Warum ein Bild der ausgetrockneten Elbe im Jahr 1904 keinen „Klima-Schwindel“ beweist

Ein Facebook-Beitrag suggeriert, Trockenperioden hätten nichts mit dem Klimawandel zu tun. So habe es 1904 kein Wasser in der Elbe gegeben. Fakt ist: Trockenperioden gab es schon immer, doch sie werden durch den Klimawandel wahrscheinlicher.

„52 Jahre Klima-Schwindel — 52 Jahre Milliardengeschäfte“: Mit diesen Worten beginnt ein Beitrag auf Facebook, in dem ein Foto vom ausgetrockneten Flussbett der Elbe an der Augustusbrücke in Dresden im Jahr 1904 gezeigt wird. Der Beitrag suggeriert, dass Trockenperioden nichts mit dem Klimawandel zu tun hätten. Wir erklären, weshalb diese Argumentation irreführend ist.

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Beiträge, wie der zum Niedrigwasser der Elbe, finden sich haufenweise im Netz – und haben alle etwas gemeinsam: Sie verkürzen komplexe Sachverhalte und lassen Kontext aus. Denn
Hitze- und Dürreperioden sind selten, treten aber unabhängig vom Klima immer mal wieder auf; die langfristige Erwärmung des Klimas verursacht solche Ereignisse nicht direkt. Laut Forschenden kann es jedoch aufgrund des Klimawandels sein, dass Extremwetter-Lagen grundsätzlich häufiger und intensiver auftreten. Dazu zählen auch Starkregen und Überschwemmungen.

Niedrigwasser der Elbe ist ein sehr seltenes Ereignis

Durch eine Google-Bilder-Rückwärtssuche findet sich ein Artikel der Sächsischen Zeitung über die damaligen Ereignisse an der Elbe. Der Wasserpegel war im Juli und August 1904 in Dresden extrem niedrig. Ein Vergleich der damaligen Wasserstände mit heute ist laut Experten aber nicht sinnvoll, da sich das Flussbett der Elbe stark verändert hat.

Als Hauptursachen für das Niedrigwasser 1904 nennt die Bundesanstalt für Gewässerkunde auf unsere Nachfrage „eine anhaltende sommerliche Trockenheit im Einzugsgebiet des Pegels“, sowie den fehlenden Einfluss von Wasser durch Talsperren (die es damals noch nicht gab). Ein Sprecher teilte mit, dass extreme Ereignisse wie das damalige Niedrigwasser unter verschiedenen Klimabedingungen auftreten könnten. Durch den Klimawandel könnten sie sich aber häufen.

Laut Bundesanstalt für Gewässerkunde war der Zeitraum seit 2011 durch „Sequenz von Dürrejahren“ charakterisiert

Wie uns die Bundesanstalt für Gewässerkunde weiter mitteilte, ist insbesondere die jüngere
Vergangenheit seit 2011 in Deutschland durch eine Sequenz von Dürrejahren charakterisiert. Wie viel Wasser sich in der Elbe befinde, lasse sich am Wert des sogenannten Niedrigwasserabflusses ablesen. Dieser Wert zeigt, dass sich in der Elbe seit den 90er Jahren tendenziell weniger Wasser befindet als in den beiden Jahrzehnten davor.

Wir haben außerdem beim Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung nachgefragt, inwieweit sich die damalige Trockenheit mit dem Klimawandel vergleichen lässt. Ein Sprecher schrieb uns per E-Mail, es habe regional und zeitlich immer Wetter- und Klima-Schwankungen gegeben. „Das ändert aber nichts daran, dass wir heute im globalen Mittel einen langjährigen und in der Geschichte der menschlichen Zivilisation nie dagewesenen Trend höherer Temperaturen und zunehmender Wetterextreme sehen“.

Laut einer Analyse von weltweiten Beobachtungsdaten, die das Institut im Oktober 2021
veröffentlichte, habe die Häufigkeit monatlicher Hitze-Extreme in den letzten zehn
Jahren im Vergleich zu 1951 bis 1980 um das 90-fache zugenommen.

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