RHEINBERG. Einmal im Jahr startet der Automobilclub Europa (ACE) eine bundesweite Initiative, bei der er bestimmte Aspekte der Verkehrssicherheit und des Verbraucherschutzes unter die Lupe nimmt. Die Schwerpunktfrage in diesem Jahr: „Kann Deutschland P+R?“. Auch in Rheinberg standen daher nun zwei Park and Ride-Plätze auf dem Prüfstand. Begleitet wurde diese Aktion des ACE-Kreis Niederrhein vom Landtagsabgeordneten René Schneider (SPD) und dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Stadtrat, Philipp Richter.

Laut dem Regionalbeauftragten des ACE-Kreis Niederrhein, Tolga Kaya, liege der Schwerpunkt der Diskurse zwar oft auf dem ÖPNV und darauf, den individuellen Verkehr in den Städten zu reduzieren, häufig vergessen würden dabei aber die P+R-Parkplätze – zu Unrecht, wie er findet. Diese Plätze sollen nämlich den Umstieg vom PKW auf öffentliche Verkehrsmittel erleichtern, den Autoverkehr reduzieren und somit die Umweltbelastungen senken. Zudem stellten sie laut Kaya ein Bindeglied zwischen ländlichen und städtischen Gebieten dar. Grund genug für den ACE, sich diese Parkplätze genauer anzuschauen.
Mit einer in vier Kategorien eingeteilten Checkliste – Angebot/Ausstattung, Sicherheit, Barrierefreiheit und zusätzliche Mobilitätsangebote – stand für Rheinberg zunächst der Parkplatz an der A57 auf dem Programm.

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P+R an der A57 fällt durch

Das Urteil der ehrenamtlich tätigen Prüfer ist deutlich ausgefallen: Wo 13 Punkte mit exzellent gleichzusetzen wären, kam er lediglich auf drei Punkte. Einige der Gründe dafür: fehlende Beleuchtung und mangelnde Barrierefreiheit. Das führe laut Kaya zu einem mangelhaften Sicherheitsgefühl, vor allem wenn es dunkel sei. Dennoch bleibt er optimistisch: „Dieser P+R-Parkplatz fällt zwar durch, aber es gibt Potenzial, ihn attraktiv zu gestalten.“ Vor allem angesichts seiner eigentlich guten Lage und der 50 Stellplätze. So empfehlen Kaya und seine Kollegen unter anderem Markierungen, um so deutlich abgetrennt vom Verkehr einen eigenen Fußgängerweg hin zur Bushaltestelle zu schaffen. Auch die bisher nur im Ein-Stunden-Takt stattfinden und somit unattraktiven Fahrten empfehlen sie aufzustocken.

Beim Thema „P+R“ an der A57 offenbarte sich zudem eine erste Gelegenheit zu einem kleinen Diskurs mit den anwesenden Politikvertretern. Als der ACE auch die fehlenden Ladesäulen kritisierte, nahm René Schneider dies zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass sich jene angesichts der hohen Kosten nicht überall lohnen würden.

Mehr Punkte für den Bahnhof

Wesentlich besser, nämlich mit guten 10,5 Punkten, schnitt der P+R-Parkplatz am Bahnhof ab. „Der erste Blick sagt, hier wurde etwas getan“, stellte Tolga Kaya direkt zu Anfang fest. Typisch für einen Bahnhof fiel natürlich zu allererst die Anbindung an die Regionalbahn, den Bus und die Taxen positiv auf. Aber auch die kostenfreien Parkplätze, die verschiedenen Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, die flächendeckende Beleuchtung und die Behindertenparkplätze merkten die Experten lobend an – auch wenn letztgenannte eher knapp den Größenanforderungen gerecht wurden.

Weniger schön: Fehlende E-Ladesäulen. Auch der Mangel an WCs und Mülleimern fiel negativ auf. Wie für den Parkplatz an der A57 hatten die Mitglieder des ACE auch für den Bahnhof noch ein paar Empfehlungen parat, um den Standort attraktiver zu gestalten: Carsharing-Möglichkeiten oder eine Radleihstation gehörten dazu.

Veränderungen anstoßen

Neben zwischenzeitlichen Gesprächen über bestimmte Aspekte des Themas hörten die beiden Vertreter aus der Politik aufmerksam zu, um daraus Schlussfolgerungen für die weitere Entwicklung der P+R-Situation ziehen zu können.

Genau das ist auch ein Zweck der jährlichen Clubinitiative. Die dabei gesammelten Daten und Erkenntnisse würden nicht nur in einem Heft veröffentlicht, sondern auch direkt an die Verantwortlichen weitergegeben. So zuletzt geschehen in 2022, als man sich der Autobahnrastplätze angenommen hatte. Hier teilte man die Erkenntnisse direkt der Autobahn GmbH mit.

„Die Aktionen führen zu etwas“, ists ich auch René Schneider sicher, der selbst Mitglied im ACE ist. Durch ihre Öffentlichkeit würden die Aktionen für mehr Druck sorgen, um die Veränderungen tatsächlich ins Rollen zu bringen. Das habe er auch in Kamp-Lintfort miterleben können, wo nach einer solchen Aktion eine neue Ampel zum Schutz von Radfahrern entstanden sei. In diesem Sinne werden bis Ende des Monats nun auch rund 300 P+R-Parkplätze untersucht, um Aufschluss über deren allgemeinen Zustand in Deutschland geben.

Schneider und Philipp Richter äußerten dahingehend auch lobende Worte an den ACE, der Mobilität mitdenke. „Wir müssen auch mal den Finger in die Wunde legen“, ist sich Schneider sicher. Nur so könne man sehen, was man besser machen könne. Dementsprechend endete das Treffen auch mit einem regen Austausch.

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