Miteinander von Mensch und Natur muss doch möglich sein

Bürgerinitiative Contra Rheinuferverbot sucht einvernehmliche Lösung

RHEINBERG. Wenn eine Bürgerinitiative im Namen das Wort „Contra“ führt, glaubt man es mit Gegnern zu tun zu haben. Wenn Janina Pollmann aus der Steuerungsgruppe von der Bürgerinitiative davon spricht „Wir streben ein Miteinander zwischen Natur und Mensch an“ – dann klingt es weniger wie ein Protest von „Neinsagern“, sondern mehr wie eine unterstützenswerte Aktion. Worum geht es den Rheinbergern?

Der Rhein vor der Haustüre ist für die Rheinberger ein beliebtes Erholungsgebiet.
Foto: privat

Janina Pollmann erklärt: „Unsere Bürgerinitiative Contra Rheinuferverbot hat sich im August gegründet und ist entstanden aus einer Bürgerbewegung. Wir wehren uns dagegen, dass uns der Zugang zum Rhein im Teilstück Ossenberg des Orsoyer Rheinbogens verwehrt wird, obwohl schon unsere Großeltern dort spazieren gingen und die Rheinberger diesen Ort vor der Haustüre zur Erholung nutzen.“ Den Einwand, dass es sich hier um ein Naturschutzgebiet handelt, lässt für sie nicht zwingend den Schluss zu, dass Menschen hier keinen Zutritt haben sollten. „Selbstverständlich respektieren wir die Schutzzonen für Tiere und Pflanzen. Wir möchten nicht querfeldein über Wiesen laufen, sondern lediglich die Trampelpfade weiterhin nutzen dürfen, über die schon unsere Großeltern zum Rhein gelangt sind. Dabei handelt es sich maximal um 800 Meter.“
Doch es ist ja auch zugleich ein FFH- Gebiet im Rahmen des europäischen Vogelschutzes, das besonders schützenswert ist. Der KreisWesel hat sich daher entschlossen, seit diesem Jahr Ranger vom Regionalverband Ruhr (RVR) einzusetzen, die auf die Einhaltung des Naturschutzes achten (die NN berichteten). „Wir halten den Einsatz der Ranger für absolut sinnvoll. Selbstverständlich wollen auch wir die Natur schützen und sind gegen frei laufende Hunde oder Leute, die hier Partys feiern, Feuer machen, grillen und ihren Müll hinterlassen.“, bezieht Janina Pollmann Position der Bürgerinititative. Doch mit der Distanzierung zu den „Unbelehrbaren“ plädoyiert sie gleichzeitig für den Zugang von Erholungssuchenden zum Rhein mit folgenden Argumenten: „Auf der einen Seite vom Naturschutzgebiet wird Kies abgebaut, auf der anderen an der Momm , wo viele seltene Tier-und Pflanzenarten zu sehen sind, soll ein Ruhehafen für die Schiffe gebaut werden. Es ist Platz für die Industrie, warum nicht auch für uns Menschen? Es gibt andernorts gute Beispiele, wie das Miteinander funktioniert. Auch die Bislicher Insel bei Xanten ist, ebenso wie das Gebiet des Rheinbogens in Ossenberg, Teil des FFH Vogelschutzgebietes. In diesem Gebiet ist es auf den ausgewiesenen Wegen erlaubt, zu Fuß oder mit dem Fahrrad die Natur zu erleben. Auch der Hund ist, angeleint und gut erzogen, ein gern gesehener Gast. Was dort möglich ist, müsste doch auc h in Rheinberg funktionieren.“ Diese Aussage ergänzt Janina Pollmann mit dem Hinweis, dass es absolut nicht nur um Hundebesitzer geht, sondern um alle Menschen, die den Aufenthalt am Rhein zur Entspannung nutzen.
Bleibt die Frage , warum die Spaziergänger nicht den offiziellen Weg am Orsoyer Land und über die Deichkrone nehmen können. „Zum einen ist der Weg über die Deichkrone auch ein ausgewiesener Radweg, der von vielen Radtouristen gerne genutzt wird. Bei gutem Wetter und am Wochenende ist er viel zu eng, um sowohl Radfahrer als auch Spaziergänger aufzunehmen. Außerdem ist dieser Zugang ein sehr beliebter Treffpunkt von meist jungen Leuten, die aus dem Ruhrgebiet oder den Niederlanden anreisen. Dort gibt’s wildes Angeln, Prostitution und Dealerei. Kein Rheinberger fühlt sich dort wohl, er meidet dieses Gebiet.“
Also bleibt aus Sicht der Bürgerinitiative nur der Erhalt der Trampelpfade, um am Rhein Erholung zu finden. „Natürlich wissen wir auch, dass es nicht so wie früher gehen kann, wo jeder überall laufen konnte. Daher suchen wir ja eine einvernehmliche Lösung und sind in Kontakt mit dem NABU, der Biologischen Station und dem RVR und finden dort durchaus positive Resonanz,“ berichtet Janina Pollmann aus der bisher geleisteten Arbeit der Bürgerinitiative, zu der inzwischen über 300 Mitglieder gehören. Monatlich treffen sich Interessierte zum Stammtisch, um das weitere Vorgehen abzusprechen (nächster Termin Freitag, 25. Oktober um 20 Uhr in der „Alten Apotheke“ am Markt Rheinberg (weitere Infos unter www.mein-vater-rhein.de)
Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, hat die Steuerungsgruppe, die aus zehn Leuten besteht, eine Unterschriftenaktion initiiert. 1.600 Unterstützer hat die Bürgerinitiative Contra Rheinuferverbot bereits gefunden. Diese Unterschriftensammlung möchte sie am 29. Oktober im Kreishaus übergeben in der Hoffnung auf Gesprächsbereitschaft und gemeinsame Lösungsfindung.

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