dem Kopf, den Händen, ja eigentlich allen Sinnen, sagt Kristina Peters. Es gehe darum, das, was ins Ungleichgewicht geraten sei, in Verbindung mit dem interkulturellen Austausch wieder in den Blick zu nehmen. In diesem Fall zum Beispiel das Verhältnis der Menschen zur Natur.

Aber auch, was das gesellschaftliche Miteinander angeht, gehen die Gäste aus Palästina mit gutem Beispiel voran, besteht die Gruppe doch sowohl aus christlichen als auch muslimischen Mitgliedern. Neben den heimischen Pflanzen sticht im Beet besonders der Olivenbaum hervor – ein Zeichen der Verbundenheit mit Beit Sahour. Wenn die Xantener noch dieses Jahr zum Gegenbesuch antreten, soll ein weiterer Olivenbaum im „Tent of Nations“ gepflanzt und dabei geholfen werden, den Dachgarten der ELS weiterzuentwickeln.

Im Sinne der Nachhaltigkeit gehörte beim aktuellen Besuch auch der Bau eines Insektenhotels unter der Anleitung von Kunstlehrerin Alice Berking sowie die Einrichtung der Bewässerung durch Regenwasser dazu. „Wasser ist schließlich eine kostbare Ressource“, sagt Kai Zimmermann. Es soll zukünftig zum großen Teil von den Dachflächen über die Fallrohre in die Erde sickern. Das dort bereitstehende, „Wasserdieb“ genannte System leitet das Wasser dann über Drainagerohre zu den Pflanzen.

Die Balance finden

Aber auch das restliche Programm stand unter dem Zeichen der Nachhaltigkeit und Balance, sowohl in körperlicher, als auch geistiger Hinsicht: Balancespiele, Wasserski, Brotbacken, der Aufbau eines Zirkuszelts, Fahrrad- und Einradfahren, eine Nachhaltigkeitsrallye durch die Stadt, ein Besuch der Ausstellung „Zerbrechliches Paradies“ im Gasometer Oberhausen sowie des benachbarten Klettergartens und ein Picknick á la „zero waste“ sind nur einige der Programmpunkte.

„Gemeinsames Essen ist uns ebenfalls sehr wichtig, weil wir in unserer Partnerstadt immer eine tolle Gastfreundschaft erfahren“, betont Kristina Peters. So ein Essen breche natürlich auch immer schnell das Eis untereinander.

Dennoch verleihen auch die Gäste aus Beit Sahour dem Programm ihre eigene Note und sorgen etwa mit einem Dabka-Tanzworkshop für ein echtes Highlight. „Das Wochenende ist aber in freier Hand der Gastfamilien“, erwähnt Zimmermann. Untergekommen sind die Jugendlichen in den Familien der zwölf Xantener Schüler. So blieb auch immer etwas Gestaltungsfreiraum und Gelegenheit, dass die jungen Leute trotzt der Unterschiede in ihrem Alltag ihre Gemeinsamkeiten entdecken konnten. Den Abschluss des Besuchs bildete ein gemeinsames Grillen mit den Eltern und Helfern. Auch wenn die Schüler und ihre Lehrerinnen Rasha Elias Nasim Khair und Lama Ragheb Mohammed Althweib schon wieder zu Hause sind: Der Abschied ist nicht für immer. Noch im Herbst soll der Gegenbesuch erfolgen.

Zu einem großen Erfolg wurde der Austausch auch durch die tatkräftige Hilfe von außen: Mit beim Projekt halfen die Stadt Xanten, der DBX und Klimamanagerin Dr. Lisa Heider.
Finanziell unterstützt und persönlich betreut wurde der Austausch zudem vom Städtepartnerschaftsverein Xanten sowie vom Pädagogischen Austauschdienst (PAD). „Nachhaltigkeit bedeutet ja auch Vernetztheit“, sagt Kai Zimmermann.

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