Solar Freundeskreis Nigeria
An der St. Joseph’s Institute in Agbani gibt es zurzeit keinerlei Stromversorgung. Fotos (3): privat

XANTEN. Als Klaus Wolfertz vom Freundeskreis Nigeria der Eine-Welt-Gruppe Xanten im Dezember aufrief, Geld für ein Solarprojekt in dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas zu spenden (die NN berichtete), war die Hoffnung groß, dass ein paar Euro zusammenkommen. Wie groß die Spendenbereitschaft letztendlich allerdings war, beeindruckte den langjährigen Mentor für Projekte in Nigeria aber doch sehr.

Denn das Spenden-Ziel von 10.000 Euro wurde schnell erreicht. „Da waren viele Kleinspenden wie 50 Euro, aber auch ein paar größere Summen dabei“, berichtet Wolfertz. Dank der Schmitz-Stiftung mit Sitz in Düsseldorf konnte die Summe am Ende vervierfacht werden, sodass nun 40.000 Euro für den Bau einer Solaranlage an der St. Joseph’s Institute – einem Internat in Agbani – zur Verfügung stehen.

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Solar Freundeskreis Nigeria
Die Internatsschüler in einem Klassenraum.

Das Schicksal der Menschen im afrikanischen Agbani hat die Niederrheiner offenbar sehr bewegt: Wenn die Sonne dort um 18 Uhr untergeht, geht der Tag nicht nur sprichwörtlich für viele Einwohner im westafrikanischen Nigeria zu Ende. Da sie keine zuverlässige Stromversorgung haben und ihre Lichtquellen Gefahren bergen, bleibt es bei ihnen bis zum nächsten Morgen um 6 Uhr, wenn die Sonne wieder aufgeht, dunkel. „Für sie ist der Tag also ab 18 Uhr wirklich vorbei. Sie können nichts mehr machen oder unternehmen“, erzählte Klaus Wolfertz bereits im Dezember.

Vielzahl an Projekten

In Enugu, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundestaates in Nigeria, sei Strom alles andere als selbstverständlich. „An einigen Tagen kommt er zumindest gelegentlich aus dem öffentlichen Stromnetz, an anderen Tagen aber gar keiner. Wenn Strom fließt, ist das Netz manchmal sogar so überlastet, dass es zusammenbricht und kein Strom ankommt“, sagte Wolfertz. Der Xantener lernte 1982 bei einem Pfarrfest in Xanten den in Österreich lebenden gebürtigen Nigerianer Mike Chukwuma kennen. Mit ihm verbindet ihn bis heute eine tiefe Freundschaft. Gemeinsam haben sie in den vergangenen Jahrzehnten mehrere Projekte umgesetzt. Im Frühjahr 1989 schickte der Freundeskreis Nigeria etwa den ersten Krankenwagen nach Westafrika. Im vergangenen Jahr hat er den Bau einer Grundschule in Nigeria finanziert.

Solaranlage in Enugu

Die Errichtung einer Solaranlage ist für den Freundeskreis Nigeria ebenfalls nicht neu. Eine erste Solaranlage wurde bereits im Laufe des vergangenen Jahres im St. Joseph’s Institute in Enugu angebracht. Sie hat der Freundeskreis Nigeria über eigene Mittel und Privatspenden realisiert. Damals konnten sie etwa 10.000 Euro zur Verfügung stellen. Dank der Solaranlage haben die Jugendlichen mit oder ohne Behinderung, die im St. Joseph’s Institute in Enugu leben, Solarlichter in der Nacht in ihren Schlafsälen – und das ist wichtig. Die nämlich als Lichtquelle dienenden Kerosinlampen zündeten in diesen Gebieten bereits diverse Male unter anderem Mosquito-Netze an.

Keine Stromversorgung

Am St. Joseph’s Institute in Agbani, das ebenfalls im Bundestaat Enugu – 20 Kilometer von der Hauptstadt Engugo entfernt – liegt, gehört das noch immer zum Alltag. Dort ist die Lage sehr prekär, da es in Agbani überhaupt keine Stromversorgung gibt. „Wie es in vielen afrikanischen Ländern üblich ist, werden die Großstädte beim Bau von Infrastruktur bevorzugt. Enugu ist eine Großstadt. Daher hat Enugu ausgebautes Stromnetz, allerdings mit regelmäßigem Stromausfall. Insbesondere die Versorgung der Dörfer mit Strom ist jedoch oft schlecht. Agbani ist ein Dorf. Deshalb funktioniert das Stromnetz dort kaum“, erklärt Chukwuma in einem Schreiben an Wolfertz.

Solar Freundeskreis Nigeria
Auch für das Wasser-Bohrloch wird Strom benötigt.

Mit dem Strom aus der Solaranlage soll aber nicht nur Licht geschaffen, sondern auch für sauberes (Trink-)Wasser gesorgt werden. „Trinkwasser war bis 2011 das schwerste Problem für die Bewohner in St. Joseph’s Agbani. Mit dem Aufbau eines etwa 70 Meter tiefen Wasser-Bohrlochs wurde das Problem teilweise gelöst. Jedoch braucht man dafür Strom, um das Wasser aus der Tiefe in den Tank oben zu pumpen“, erklärt Chukwuma. Die Solaranlage soll auch an dieser Stelle helfen.

Fertigstellung im Oktober

Mit dem Aufbau konnte im laufenden August begonnen werden. Bis Oktober soll die Anlage fertig installiert sein. Insgesamt 1000 bis 1300 Kilowatt sollen monatlich erzeugt werden können. Das reiche zumindest für die Grundversorgung, meint Wolfertz. „Mit unbeschreiblicher Freude haben wir die finanzielle Unterstützung für das Projekt durch Eure Hilfe erhalten. Wir haben sofort die Nachricht über Eure Hilfe an die Projektleitung in Nigeria weitergeleitet und das Geld überwiesen. Die Freude dort war auch entsprechend groß. Die Vorbereitungen für den Aufbau der Solaranlage wurden eingeleitet“, schreibt Chukwuma in einem Dankesbrief an Wolfertz.

An einem geplanten afrikanischen Abend am 18. November im evangelischen Jugendheim in Xanten möchte er sich nochmal persönlich bei allen Spendern bedanken und über die bis dahin hoffentlich vollendete Installation der Solaranlage exklusiv informieren.

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