Die Besucher waren herzlich eingeladen, sich ein eigenes Bild vom Berghof Bethanien zu machen. Foto: privat

UEDEM. Rund 300 Gäste feierten kürzlich das 30-jährige Jubiläum des therapeutischen Wohnprojektes Berghof Bethanien. Was 1985 mit einem geschenkten Bauernhof begann, entwickelte sich in den vergangenen 30 Jahren für über 260 Bewohner zeitweise zu einem Zuhause. Auf dem drei Hektar großen Gelände am Ortsrand konnten sie ihr bisheriges Leben und Verhalten unter fachlicher Anleitung reflektieren und „auftanken“.

Der Festgottesdienst im Bürgerhaus stand unter dem Motto „Kommt atmet auf, ihr sollt leben“, nach dem bekannten Lied von FeG-Alt-Präses und Festredner Peter Strauch. Sorgen und Lasten gehören zum Leben, sagte Strauch. Aber manchmal werden diese so groß, dass man nicht mehr durchblickt. Zum Beispiel, wenn man feststellen muss: „Ich bin kein Wunschkind“ und als Folge realisiert, dass man sein Leben lang auf der Suche nach Anerkennung war. Oder: Gerade in den Kirchen und Gemeinden findet man Leute, die maßstabsgetreu leben wollen, aber daran scheitern. Jesus hat genau diese Leute eingeladen. Das ist die Zielgruppe, zu der Jesus in Mat-thäus 11, 25-30 spricht: „Kommt doch zu mir, ich will euch Ruhe geben für eure Seelen.“ Der Begriff Ruhe knüpft an das hebräische Verständnis von Schabbat an. Hier ist Ruhe und Frieden im umfassenden Sinn, ganzheitlich gemeint.

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Der Festgottesdienst stand unter dem Motto „Kommt atmet auf, ihr sollt leben“. Foto: privat
Der Festgottesdienst stand unter dem Motto „Kommt atmet auf, ihr sollt leben“. Foto: privat

Wie das konkret aussehen kann, wurde an vier Bewohnern des Berghofs erkennbar. Edith Oerter, die seit 22 Jahren zusammen mit ihrem Mann Gerhard die Wohngemeinschaft leitet, stellte die vier vor. Jonas (24): Er drohte zu vereinsamen, aß wenig, wurde depressiv, hatte als Ausweg nur noch Party im Kopf. Der geregelte Arbeitsalltag im Berghof tut ihm gut. Er will Altenpfleger werden. Inge (39): Sie übt „Nein zu sagen“ – alle anderen waren bisher wichtiger als sie selbst. Christian ( 31): Er drohte unter einem seelischen „dunklen Mantel“ zu ersticken … Er plant, eine Ausbildung als Erzieher zu machen. Andrea (52): Sie lebte drei Jahre ohne eigene Wohnung und Heimat, war dabei auch auf Malta und Zypern. Am Ende war sie müde und erschöpft. Sie sehnte sich nach einem sicheren Ort, an dem sie aufatmen kann. Genau das erlebt sie heute auf dem Berghof. Zurzeit sind neun der zehn Einzelzimmer der Einrichtung belegt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer für Leute ab 18 Jahren beträgt ein Jahr.

Der Festgottesdienst wurde im Bürgerhaus Uedem gefeiert. Foto: privat
Der Festgottesdienst wurde im Bürgerhaus Uedem gefeiert. Foto: privat

Auch Landrat Wolfgang Spreen gratulierte zum Geburtstag und bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit dem Kreis Kleve. Der Berghof sei „ein Ort mit Liebe, Achtung und Wertschätzung in einer christlichen Gemeinschaft“. Bürgermeister Rainer Weber überbrachte die Glückwünsche des Gemeinderates. Er dankte auch für die Mithilfe bei der Betreuung der derzeit in Uedem dezentral untergebrachten 84 Flüchtlinge durch die Freie evangelische Gemeinde Uedem und das Berghof-Team.

Otto Imhof, Direktor des Diakonischen Werkes Bethanien, sieht in der engen Verknüpfung mit der politischen Gemeinde ein wichtiges Zeichen, dass der Berghof seinen Platz in der Bürgergemeinde hat. Aber es sei auch ein Geben und Nehmen. „Der Glaube an Christus hat stabilisierende Wirkung für die einzelne Persönlichkeit und humanisierende Wirkung für das Gemeinwesen.“ Der Festgottesdienst wurde von der katholischen Singgemeinschaft „Akzente“ aus Uedem unter der Leitung von Volker Reuter (FeG Goch) umrahmt.

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