Vivian Wittenhorst (l.) und Celine Breuer wollen Veränderung. Foto: J.Kurschatke

EMMERICH. Steingärten: Sie gelten als pflegeleicht und stilvoll. Gleichzeitig lösen sie mit ihren verschiedenen Nuancen an Grau aber die bunte Pflanzenvielfalt in heimischen (Vor-)Gärten ab. Dass dies negative Auswirkungen auf das Klima und das gesamte Erscheinungsbild der Stadt haben kann, sei vielen nicht bewusst, wie Celine Breuer, Klimaschutzmanagerin der Stadt Emmerich, berichtet.

Mit einer neuen Aktion möchte die Stadtverwaltung den Bürgern nun wieder das Schöne an bunt bepflanzten Grünflächen näherbringen und startet einen Wettbewerb. Dabei geht es um die blumenfreundliche Transformierung des eigenen Gartens. Den Gewinnern winkt ein Preisgeld von bis zu 400 Euro.

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Es ist der zweite richtige Frühsommertag dieses Jahres, und die Sonne strahlt auf das Wohngebiet an der Ecke Wasserstraße/Regenbogengasse in Elten.

Celine Breuer und ihre Kollegin Vivian Wittenhorst, Mitarbeiterin im Klimaschutz, haben es sich zur Aufgabe gemacht, hier Flyer zu verteilen. Diese Flyer sind Türanhänger, auf denen Infos zum neuen Bürgerwettbewerb sowie Vorteile von Grüngartenanlagen zu finden sind.

„Wir möchten keine Strafzettel verteilen oder mit dem Finger auf die Leute zeigen, die aktuell einen Steingarten haben. Es ist immer noch jeder darin frei, seinen Garten so zu gestalten, wie er das möchte. Deshalb ist es uns aber auch wichtig, einen positiven Anreiz zu schaffen und mit Aufklärungsarbeit an die Vorteile von Grüngärten zu erinnern“, erläutern Wittenhorst und Breuer.

Nach und nach werden die Flyer auch in allen anderen Stadtteilen verteilt. Der Wettbewerb solle eine Veränderung mit sich bringen, erklärt Wittenhorst weiter: „Die Gärten und Vorgärten der Menschen sind das Aushängeschild der Stadt. Dabei sehen Grüngärten deutlich schöner aus als Steingärten und sorgen gleichzeitig für ein gutes Wohlbefinden.“

Ein großer Mythos über Pflegeleichtigkeit

Das größte Argument dafür, sich einen Steingarten anzulegen, sei laut den Klimaschützerinnen Pflegeleichtigkeit. Doch das sei auch ein großer Mythos. „Viele glauben, dass sie keine Arbeit mehr mit ihrem Garten haben, wenn sie einfach ein paar Steine verlegen. Allerdings kommt Unkraut auch durch die Gesteinsschicht hindurch und ist dann noch aufwendiger zu entfernen als aus einem Blumenbeet“, erläutert Breuer.

Und dann wäre da noch der Punkt Klimawandel und die zunehmende Erhitzung der steinernen Gärten, die zu einer zusätzlichen Erwärmung der Umgebung beiträgt. „Der Klimawandel ist bereits da, und durch die Steingärten fehlt es an Abkühlung. Mit dem Projekt möchten wir bewirken, dass mehr Menschen einen Beitrag leisten, denn seinen Garten zu begrünen ist etwas, das jeder einfach von zu Hause aus tun kann“, beschreibt Breuer.

Vorteile von Grüngärten

Laut den Informationen der Stadt kühlten intakte Erdböden nicht nur die Umgebungstemperatur ab, sondern schützten auch besonders gut bei Starkregen und Überschwemmungen, indem sie mehr Wasser aufnehmen. Zudem könnten Pflanzen und Bäume Feinstoffe und Rußpartikel aus der Luft filtern und zusätzlich zu einer größeren Artenvielfalt von Tieren beitragen, da sie ausreichenden Lebensraum bieten. Positive Auswirkungen auf den Menschen gebe es ebenfalls: So mache ein grüner, bunter Garten glücklich und reduziere nachweislich Stress.

Die Stadtverwaltung möchte selbst auch einen Beitrag leisten und mit gutem Beispiel vorangehen: „Es liegt uns als Stadt auch etwas an Pflanzenvielfalt und Nachhaltigkeit. Wir wissen, dass in dieser Hinsicht an vielen Stellen noch Optimierungsbedarf besteht“, erklärt Tim Terhorst, Pressesprecher der Stadt Emmerich. Entlang der L7, die sich durch Emmerich über Vrasselt, Praest und Bienen bis nach Rees zieht, seien schon einige Bepflanzungsprojekte angelaufen.

Tipps für den eigenen Garten

Viele Tipps für die Begrünung des eigenen pflegeleichten Gartens gibt es auf der Internetseite des Nabu über den QR-Code auf der Rückseite des Wettbewerbflyers. Es zeigt sich: Ein „Grüngarten“ ist auch etwas für diejenigen, die lieber kühlere Farben und schlichte Eleganz mögen. Wer sich angesprochen fühlt, könne zu Wolfsmilchgewächsen greifen.

Pflanzen wie der Spanische Salbei, Berglauch und die Elfenbeindistel liebten eine trockene und sonnige Umgebung. Wer schon einen Kiesgarten hat, kann diesen trotzdem bepflanzen und nach alpinem Vorbild gestalten, um den Schotter wiederzuverwenden. Gewächse mit wenig Anspruch sind zum Beispiel das Frühlings-Adonisröschen, Edelgamander, Kräuter wie Thymian und Oregano sowie der weiße Mauerpfeffer.

Infos zur Teilnahme

Um an dem Wettbewerb der Stadt teilzunehmen, muss keine Mindestfläche des Gartens umgestaltet werden. Für die Teilnahme werden ein ausführlicher Bewerbungsbogen mit Vorher-Nachher-Dokumentationen in Bildform und eine Beschreibung der Veränderungen benötigt. Die Aktion läuft bis 30. September. Auch hier führt ein QR-Code auf dem Flyer zu den nötigen Dokumenten. Kontakt zum Klimabüro der Stadt kann für weitere Infos per E-Mail an klima@stadt-emmerich.de hergestellt werden.

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