SONSBECK. Daran muss sich Nadine Bogedain noch gewöhnen: Eben noch Mitarbeiterin im Landtag NRW, jetzt Kandidatin für das Bürgermeisteramt in der Gemeinde Sonsbeck. Wird die „grüne Perle“ in einigen Jahren noch lebenswert sein? Ist sie gut für die Zukunft aufgestellt? „Diese Fragen muss man sich stellen, wenn man hier zuhause ist“, findet die 46-Jährige und ist bereit, sich den vielfältigen Herausforderungen zu stellen. Seit Bekanntgabe ihrer Kandidatur erhält sie viele positive Rückmeldungen. „Das zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin“, ist sie dankbar für das Vertrauen, das ihr von vielen Seiten entgegen gebracht wird.

Vertrauen in sich selbst – und ihre beruflichen Fähigkeiten – hat sie natürlich ohnehin. „Verwaltung kann ich“, sagt Nadine Bogedain und übertreibt dabei sicher nicht. Nach ihrem Abitur am Xantener Stifts-Gymnasium hat sie zunächst als Regierungsassistent-Anwärterin bei der Bezirksregierung Düsseldorf angefangen. Es folgten Stationen in Kommunen (unter anderem war sie Projektleiterin zur Einführung des Neuen Kommunalen Finanzmanagements bei der Gemeinde Wachtendonk), Ministerien und Polizeipräsidien. Nach der Ernennung zur Diplom-Verwaltungswirtin hängte sie einen weiteren Studiengang in Verwaltungsbetriebswirtschaftslehre dran und erhielt diverse Lehraufträge an Fachhochschulen. 2017 wurde sie zur Regierungsrätin ernannt. Aktuell ist Bogedain beim Landtag NRW zuständig für die Entschädigungs- und Versorgungs-Zahlungen an die Abgeordneten. „Das mache ich auch sehr gern“, sagt sie. Dennoch sei es für sie nun an der Zeit gewesen zu handeln, denn durch den krankheitsbedingten Ausfall von Bürgermeister Heiko Schmidt sei vieles auf der Strecke geblieben, was nun dringend angegangen werden müsse. „Für mich kam der Rücktritt überraschend“, sagt sie. Lange habe sie gehofft, dass Schmidt sein Amt wieder wahrnehmen könne.

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Parteiämter ruhen

Seit 2009 ist Nadine Bogedain Mitglied der SPD und seit 2013 im Ortsverein Sonsbeck aktiv. Vor vier Jahren hat sie den Vorsitz übernommen und seit 2017 ist sie auch stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbands Wesel. Diese Ämter lässt sie nun aber ruhen. Ihre Kandidatur sieht Bogedain nämlich unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit. „Es sind keine Kommunalwahlen, sondern eine reine Bürgermeisterwahl“, sagt sie. Da gehe es nicht um schwarz, gelb, rot oder grün. Zumal ihr durchaus bewusst sei, dass die Sitzverteilung im Gemeinderat unverändert bleibe. „Da die CDU die absolute Mehrheit hält, wäre es unsinnig, dagegen zu arbeiten“, sieht sie das ganz pragmatisch und setzt, sollte sie Bürgermeisterin werden, auf Neutralität. Letztlich müsse auch jedes einzelne Ratsmitglied nicht nach Parteibuch, sondern im Sinne der Bürger agieren. „Bürgermeister und Verwaltung sollten den Ratsmitgliedern deshalb möglichst detaillierte Informationen zur Verfügung stellen, damit diese dann darüber diskutieren und eine Entscheidung treffen können“, ist ihre Einstellung.

Transparenz, Prozessoptimierung und Beschlusskontrolle

Mit Blick auf Transparenz, Prozessoptimierung und Beschlusskontrolle sieht sie auf lokaler Ebene momentan reichlich Verbesserungsbedarf. Sie will ihre Verwaltungserfahrung nutzen, um Prozesse im Sonsbecker Rathaus zu analysieren und zu optimieren. Dazu zählt für Bogedain nicht nur die Notwendigkeit, die Digitalisierung voranzutreiben und die Verwaltung selbst zu einem modernen und attraktiven Arbeitsgeber zu machen, sondern auch die möglichst frühe Einbindung der Bürger. „Wenn beispielsweise ein Kita-Notbau errichtet werden muss, weil der Kreis dazu verpflichtet ist, ausreichend Kita-Plätze vorzuhalten, dann sollten die Anwohner nicht erst aus der Zeitung davon erfahren“, nennt Bogedain ein Beispiel. Hier hätte die Gemeinde aktiv auf die Anwohner zugehen können. Ebenso hätte man Kontakt zur Ortsbauernschaft aufnehmen können, bevor man über Flächen spekuliert, die für einen Wind- oder Solarpark in Betracht kämen. „Das soll kein Vorwurf sein“, stellt sie klar. Ihr ginge es darum, aufzuzeigen, wo man die Kommunikation verbessern könne.

