Neuer Film zeigt Groin als “die Keimzelle von Rees”

Mix aus Doku und Heimatfilm: Premiere am Mittwoch, 6. September

Der Filmemacher und seine Protagonisten
Der Filmemacher und seine Protagonisten: (v. l.) Wolfgang Wilhelmi, Engelbert Böhling, Franz-Josef Streuff und Werner Franken. NN-Foto: MB

REES. Muss die Geschichte der Stadt Rees neu geschrieben werden? Geht es nach Wolfgang Wilhelmi, lautet die Antwort: teilweise. Denn nachdem die Arbeiten an seinem neuen Film „Der letzte Bürgermeister von Groin“ abgeschlossen sind, steht für den Xantener Filmemacher fest: „Groin ist die Keimzelle von Rees – nicht Haus Aspel.“ Am 6. September feiert das Werk nun Premiere.

Vor rund zwei Jahren hatte Wilhelmi die Idee zu diesem Film über Groin, heute ein Ortsteil von Rees, bis 1974 eine eigenständige Gemeinde. Über rund anderthalb Jahre zogen sich die Recherchen und Dreharbeiten. Maßgeblich unterstützt wurde er dabei von den drei Groiner Protagonisten Franz-Josef Streuff, Werner Franken und Engelbert Böhling, der – als letzter Bürgermeister der ehemaligen Gemeinde bis zur kommunalen Neuordnung zum 1. Januar 1975 – eine wesentliche, nicht zuletzt titelgebende Rolle im Film spielt. „Wir waren sofort begeistert von Wolfgangs Idee“, erzählt Streuff, der von einer „einmaligen Gelegenheit“ spricht.

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Archäologe kommt im Film über Groin zu Wort

Im Zuge der Arbeiten nach Wilhelmi auch Kontakt zu Dr. Christoph Reichmann auf, Archäologe und ehemalige Leiter des Museumszentrums Burg Linn aus Haldern. Reichmann hatte bei Ausgrabungen im Jahr 1973 auf Groiner Gebiet die Fundamente einer Hetter-Burg der Hattuarier gefunden, einem germanischen Volksstamm, erbaut im fünften Jahrhundert – und damit noch vor Haus Aspel. „Bis heute haben die Hattuarier großen Einfluss in Rees“, sagt Wilhelmi. Laut Reichmann sei Groin „eine Art Königsburg“ gewesen, wie Wilhelmi berichtet, der zu der Ausgrabung auch in Interview mit Reichmann führte. Funde einer weiteren Ausgrabung, darunter römische Amphoren, stammen aus dem ersten Jahrhundert vor Christus. „Das alles ist in den Film eingeflossen“, sagt Wilhelmi. Ebenso die Drusus-Kanäle rund um Groin, die „Autobahnen der Antike“.

Weitere geschichtliche Aspekte des Films sind die Ereignisse während des Zweiten Weltkriegs in Groin und Rees, mit dem Arbeitslager („Die Hölle von Rees“) und der Flucht von Zwangsarbeitern nach Megchelen. Außerdem finden sich die Lebenshilfe, der TTV Rees-Groin und das Gewerbe in Groin im Film – früher maßgeblich die Ziegelei, heute unter anderem die Groiner Milch KG und der Reitstall Böhling – Gut Arendshof. Wilhelmi ist überzeugt: „Ich habe die märchenhafte Geschichte von Groin zusammengeführt, von der Historie bis heute.“ Dazu gehören auch Aufnahmen der Natur, darunter im Naturschutzgebiet Aspeler-Schmales Meer, sowie das „lebendige“ Groin mit seinen Festen. „Ich war mehr als 100-mal für Aufnahmen in Groin“, blickt Wilhelmi zurück.

Verschiedene Rollen für die drei Protagonisten

Die drei Protagonisten haben im Laufe der Arbeiten verschiedene „Rollen“ übernommen. „Franz-Josef Streuff hat sich als Historiker herausgestellt“, erzählt Wilhelmi, Werner Franken als Fachmann für den TTV. Engelbert Böhling als letzter Bürgermeister von Groin und damit Hauptperson des Films „steht als Beispiel für viele Orte nach der kommunalen Neuordnung, die früher eine eigene Gemeinde waren“, sagt Wilhelmi. Zudem führte Böhling mit dem ehemaligen Reeser Bürgermeister und heutigen Kreis Klever Landrat Christoph Gerwers ein Gespräch, in dem es auch um die „Erdkruste“ vor dem Reeser Rathaus, auf der Groin bis heute fehlt. „Dieses Gespräch ist unverfälscht und authentisch im Film zu sehen“, kündigt Wilhelmi an. Mit der „Erdkruste“ beginnt der Film übrigens nicht nur, er endet auch mit ihr.

Film-Premiere
Die Premiere des Film „Der letzte Bürgermeister von Groin“ ist am Mittwoch, 6. September, in der Raiffeisenhalle, Empeler Straße 110, in Rees. Einlass ist ab 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei. Im Anschluss findet auch ein Verkauf der DVD des Films statt. Mehr zum Film bei Filme vom Niederrhein.

Das Ergebnis der Arbeiten ist laut des Filmemachers ein abwechslungsreicher Mix aus Dokumentation und Heimatfilm. Werner Franken ist überzeugt: „Für jeden ist eine kleine Geschichte dabei.“ Für Wilhelmi hat der Film „alles, was Groin ausmacht“. Doch sei sein Werk nicht nur für die heutigen rund 150 bis 180 Einwohner von Groin interessant, sondern für „alle Historiker und geschichtlich Interessierten, auch weit über die Reeser Grenzen hinaus“.

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