GELDERN. Es ist Samstagnachmittag, etwa 16 Uhr. Im Radio läuft die Fußball-Bundesliga. Doch in der Sporthalle an der Landwehr in Geldern hat dafür niemand ein offenes Ohr. Hier wird seit mittlerweile mehr als vier Stunden mit Hochdruck gearbeitet. Es gilt, 150 Betten für die Flüchtlinge aufzubauen, die am Montag in Geldern ankommen und in der Sporthalle des Kreises untergebracht werden (die NN berichteten). „Was die Jungs hier leisten, ist der Wahnsinn“, findet Ulrike van Vugt. Die Hallenwartin ist selbst seit dem frühen Morgen vor Ort und schiebt Überstunden.

150 Matratzen und Lattenroste stapeln sich in einer Ecke und in einem Geräteraum der Sporthalle.
150 Matratzen und Lattenroste stapeln sich in einer Ecke und in einem Geräteraum der Sporthalle.

„Die Jungs“ sind Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks in Geldern, die von Kameraden aus Dinslaken unterstützt werden. Auch vom Löschzug Pont der Freiwilligen Feuerwehr sind noch Kameraden vor Ort – am Vormittag hatten sie bereits des Brandschutzes wegen rund um die Halle kleinere Bäume und Sträucher entfernt. Gemeinsam bauen die mehr als 30 Männer und Frauen im Akkord die Betten zusammen, während Mitglieder des DRK Weeze vor der Halle eine Verpflegungsstelle für die Helfer aufgebaut haben.

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In der Halle sind fast permanent Akkuschrauber zu hören. „Es gibt einfach keine Feldbetten mehr“, weiß ein DRK-Helfer, deshalb werden nun Bettgestelle zusammengeschraubt und mit Lattenrost und Matratze ausgestattet. Für Stefan Bernhardt, der den Einsatz des THW in Geldern koordiniert, aber auch ein Indiz dafür, dass die Flüchtlinge vermutlich länger in der Halle bleiben werden: „Anfangs war von drei bis vier Wochen die Rede, vorhin habe ich gehört, dass es eher Ende des Jahres wird.“

Die Einsatzmeldung ging am Freitagmittag von der Kreisleitstelle bei Bernhardt ein. „Dann haben wir unsere Kräfte für heute zusammengezogen.“ Das THW baut aber nicht nur die Betten auf, „ab Montag übernehmen die Kameraden aus Emmerich auch die Stromversorgung“, sagt Bernhardt. Für einen möglichen Stromausfall steht ein Notstromgenerator des THW draußen auf dem Parkplatz.

In der Halle herrscht Hochbetrieb. Ein Bett nach dem anderen wird aufgestellt. Immer wieder müssen sie verrückt werden, damit ausreichend breite Fluchtwege frei bleiben. Stefan Bernhardt ist dennoch mit dem bisherigen Verlauf des Einsatzes zufrieden: „Dafür, dass wir erst Freitagmittag informiert wurden und so viele Flüchtlinge hier untergebracht werden müssen, haben wir eine gute Arbeitslage.“ Dankbar ist er für die Unterstützung der Dinslakener Kameraden: „Sie haben sofort zugesagt und waren sehr schnell hier.“

Landrat Wolfgang Spreen (l.) schaut am Samstag in Geldern vorbei, um den Helfern für ihren Einsatz zu danken. NN-Fotos: MB
Landrat Wolfgang Spreen (l.) schaut am Samstag in Geldern vorbei, um den Helfern für ihren Einsatz zu danken.
NN-Fotos: MB

Bernhardt führt zwischendurch auch immer wieder Gespräche mit Angelika Hetzel. Sie ist die Koordinatorin der Integra, die ab Montag die Betreuung der Flüchtlinge übernimmt (in Kleve, in der zweiten Kreishalle, ist es das Theodor-Brauer-Haus). Auch sie ist begeistert vom Arbeitseifer der THW-, Feuerwehr- und DRK-Kräfte: „Man darf nicht vergessen, dass sie ihre Freizeit dafür opfern. Dank ihres unermüdlichen Einsatzes läuft‘s, sie sind alle fachkompetent, freundlich und kooperativ.“

Als in der Bundesliga gerade Halbzeit-Pause ist, betritt hoher Besuch die Sporthalle: Landrat Wolfgang Spreen schaut vorbei. „Das hat jetzt nichts mit Wahlkampf zu tun“, betont er im Gespräch mit den Helfern, „ich wollte Ihnen einfach persönlich für Ihren Einsatz danken.“

Als gegen 17.20 Uhr auch die letzte Partie abgepfiffen wird und der Reporter im Radio zurück ins Studio gibt, ist mehr als ein Drittel der Betten aufgebaut. „Ich bin Optimist“, verrät Stefan Bernhardt mit einem Augenzwinkern. „Wir haben schon viel geschafft, daher bin ich guter Dinge, dass wir heute noch nach Hause kommen.“ Zwar spät und nach einem langen Tag, aber immerhin wird es wohl keine Nachtschicht.

Am Montag geht es dann weiter für die Kameraden des THW Emmerich, für die Mitarbeiter der Integra und von Intellexi, die den Sanitätsdienst übernehmen. „Bislang läuft‘s gut“, ist Angelika Hetzel froh, „beim Rest… müssen wir sehen, wie es am Montag anläuft.“Michael Bühs

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