SONSBECK. Es ist Sonntagmorgen, kurz nach 10 Uhr. Während sich die ersten Ausflügler auf der Rheinpromenade einfinden und gemächlich in den Tag starten, werden im Hotel Rheinpark bereits fleißig die Textseiten umgeblättert. Für das Ensemble des Son‘Theaters geht heute das dreitägige Probenwochenende zu Ende. „Ein Traum von Hochzeit“ steht an. Der schönste Tag des Lebens soll es werden. Eigentlich. Doch kurz vor der Hochzeit gerät alles aus den Fugen und so entwickelt sich aus dem Traum ein Albtraum. Oder doch nicht?
„An diesem Wochenende geht es darum, ein Gefühl für die Rolle zu bekommen“, sagt Christian Grune, der nicht nur auf der Bühne stehen wird, sondern zum dritten Mal auch Regie führt. „Es bringt allen Beteiligten richtig viel“, sagt er. Und das nicht nur für‘s Textverständnis und weil sich so konzentriert arbeiten lässt. „Es ist auch toll für die Gruppe und das Wir-Gefühl“, ist er überzeugt.

Während Judy (Regina Leurs) Tom (Dieter Kluth) beichten muss, dass sie in der Hotelbar einen anderen Mann kennengelernt hat und der angehende Bräutigam Bill (Christian Grune) erfährt, dass es ein „großer Augenblick“ gewesen sei (mit dem er irgendwie auch zu tun hat), wird‘s im Nebenraum laut. „Die lesen eine andere Szene“, erklärt Grune, dass am Probenwochenende (auch) in Gruppen gearbeitet wird. Schon beim Zuhören ahnt man, dass es später auf der Bühne recht dynamisch zugehen wird. Kurze Sätze, schnelle Dialoge. Man lernt: Auch im Sitzen lässt sich unwirsch gestikulieren oder entnervt seufzen. Beim Blick zum Sitznachbarn fällt zudem auf, dass einige Worte durchgestrichen und durch andere ersetzt wurden. Man feilt am Text und baut bei Gelegenheit gern auch ein bisschen Lokalkolorit mit ein. Und wenn etwas zu sperrig klingt (schließlich ist das Original aus der Feder des britischen Autors Robin Hawdon), dann wird‘s eben passend gemacht.

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„Ein Traum von Hochzeit ist ein klassisches Boulevardstück, eine turbulente Komödie mit Verwechslungen, Missverständnissen und viel Witz“, erklärt Grune. Doch bevor man auf der Bühne „Fahrt“ aufnehmen kann, muss eben der Text richtig sitzen. „Es geht jetzt darum, die Passagen, die jeder für sich schon auswendig gelernt hat, zusammenzufügen“, sagt Grune. Wann fällt man wem ins Wort, wann wird man laut und wie sagt man es, damit das Publikum nachher auch mitgenommen wird? Schließlich will das Ensemble den Zuschauern am Ende wieder acht perfekte Vorstellungen bieten, getreu dem Motto des Son‘Theaters: „Wer lacht, lebt länger!“

Premiere ist am 5. April

Premiere feiert das neue Stück am 5. April, weitere Aufführungen gibt‘s am 6., 7. 12., 13., 14., 19. und 20. April, freitags und samstags jeweils um 20 Uhr, sonntags um 18 Uhr. „Der Kartenverkauf läuft gut“, weiß Kassenwart Eberhard Schwenk zu berichten, der am letzten Tag des Probenwochenendes vorbeischaut, um einige Bilder zu machen. Man ist zu neunt – sieben Darsteller und natürlich die beiden „Flüsterfeen“, Bärbel Melchers und Brigitte Remitschka. Mit Winfried Cleve (er spielt Dupont) ist zudem einer der ältesten Darsteller des Amateurtheaters kurzfristig eingesprungen. Zu den „alten Hasen“ zählt auch Renate Heursen-Janßen (Daphne). Hannelore Ehrlich ist als Julie ebenfalls mit von der Partie. Und Jana Terhorst (sie spielt die Braut Rachel) ist die Jüngste in der Runde. „Das ist schon sehr wichtig, dass Rollen in ganz unterschiedlichen Altersstufen besetzt werden können“, sagt Grune. Sonst wird es mit der Stückauswahl nämlich irgendwann eng.

Fleißigste Stücke-Leserin und damit „Vorkosterin“ ist in der Regel Regina Leurs. Da muss sie manchmal auch über ein Dutzend Skripte lesen, bevor es „funkt“. „Ich sehe die Leute dann immer schon vor mir und habe eine Idee, wer wen spielen könnte“, macht ihr das auch richtig Spaß. An das Lesen der Skripte gewöhne man sich. „Es ist lustig“, sagt sie. Über die Rollenverteilung entscheidet man dann gemeinsam. Das letzte Wort hat der jeweilige Regisseur. Grune selbst stand 2007 das erste Mal auf der Bühne, Leurs 2001. „Jeder, der möchte, bekommt die Chance“, sagen die beiden. Da wäre man dann schon beim nächsten Thema: dem Nachwuchs. „Wir sind immer offen für neue Leute“, betonen die beiden. Momentan sehen sie gewissen Nachschubbedarf bei Männern zwischen 20 und 40 Jahren. Die sind scheinbar nicht leicht zu bekommen. „Natürlich ist es ein zeitaufwändiges Hobby“, weiß Grune. Aber: Der Stress ist auch zeitlich begrenzt. Im Oktober beginnen die Proben für die Aufführung im Frühjahr. Zweimal pro Woche wird dann geprobt. „Ostern können wir dieses Jahr knicken“, räumt Grune ein, denn zwei Wochen vor der Premiere geht‘s ins Kastell und dann wird täglich am Stück gefeilt. Das beste Argument ist allerdings: „Es macht einfach total viel Spaß“, sind sich Grune und Leurs einig. Dem Publikum letztlich auch, denn der alljährliche Aufführungsreigen lockt nicht nur Sonsbecker, sondern auch viele treue Fans aus der Region. Das gilt übrigens auch für das zweite Stück, das im Jubiläumsjahr (25 Jahre Son‘Theater) im Herbst vergangenen Jahres gezeigt wurde. „Die Niere“ kam sehr gut an. „Obwohl es ganz anders war als unsere üblichen Stücke“, sagt Grune. Wiederholung also nicht ausgeschlossen.

Wer bei „Ein Traum von Hochzeit“ dabei sein will, der sollte sich beeilen, denn es gibt nur noch wenige Restkarten. Die Karten kann man für 15 Euro unter www.sontheater.de/tickets ordern, analog gibt es die Tickets auch bei Pumuckel auf der Wallstraße 6.

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