XANTEN/NIEDERRHEIN. Ein Welterbe-Status der Unesco ist eine große Chance – auch international gesehen: Mit dem Niedergermanischen Limes hat NRW und damit auch der Niederrhein somit etwas ganz Besonders zu bieten. Um dieses Potenzial für den Wirtschaftsfaktor Tourismus über bereits bestehende Angebote hinaus auszuschöpfen und gleichzeitig eine gemeinsame Haltung von Touristikern und Bodendenkmalpflegern zu finden, fand im Entdeckerforum des APX zuletzt eine zweitägige Tagung als Startschuss für die zukünftige Zusammenarbeit statt.

„Der Niedergermanische Limes ist Teil der früheren Grenze des Römischen Reiches und kann daher viele Geschichten erzählen“, sagt Dr. Heike Döll-König von Tourismus NRW. Das nunmehr 6. Welterbe in NRW ist groß: Einen derartigen Kulturschatz so effektiv wie möglich zu vermitteln und touristisch beziehungsweise wirtschaftlich zu vermarkten, geht daher am besten Hand in Hand mit allen Akteuren. Daher sind viele der Einladung des LVR, der Tourismus NRW und der Niederrhein Tourismus gefolgt: 130 Fachleute aus Archäologie, Kulturvermittlung, Museumsarbeit auf der einen Seite und Tourismus auf der anderen haben sich in Xanten zu Vorträgen und Workshops zusammengefunden.

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„Wir können große Synergien aufbauen“, zeigt sich APX-Leiter Dr. Martin Müller von der Zusammenarbeit überzeugt. Er betont die gemeinsamen Interessen, aber eine gemeinsame Linie müssen die Beteiligten dennoch erst ausarbeiten. „Wir müssen zwei Seiten verbinden, die unterschiedliche Sprachen sprechen“, erläutert Dr. Erich Claßen, Leiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland.

Wertschöpfung für die Region

Aber das Ziel ist klar: „Wertschöpfung für die Region“ generieren, formuliert es Martina Baumgärtner von Niederrhein Tourismus. Das Welterbe attraktiv und barrierefrei präsentieren möchte man zum einen deutschen Touristen. „Mittlerweile entdecken die Menschen Deutschland für sich neu“, erklärt Döll-König. Aber auch den internationalen Markt haben die Verantwortlichen im Blick. „Kultur hat für NRW eine sehr hohe Bedeutung.“
„Overtourism“ mit überbordenden Menschenmassen soll es aber nicht geben, denn auch der Schutz des Bodendenkmals nimmt großen Stellenwert ein. „Ich hoffe, dass von der Tagung ein Spirit ausgehen wird, dass zukünftig alle weiterhin an einem Tisch sitzen werden“, sagt Döll-König.

Die Voraussetzungen für das Vorhaben sind ziemlich gut: „40 Prozent der reisenden Deutschen wollen sich eine Welterbestätte ansehen, wenn sie in der Nähe des Urlaubsortes ist“, erläutert Döll-König ein Beispiel. Weiterhin führt sie aus, dass 46 Prozent der Übernachtungen in NRW bereits in den Regionen stattfinden, durch die der Limes läuft. „Er trifft also auf eine sehr entwickelte touristische Struktur.“ Jetzt gehe es darum, die Leute abzuholen.

Wichtig ist den Verantwortlichen jedoch, für eine ansprechende Vermittlung die Eigenheiten der 24 Limes-Plätze in NRW zu berücksichtigen, denn jedes Gebiet bringe eigene Anforderungen mit sich. Beim Niederrhein als Radregion dürfte daher zukünftig die sinnvolle Anbindung an das bestehende Radwegenetz von Bedeutung sein. Für alle Limes-Plätze gilt: die Angebote sollen attraktiv, zugänglich, nachhaltig und langfristig sein, abgestimmt auf die Bedürfnisse der Zielgruppe. „Die muss man von Anfang an mitdenken“, sagt Döll-König.

Die Tagung wurde gefördert durch das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes NRW.

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