GELDERN. Es ist ein großer Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit und Klimaschutz: In den nächsten Jahren sollen im gesamten Gelderner Gebiet 20 Windenergieanlagen (WEA) entstehen. Neben einer vollumfänglichen Energieversorgung soll zugunsten der Gelderner Bevölkerung auch eine neue Stiftung gegründet werden. Der Rat hat den Beschluss zur Gründung bereits gefasst.

An der WEA-Anlage an der Steinstraße in Pont sind zuletzt Vertreter der Stadt, Projektpartner und angehende Stiftungsmitglieder zusammengekommen, um den Startschuss für das Großprojekt zu geben. Und das zeigt sich vielversprechend: Erwartbar sei, dass die 20 Anlagen so viel Energie produzieren, wie in Geldern im Jahr verbraucht werde – der Überschuss soll ins Stromnetz der überregionalen Versorger wandern.

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Diese Standorte sind geplant

Die WEA sollen sich wie folgt verteilen: Fünf an der Steprather Heide, zwei an der Loehr Heide, zwei rund um Geniel, eine bei Hartefeld, acht Richtung des Wasserwerks und drei werden verteilt auf zwei Flächen bei Kapellen entstehen. „Es tut sich momentan auch entsprechend der gesetzlichen Rahmenbedingungen etwas. Das könnte dazu führen, dass die ein oder andere Anlage noch neu dazukommt oder andere Anlagen etwas höher gebaut werden“, erläutert der erste Beigeordnete der Stadt, Tim van Hees-Clanzett.

Neue Stiftung soll Projekte fördern

Die Betreibergesellschaften, die größtenteils aus der Region kommen, haben sich zudem zur Kommunalabgabe verpflichtet: Wie die Stadt Geldern mitteilt, werden hierbei nach aktuellem Stand jährlich zwischen 300.000 und 500.000 Euro erwartet.

Anders als andernorts, wo vornehmlich auf Bürgerbeteiligungen durch eigene Investitionen gesetzt wird, soll die Bevölkerung in Geldern vor allem durch eine Stiftung direkt vom Projekt profitieren bzw. daran beteiligt werden – so wie es in Issum mit der „Stiftung Rückenwind Issum“ der Fall ist. In Geldern aber auch nicht ausschließlich: „Es gibt den ein oder anderen Projektierer, der die Möglichkeit bietet, sich über eine Bürgerenergiegenossenschaft zu beteiligen“ räumt van Hees-Clanzett ein. So wie es derzeit in Straelen der Fall ist.

Die neue Stiftung soll, betreut von einer Stiftungsagentur, zukünftig niedrigschwellig soziale Projekte verschiedener Einrichtungen, Initiativen und Vereine fördern: seien es Fahrten, Trikotsätze, Spielgeräte oder Musikinstrumente. „Das Geld soll für die Projekte, so wie sie hereinkommen, ausgekehrt werden“, sagt van Hees-Clanzett. Einen Sitz erhalten alle sechs Betreibergesellschaften und die Stadt Geldern.

Geplant ist, dass alle Stifter einen jährlichen Betrag einbringen, sodass insgesamt mehr als 150.000 Euro pro Jahr zusammenkommen sollen. Damit hofft Bürgermeister Sven Kaiser ein positives Signal zu senden und die Akzeptanz für Windenergie in der Bevölkerung weiter anzuheben. Laut Robert Dams, Ortsbürgermeister von Pont, sei die Skepsis gegenüber Windenergie früher größer gewesen, der Krieg und die Krisen hätten das geändert. „Die neuen Windräder sind auch nicht sehr so laut wie früher“, ergänzt er. Laut Hans Schmitz, Aufsichtsrat bei Bürgerenergie Straelen, komme mittlerweile auch eine höhere Leistung dazu. „Wir produzieren in Straelen fast doppelt so viel, wie wir an Strom verbrauchen.“

Umsetzung über drei Jahre

Wie Tim van Hees-Clanzett mitteilt, befinden sich die WEA derzeit in unterschiedlichen Stadien. Mancherorts sei der Bau bereits gestartet, anderswo sei die Planung fertig und der Antrag gestellt, wieder woanders sollen die Anträge zeitnah erfolgen. „Wir als Stadt unterstützen das Thema der erneuerbaren Energien und begrüßen das Engagement von allen Beteiligten.“

Allzu schnell wird das Projekt aber noch nicht abgeschlossen sein. Die Verantwortlichen rechnen derzeit mit rund drei Jahren für das Großprojekt. „Die Verfahren dauern entsprechend länger und wir haben noch weitere große Projekte im Bereich des Wasserwerks in der Planung“, sagt Sven Kaiser. Dass derartige Pläne ihre Zeit dauern, betonte auch Werner Soika von der BürgerEnergie Geldern. Gleichzeitig spricht er dem Kreis Kleve ein Lob aus: Die Genehmigungsbehörde arbeite kompetent und zügig – wenn sie nicht von dritter Seite gestört werde.

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