XANTEN/NIEDERRHEIN. Hans Glader ist ein waschechter Naturbursche. Dabei erlebt nicht nur er viele Dinge, auch seine Mitmenschen haben etwas davon. Denn neben seinen Vorträgen hält der gebürtige Österreicher seine vielen Eindrücke auch als Naturfotograf fest. Der Schwerpunkt liegt dabei für gewöhnlich auf der hiesigen Vogelwelt. Von den Ergebnissen konnte man sich bereits im vergangenen Jahr auf seiner ersten Fotoausstellung überzeugen. Nun folgt die Fortsetzung, in der es zwar nicht mehr um die Vögel geht, aber um ihre Perspektive: In „ÜBER Niederrhein“ hat er die Landschaft des Niederrheins zum Star gemacht. Der RVR Ruhr Grün präsentiert die Ausstellung von Sonntag, 17. März, bis Sonntag, 2. Juni, im Naturforum Bislicher Insel, Bislicher Insel 11, in Xanten.

Der Blick von oben ist für den 72-Jährigen nicht unbedingt etwas Neues. Als Hobbyfotograf unterwegs ist er bereits seit 1975. In den 1980er Jahren machte er schließlich Bekanntschaft mit einem Piloten. „Um seine Lizenz zu behalten, musste er immer wieder eine bestimmte Stundenzahl fliegen“, erinnert sich Glader. Der Pilot nahm vom Startpunkt Wesel aus zudem immer wieder Bekannte und Freunde mit. „So kamen wir ins Gespräch.“ Im Austausch für ein bisschen Spritgeld nahm auch Glader dieses Angebot in Anspruch, um seine ersten Luftbilder zu schießen. Der Nachteil: Fotos waren nur von hinter der Scheibe möglich. „Mit der Qualität der heutigen Bilder ist das nicht zu vergleichen“, sagt er. Als dann der Pilot eines Tages an einen anderen Ort zog und der Kontakt zu ihm abbrach, fand seine Luftfotografie ein frühzeitiges Ende.

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Rückkehr zur Luftfotografie

Aber in den letzten Jahren durfte Hans Glader, der heute in Isselburg lebt, den Blick von oben neu für sich entdecken – dank moderner Drohnentechnik. Damit sind aber nicht die ersten ihrer Art gemeint: „Es war nicht die Fotoqualität, die ich mir gewünscht habe“, erläutert er. Die Profi-Drohnen kamen aber auch nicht in Frage: „Die kosteten damals zwischen 10.000 und 20.000 Euro.“

2017 wendete sich das Blatt für ihn, als er einem Bekannten dessen – noch ziemlich große – Drohne abkaufte. Ende 2018 stieß er jedoch schon auf eine erschwingliche kleinere Vertreterin, die er noch heute zum Himmel schickt. „Sie war viel unempfindlicher gegenüber dem Wind“, erläutert er. So kamen in den Folgejahren mehrere hundert Bilder zusammen, von denen er nun 35 für seine neue Ausstellung ausgewählt hat. „Das war gar nicht so leicht“, sagt Glader mit einem Lachen.

Von bewohntem Gebiet hält er seine Drohne lieber fern. „Ich bin Naturfotograf, für mich ist eher die Landschaft wichtig“, sagt Glader. Das heißt aber nicht, dass er den bewohnten Raum nicht zumindest manchmal streifen würde. Das beweist die Ausstellung zum Beispiel mit einer Aufnahme von Kleve bei Nacht. Darüber hinaus präsentiert sich im Naturforum vor allem ein Querschnitt dessen, was der Niederrhein zu bieten hat: Von der Landschaft über die Landmarken, Sehenswürdigkeiten und industriellen Eigenheiten bis hin zu Strukturen, die etwas anderes zu sein scheinen, als sie tatsächlich sind. „Es sind Bilder dabei, die kriegt man nicht alle Tage“, verspricht Hans Glader.

Wenn man den Blick über die Bilder schweifen lässt, merkt man tatsächlich: Die Ausstellung liefert eine frische Sicht auf die altbekannte Heimat. So zeigt sich zum Beispiel, dass der alte Baggersee buchstäblich ein Herz in der Landschaft bildet. In der Realität bereits verschwunden, aber auf zwei Fotos noch immer am Leben, sind wiederum die Inselstrukturen eines anderen Baggersees bei Werth. „Bevor ich die Fotos gemacht hatte, haben im Frühjahr zuvor noch seltene Vögel dort gebrütet.“

Freunde der Epoche der Romantik dürften besonders bei „Hochelten bei Sonnenaufgang“ auf ihre Kosten kommen, das ein wenig an Caspar David Friedrichs „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ erinnert – nur mit etwas mehr Sonne. Ähnliches gilt für die Momentaufnahmen der Rheinbrücken bei Wesel und Rees, die sich aus dichtem Nebel herausschälen. Eine besondere Geschichte steckt hinter dem „Winterhochwasser“, das die blauweißen Kronen einiger im Wasser stehenden Kopfweiden zeigt. „Das Wasser war beim Hochwasser über die Kopfweiden gestiegen und als es zurückging, war es so kalt, dass die Kronen gefroren sind.“ Betrachtet man danach noch die Strukturen eines Spülfeldes bei Bergerfurth, glaubt man für einen Moment, eine andere Welt zu einer anderen Zeit zu betrachten, die auf einem der Fotos auch ein Abbild der Tundra sein könnte.

Wer den Niederrhein aus einer ungewöhnlichen Perspektive (neu) entdecken möchte, hat bis zum 2. Juni Gelegenheit dazu. Die Eröffnung, bei der auch Hans Glader gerne für Gespräche bereitsteht, findet am morgigen Sonntag, 17. März, um 11 Uhr im Seminarraum des Naturforums Bislicher Insel statt. Die Ausstellung ist täglich außer am Montag von 10 bis 17 Uhr und ab 1. April bis 18 Uhr geöffnet, ebenfalls am Ostermontag, 1. Mai und am Pfingstmontag. Der Eintritt ist frei.

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