Neben Interessengruppen und Anwohnern ist Bogedain auch dafür, Kinder nach ihrer Meinung zu fragen, wenn es etwa um die Umgestaltung von Spielplätzen geht. „Themenbezogen sollte man die Wünsche der Kinder berücksichtigen und ihnen damit zeigen, dass sie von der Politik ernst genommen werden“, sagt sie. Partizipation sei wichtig und es sei nie zu früh, um damit anzufangen. Gerade in Zeiten, in denen die Bürger ohnehin eine gewisse Politik- und Parteiverdrossenheit an den Tag legen und nur schwer zur Wahlurne zu bewegen sind. „Jede Stimme zählt und jeder Wähler entscheidet mit über die Zukunft in seinem Lebensumfeld“, ist Bogedain überzeugt.

Oppositionsparteien stehen geschlossen hinter Bogedain

Nah am Bürger möchte sie auch sein, sollte sie die Wahl gewinnen. „Ich werde einmal im Monat eine Sprechstunde anbieten und dort Themen sammeln, die den Sonsbeckern wichtig sind“, hat sie sich vorgenommen. Rückendeckung erhält die 46-Jährige, die als überparteiliche Kandidatin antritt, nicht nur von der SPD, sondern auch von den drei anderen Oppositionsparteien in Sonsbeck. Sowohl FDP, Grüne als auch die freie Wählergemeinschaft B.I.S. (Bürger in Sonsbeck) haben einstimmig ihre Unterstützung zugesagt. Es ist das erste Mal, dass sie Seite an Seite in den Wahlkampf gehen. Das ist natürlich in erster Linie deshalb möglich, weil die Bürgermeisterwahl losgelöst ist von der Kommunalwahl. Die steht erst 2025 wieder an. „Jetzt geht es erstmal nur darum, die beste Lösung für Sonsbeck zu finden“, sagt Bogedain. Und ihr sei durchaus bewusst, dass Gegenkandidat Matthias Broeckmann (CDU) durch seine Präsenz als langjähriger stellvertretender Bürgermeister im Vorteil ist.

Fest verwurzelt, engagiert und gut vernetzt

Fest verwurzelt, engagiert und gut vernetzt ist Nadine Bogedain allerdings auch. Sie ist unter anderem im Vorstand des Trägervereins sowie des Fördervereins der Realschule Sonsbeck tätig, zudem Mitglied im Förderverein des Katholischen Kindergartens (in den sie selbst schon als Kind gegangen ist), des Hot-Jugendzentrums, der Gemeindebücherei, der Sonsbecker Schulen, der Leichtathletikabteilung des SV Sonsbeck, im St.-Martin-Verein („Ich sitze zwar nicht auf dem Pferd, aber ich gehe mit der Spendendose von Haus zu Haus“, fügt sie augenzwinkernd hinzu), im Heimat- und Verkehrsverein und bei der Katholischen Frauengemeinschaft. Als Mutter von zwei Kindern (Marie, zwölf Jahre und Anni, neun Jahre) ist sie natürlich auch dann zur Stelle, wenn es um die Begleitung von Radfahrprüfungen geht oder man mal als (Schüler)Lotse aushelfen muss. Mangelndes Engagament in ihrer Heimatgemeinde kann man Bogedain also nicht vorwerfen. „Natürlich bringe ich mich auch ein“, sagt sie. Sie habe bislang nur eher selten in der vordersten Reihe gestanden. Das wird sich nun ändern. „Ich werde bald mein Wahlkampfbüro auf der Hochstraße 45 beziehen, eine Homepage ist in Arbeit und man wird mich in den nächsten Wochen auch an Wahlkampfständen kennenlernen können“, möchte sie gern mit allen Bürgern ins Gespräch kommen. „Darauf freue ich mich sehr“, sagt sie und ist guter Dinge mit Blick auf den 12. November, wenn die Sonsbecker ihre Stimme abgeben sollen. „Zur Wahl stehen zwei ganz unterschiedliche Typen. Nun muss man sehen, wem die Bürger zutrauen, die Gemeinde für die Zukunft gut aufzustellen.“

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