Neue Chancen am Arbeitsmarkt

Diskussionen beim Unternehmerfrühstück in Xanten über das „Teilhabechancengesetz“

XANTEN. 120 Firmenvertreter folgten der Einladung zum Unternehmerfrühstück und trafen sich am Dienstag im Sitzungssaal des Xantener Rathauses. Christian Boßmann, Wirtschaftsförderer der Stadt Xanten, betonte: „Im Vordergrund steht der Erfahrungsaustausch der Gewerbetreibenden unterein­ander und die Kontaktpflege. Außerdem haben wir Günter Holzum vom Jobcenter Kreis Wesel und Christian Reißung von der Agentur für Arbeit als Referenten gewinnen können, die über das neue Teilhabechancengesetz informieren werden.“

120 Gewerbetreibende kamen zum Unternehmerfrühstück in den Ratssaal nach Xanten.
NN-Foto: Lorelies Christian

Nach dem gemeinsamen Frühstück begrüßte Bürgermeister Thomas Görtz die Runde: „Ich freue mich, dass wir wieder Ihr Interesse wecken konnten und auch auf die Ausführungen zu einem hochaktuellen Thema. Ich wünsche allen angeregte Gespräche!“
Dann begann der Part von Günter Holzum, der zunächst das sperrig klingende Wort „Teilhabechancengesetz“ erklärte und dann die praktische Umsetzung sowie die Fördermöglichkeiten erläuterte. Das Gesetz, das am 1. Januar in Kraft getreten ist, soll zum einen die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen (mindestens zwei Jahre arbeitslos) ermöglichen und auch Menschen, die schon mindestens sechs Jahre lang von Hartz IV leben, die „Teilnahme an den Arbeitsmarkt“ öffnen. Erst am 22. Januar haben Vertreter von Politik, Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften, kommunalen Spitzenverbänden, der Freien Wohlfahrtspflege und der Bundesagentur für Arbeit eine Absichtserklärung zum Teilhabechancengesetz unterzeichnet mit dem Ziel die Langzeitarbeitslosigkeit zu reduzieren. Dazu sollen alleine in NRW 15.000 neue Stellen geschaffen werden. Bis zum 1.1.2025 können die Fördermittel beantragt werden (zum 31.12.2029 läuft die Vereinbarung aus). Idealerweise soll durch die Förderung den Menschen eine Brücke zum ersten Arbeitsmarkt gebaut werden. Holzum erläuterte das Konzept vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales, wonach der gemeinsame Arbeitgeber-Service vom Jobcenter und die Agentur für Arbeit Wesel nicht nur finanziell fördern, sondern auch für die Betreuung der Arbeitnehmer zuständig sind. Zur Eingliederung von Langzeitarbeitslosen wird im 1. Jahr ein 75-prozentiger Zuschuss (im 2. Jahr 50 Prozent) gewährt, ein Anteil an die Sozialversicherung geleistet, das Coaching der Arbeitnehmer übernommen und weitere Qualifizierungsmaßnahmen angeboten. Zur Teilhabe am Arbeitsmarkt (für Personen, die über sechs Jahre arbeitslos sind /Menschen mit minderjährigem Kind oder schwerbehinderte nach fünf Jahren Hartz IV) gibt es einen gestaffelten Zuschuss über fünf Jahre – von 100 bis 70 Prozent und ebenfalls persönliche Betreuung durchs Arbeitsamt.
Lohnkostenzuschuss sowie individuelle Unterstützung und Betreuung durch die Agentur für Arbeit sind natürlich ein Anreiz für Unternehmer, die offen sind, Langzeitarbeitslosen eine Chance zu geben. Für den Kreis Wesel ist das Ziel, 240 Langzeitarbeitslose einzugliedern und 84 Menschen die Teilhabe am Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Angesprochen wurden bereits Arbeitgeber, die bisher am Bundesprogramm „Soziale Teilhabe“ teilnahmen (zum Beispiel Wohlfahrtsverbände und Kommunen), 100 Stellen konnten so schon vergeben werden. Holzum warb nun in Xanten vor diesem potentiellen Arbeitgeberkreis. Obwohl schon jetzt Fachkräftemangel herrscht, sind viele Arbeitgeber skeptisch, ob es gelingen kann, Menschen, die jahrelang „arbeitsmarktfern“ waren, wieder an die Anforderungen des normalen Arbeitslebens heranführen zu können. So kamen Fragen auf, ob Geld zurückgezahlt werden müsse, wenn die Eingliederung nicht klappt. Holzum: „Nein, es gilt die normale Probezeit“. Oder ob auch Teilzeit möglich sei, da eine 38-Stunden-Woche wohl zu hart sei für Menschen, die lange nicht gearbeitet haben. „Ja, Teilzeit ist möglich. Mindestens 15 Wochenstunden sind zu leisten“, so Holzum.
Christian Reßing,, Teamleiter Arbeitgeber-Service Agentur für Arbeit Wesel, stellte sich und das zuständige Team vor, dass im Kreis Wesel mit insgesamt 55 Beratern 11.000 Unternehmer betreut. Er ermunterte die Xantener sehr sympathisch und doch eindringlich, Hilfe und Beratung bei der Personalgewinnung in Anspruch zu nehmen und auch Menschen mit geringen Qualifikationen Chancen zu geben. Er stellte die vielen unterschiedlichen Fördermöglichkeiten auch für Aus- und Weiterbildung vor. Das aufmerksame Publikum zollte abschließend viel Applaus für die interessanten Vorträge.

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