KREIS WESEL. Der Berufskolleg Campus des Kreises Wesel in Moers (BCM) hat einen neuen Meilenstein erreicht: Nach rund fünf Jahren Bauzeit wurden nun mit einem Festakt die neuen Räumlichkeiten des Berufskollegs für Technik (BKT) offiziell eröffnet. Begonnen hatte der Unterricht hier jedoch bereits im August, nachdem der erste Bauabschnitt des BCM im Juni fertiggestellt worden war.
Es ist das Großprojekt schlechthin für den Kreis Wesel: „Der Niederrhein Kreis Wesel investiert mit seinem bisher größten Bauprojekt knapp 139 Millionen Euro in die Zukunft. Der neue Berufskolleg Campus ist ein entscheidender Baustein für unsere fachlich und qualitativ hochwertige sowie richtungsweisende Ausbildungsstruktur in der Region“, erklärt Landrat Ingo Brohl.
Auch die Leiter der dort ansässigen Schulen, Peter Dischhäuser (BKT), Marlies Zimmermann-Schubert (Mercator-Berufskolleg), Christian Graack (Hermann-Gmeiner Berufskolleg) und Gernot Mangold (Berufsfachschule für Pflege und Gesundheit) loben das Projekt. „Wir freuen uns, dass der Kreis so viel Geld investiert hat, um berufliche Bildung aufzuwerten. Der Fachkräftemangel ist immer ein Thema“, sagt Dischhäuser. Vollendet werden soll das Projekt 2024, sodass am Ende rund 5.000 Schüler am gesamten Campus unterrichtet werden sollen.

Verstärkte Zusammenarbeit

Am BKT lernen jedoch bereits jetzt schon rund 1.800 junge Menschen unter modernen Standards. Dischhäuser findet: „Berufliche Bildung kann auch beim Lernort mit Universitäten mithalten.“ Wie sehr sich Schule verändert hat, verbildlicht bereits das großzügige Forum – ein Pausen- und Versammlungsraum für größere Veranstaltungen –, welches sich die Schulen miteinander teilen.
Stichwort Zusammenarbeit: Diese soll am Campus eine große Rolle spielen, auch wenn die Schulen nach wie vor eigenständig agieren. Schon seit Jahren gibt es zum Beispiel eine Zusammenarbeit in der Ausbildung der Fachinformatiker. Bald dürfte sich das Potenzial aber wesentlich besser ausschöpfen lassen: Befördert durch die zukünftig kürzeren Wege und die verbesserte Ausstattung soll die Zusammenarbeit nämlich weiter intensiviert werden, während man die Ressourcen miteinander teilt. Das schließt den Austausch von Fachkollegen ein, die in anderen Berufskollegs in manchen Bereichen fehlen. Graack spricht zudem von einer gemeinsamen Steuergruppe – unterstützt durch eine Unternehmensberatung – die daran arbeite, weitere Schnittpunkte und Kooperationsmöglichkeiten aufzutun: etwa in Sachen Beratung und Anschlussperspektiven für die Schüler, aber auch beim schulkulturellen Wachstum.
„Wir freuen uns auf die noch intensivere Zusammenarbeit. Der Campus ist zwar weitläufig, aber wir können zukünftig relativ schnell kooperieren“, erklärt Zimmermann-Schubert. Die so entstehenden Synergieeffekte kämen vor allem den Schülern zugute, betont sie. Neue Ideen gebe es bereits zu der Frage, wie man Jugendliche in der Berufsorientierung ausbildungsfähig mache. „Viele Jugendliche wissen bei der Anmeldung noch nicht, ob das Feld Gesundheit, Technik oder das Kaufmännische das Richtige für sie ist.“
Was den Schulalltag für alle stark verbessern dürfte, sind das moderne Ambiente und die vorbildliche, zeitgemäße Ausstattung. Beispiele dafür präsentierten die Schulleiter und einige der Verantwortlichen der Presse bei einem Rundgang durch das BKT.

Hochwertige Ausstattung

Den Anfang machte dabei das gemütliche, „höchstwertig“ ausgestattete Lehrerzimmer, das von einem Raum mit Lehrerarbeitsplätzen getrennt wurde, um die Pausenqualität zu gewährleisten. Laut Peter Dischhäuser ein großer Pluspunkt, wenn es darum geht, neue Lehrkräfte für sich zu gewinnen. „Es handelt sich ja schließlich um einen Bewerbermarkt.“

In den geräumigen Klassenräumen dagegen werden auch schon die Vorteile für Schüler sichtbar, denn hier verschmelzen Theorie und Praxis miteinander. „Die normale Klassenraumgröße mit 64 Quadratmetern reicht bei uns in der beruflichen Praxis in der Technik nicht aus.“ Stattdessen stehen rund 100 Quadratmeter zur Verfügung, die zum Beispiel im Klassenzimmer der Metallbauer neben hochwertigen Holztischen und dem Smartboard auch berufsspezifischen Maschinen für kleinere, praktische Arbeiten Platz bieten, wenn jene sich ergeben.

„Jeder Raum sieht anders aus und man muss nichts aufbauen“, erklärt Dischhäuser. „Die Tischler haben Holzbänke, die Maler eine Wand für Tapeten, die Elektroniker Versuchstafeln“, nennt er weitere Beispiele. Die „großen“ praktischen Arbeiten werden natürlich nach wie vor in den Werkstätten erledigt. „Jedes Gewerk hat eine.“
Das digitale Lernen nimmt ebenfalls immer mehr Fahrt auf: Lehrer wie auch Schüler arbeiten auf den Berufskollegs mit Ipads, das volle Office365-Programm steht zur Verfügung und das WLAN zeigt sich so stark wie nie zuvor – es gibt ein Netzwerk für die Schüler und eines für Unterrichtszwecke.

Großer Sprung nach vorn

Dass die Schulinfrastruktur im Vergleich zu den alten Räumlichkeiten einen großen Sprung gemacht hat, wird beim Rundgang offensichtlich, Peter Dischhäuser spricht gar von einer Verbesserung von „200 Prozent.“ Oder wie Graack es mit einem Lachen formuliert: „Wie ein Sprung vom Iphone I zum Iphone 14 pro“ Die Begeisterung ist bei allen Beteiligten unüberhörbar.
Dass eine angenehme und wertige Arbeitsatmosphäre, oft angelehnt an die berufliche Praxis, eine „Herzensangelegenheit“ war, wie Dischhäuser sagt, zeigen auch die zwölf stets anders ausstaffierten Differenzierungsräume für Gruppen- und Einzelarbeiten außerhalb der Klassenräume. Die Ausstattung ist bei diesen zwar ebenfalls noch nicht final, worum es geht, wird aber schon jetzt deutlich.
So bietet einer von ihnen durch die großen Fenster sogar einen Blick nach unten in den großen Innenhof des BKT. Selbst die Flure laden immer wieder mit Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein, während die Lichthöfe mit ihrem Tageslicht ihr übriges für eine freundliche Atmosphäre tun. Damit sich bei so viel Tageslicht im Sommer niemand einen Sonnenbrand holt, ist auch an die Beschattung gedacht worden.
Bei den Schülern komme das Konzept mit seiner campusartigen Atmosphäre sehr gut an, weiß Dischhäuser. Und das nicht nur im Unterricht: „Sie sitzen hier und spielen in den Pausen Uno“, merkt er mit einem Lachen an.
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