Bleibt Sonsbeck die grüne Perle am Niederrhein

Landwirte lehnen Zustimmung zum Regionalplan Ruhr ab. Sie sind gegen geplantes Industriegebiet, für das sie insgesamt 86 Hektar Fläche opfern müssten

SONSBECK. Sonsbeck nennt sich gerne die „Grüne Perle vom Niederrhein“ – angesichts der ländlichen Struktur gut nachvollziehbar. Für naturverbundene Menschen ist Sonsbeck auch ein beliebter Wohnort und selbstverständlich haben sich auch Gewerbebetriebe angesiedelt. Immer mehr landwirtschaftliche Flächen mussten bereits in der Vergangenheit weichen. Doch was nun der Regionalplan Ruhr vorsieht, bringt die örtlichen Landwirte auf die Palme.

Landwirte sorgen sich um Sonsbecks Zukunft (v.l.): Axel Fröhlich, Frank Terhorst, Berthold von Quistorp (stellv. Verbandsvorsteher Kervenheimer Mühlenfleuth), Johannes van Betteray und Stephan Hufer, Vertretung der Kreisbauernschaft Wesel.
NN-Foto: Lorelies Christian

Konkret geht es um die Ausweitung von 43 Hektar Fläche südlich der Alpener Straße, auf die sich Großindustrie ansiedeln könnte. Ortslandwirtin Ellen Rottmann rechnet vor: „Der Regionalplan sieht vor, dass über 100 Hektar wertvollen Naturraumes vernichtet werden soll. Dabei handelt es sich um 32 Hektar für Wohnbaufläche, 25 Hektar Gewerbefläche und 43 Hektar für Großindustrie. Dazu kommen noch Ausgleichsflächen für die Versiegelung, also etwa noch einmal die gleiche Größenordnung.“ Anschaulich hat sie die vorgesehene Fläche für Industriebetriebe aus einem Plan ausgeschnitten und auf die Sonsbecker Wohnfläche gelegt, halb Sonsbeck ist verschwunden, legt man die Ausgleichsfläche hinzu, ist sozusagen Sonsbeck „ganz verschwunden“. „Wir richten unsere Argumente zur ‚Ablehnung des Regionalplanes gegen den Kooperationsstandort Industrie entlang der Alpener Straße und gegen die deutlich überdimensionierte Ausweisung von Wohnflächen“, erläutert sie den Protest, den die Landwirte bereits in der letzten Bauausschuss-Sitzung geäußert haben. „Kooperations­standort“ ist ein Begriff im Zusammenhang mit der Neuaufstellung des Regionalplanes für die Metropole Ruhr, zu der auch Sonsbeck gehört. „Diese regionalen Kooperationsstandorte sollen in interkommunaler Zusammenarbeit entwickelt werden und dabei optimale Standortbedingungen für große Betriebsansiedlungen bieten“ lautet der Beschluss der Verbandsversammlung. Ausdrücklich werden alle Beteiligten um eine Stellungnahme zum Entwurf gebeten. Sonsbeck hat bereits in einer Stellungnahme gegenüber dem Kreis Wesel zugestimmt. So heißt es „Die Ausweisung einer solchen Fläche (für überörtliche gewerbliche Bedarfe) wird begrüßt und wurde … im Rat der Gemeinde Sonsbeck am 11. Oktober 2018 beraten und zugestimmt.“
Jetzt versuchen die Landwirte mit Argumenten die Politiker umzustimmen. Im Bauausschuss wurde kein Beschluss gefasst, morgen tagt der Rat ab 18 Uhr im Kastell und wird noch einmal das Thema erörtern. Die SPD hat sich bereits festgelegt und will eine Ablehnung.
Die Landwirte sehen nicht nur ihre eigene berufliche Existenz bedroht, sondern machen aufmerksam auf die Folgen weiterer Verdichtung. Berthold von Quistorp ist Fachmann (stellvertretender Verbandsvorsteher Kervenheimer Fleuth) und befürchtet bei Regen „Wassermassen mit unkalkulierbaren Überflutungsrisiko für den gesamten Ort“. Ein weiterer Einwand: Verkehrstechnisch läge das Industriegebiet ungünstig, der lärmende und stinkende Lkw- und Autoverkehr müsse durch Sonsbeck oder durch die Bönninghardt, um die Autobahn zu erreichen. Auch wenn die Gemeindeverwaltung versichert, dass die letztendliche Planungshoheit bei der Kommune liege, rufen die Landwirte auf: „Wehret den Anfängen!“

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