Am Wochenende durften die Steuerungsgruppe „Fairtrade Town“ und Bürgermeister Sven Kaiser offiziell die Auszeichnung zur „Fairtrade Town“ von Manfred Holz, Ehrenbotschafter von Fairtrade, entgegennehmen. NN-Foto: Gerhard Seybert

GELDERN. Samstagmorgen, 11 Uhr: „Normalerweise sind die meisten von uns samstags um diese Uhrzeit wohl einkaufen“, scherzt Chadia Hamadé, die die Auszeichnungsfeier zur Fairtrade-Town Geldern moderierte. Um Einkaufen ging es bei diesem Anlass aber trotzdem, sogar viel weitreichender, als der übliche Samstagseinkauf vielleicht ist, denn Geldern hat nach einer einjährigen Arbeitsphase der Steuerungsgruppe offiziell die Auszeichnung „Fairtrade Town“ bekommen.

Ins Rollen gebracht hatten Elisabeth und Hubertus Heix den Ball. Das Ehepaar engagiert sich seit Jahren im Weltladen in Geldern. Für die beiden ist das Thema „Fairtrade“ eine Lebenseinstellung: „Wenn jeder etwas fair einkauft, tut sich in der Welt schon eine ganze Menge“, erklärt Elisabeth Heix. Für das Ehepaar bedeutet die Auszeichnung eine ganze Menge: „Ich bin ein echter Geldrianer un wollte meiner Heimatstadt gerne etwas zurückgeben“, erklärt Hubertus Heix. Gemeinsam mit seiner Ehefrau ist er vor einem Jahr zu Bürgermeister Sven Kaiser gegangen, um ihn von der Idee zu überzeugen, dass Geldern die Auszeichnung zur Fairtrade-Town bekommen soll: „Ein Jahr später stehen wir jetzt hier und bekommen die Auszeichnung“, freut sich Kaiser über die schnelle Umsetzung. Diese wäre allerdings nicht ohne die 15-köpfige Steuerungsgruppe möglich gewesen.

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52 Partner und Unterstützer

Viele Gespräche sind im letzten Jahr von der Steuerungsgruppe erfolgreich geführt worden. 52 Partner und Unterstützer konnte das Team von der Idee der „Fairtrade Town“ bereits überzeugen: „Der Unterschied zwischen Partnern und Unterstützern ist der, dass unsere 15 Partner auch selbst faire Produkte verkaufen. Unterstützer müssen hingegen mindestens ein faires Produkt in ihrem Betrieb verwenden“, so Heix. Zu den Unterstützern können neben Betrieben aber auch Schulen oder Vereine zählen.

Ein Unterstützer ist zum Beispiel die Liebfrauenschule Geldern. Drei Schülerinnen waren gemeinsam mit ihrem Sozialwissenschaftslehrer Joachim Domogala zur Auszeichnungsfeier gekommen, um ihre Gedanken zu dem Thema „Fairtrade“ mitzuteilen: „Wir sind froh, dass bei uns in der Schule bereits so viel zum Thema gemacht wird“, erklärt Jasmin und zählt auf, „neben einer Öko-AG werden unsere Abschluss T-Shirts zum Beispiel auch fairtrade sein.“ Für Emma, Jasmin und Lena ist es eine Selbstverständlichkeit, sich mit solch wichtigen Themen auseinanderzusetzen: „Wenn man die Macht hat, etwas zu verändern, sollte man sie auch einsetzen“, erklärt Emma.

Auch Schulen machen mit

Dass man schon im Kleinen einiges zur Veränderung beitragen kann, erklärt Joachim Domogala: „Es reicht ja, wenn man hinterfragt, woher der Kaffee kommt, den man trinkt. Die Konsumenten bestimmen mit ihrem Portemonnaie.“ Auch die Gesamtschule Geldern ist ein Unterstützer der „Fairtrade Town“: „Bei uns gibt es in diesem Jahr zum Beispiel zu St. Martin Laternen aus Milchtüten“, erklärt Tanja Rathmer-Naundorf, Schulleiterin der Gesamtschule und ergänzt, „wir haben Kinder an unseren Schulen, die wir erziehen. Denen solche Themen nicht beizubringen, können wir uns nicht erlauben.“

Zweite Fairtrade-Town im Kreis Kleve

Bevor es zur offiziellen Urkundenübergabe kam, verzauberten Dara Daraei und Andeshir Kanani das Publikum noch mit ihrem Gesang und Klängen auf der Gitarre. Dann wurde es ernst und Manfred Holz, Ehrenbotschafter von Fairtrade übernahm das Wort: „My fair ladies and gentlemen“, scherzte er zu Begrüßung, „ab heute dürfen sich die Bürger der Stadt offiziell so nennen, denn ab heute ist Geldern die zweite Stadt im Kreis Kleve mit der Auszeichnung zur ‚Fairtrade Town‘“, erklärte Holz und fügte hinzu, „ab heute ist Geldern in der Champions League mit Städten wie Amsterdam, Paris und München – denn sie alle sind auch bereits ‚Fairtrade Town‘“. Deutschlandweit ist Geldern die 642. Stadt, die die Auszeichnung verliehen bekommt, in NRW die 143. Das Thema Fairtrade wachse zwar, erklärte Holz, das Bewusstsein für gerechte Produktionsbedingungen sowie soziale und umweltschonende Herstellungs- und Handelsstrukturen könne jedoch noch stärker wachsen: „Wenn auf der Welt so viel geteilt würde, wie bei Facebook, gäbe es keine Armut mehr“, so Holz.

Geldern habe mit der geleisteten Arbeit im letzten Jahr jedoch gezeigt, dass die Stadt auf dem richtigen Weg ist. Stillstand ist jetzt allerdings trotzdem nicht möglich, denn die Rezertifizierung zur „Fairtrade Town“ steht bereits in zwei Jahren an.

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