BROEKHUYSEN. Auch auf der zweiten Station ihrer Sommertour machte die Kreis WfG halt in Straelen, um dem Thema „Engagiertes Handwerk für starke Fachkräfte“ nachzugehen. Dieses Mal allerdings fand das Gespräch aus dem Blickwinkel des Installateur- und Heizungsbauer- sowie Metallbauer- und Landmaschinenmechaniker-Handwerks bei „Hubert Goumans Söhne“ statt.

Die gute Nachricht: Der Nachwuchsmangel in dieser Branche ist nicht so eklatant wie anderswo. Eigentlich hat die Zahl der Azubis sogar zugenommen, sagt Heinz Goumans, der die Firma mit Vater Heinrich und Bruder Hubert in der vierten Generation leitet. Auch die fünfte ist bereits an Bord. Zahlen hat Theo Rappers von der Kreishandwerkerschaft Kleve: „Wo wir vor fünf Jahren 30 Azubis im Gewerk hatten, haben wir jetzt 40 bis 50.“ Perfekt ist die Lage dennoch nicht. „Wir bekommen zwar zum ersten August einen neuen Auszubildenden, es könnten aber gerne mehr sein“, sagt Goumans.

-Anzeige-

Er sieht vor allem in der Vielseitigkeit eine gute Möglichkeit, um den Nachwuchs zu überzeugen. Ein gutes Beispiel dafür, wie vielseitig ein Job im Bereich „Sanitär, Heizung und Klima“ (SHK) ist, liefert er mit dem 1890 gegründeten Familienunternehmen gleich mit. Von den einfachen Anfängen als Schmiede hat sich das Unternehmen weit entfernt: Nachdem der Kesselbau dazugekommen war, kümmerte sich der Betrieb alsbald um Lösungen für die Anforderungen in der Landwirtschaft und später im Gartenbau. Hier liegt auch heute noch ein Schwerpunkt, das Aufgabenprofil der 35 Mitarbeiter – fast 70 Prozent davon sind unter 25 Jahre alt – geht aber auch über den Gartenbau und über SHK hinaus, wie Heinz und Hubert Goumans in einer Präsentation erläuterten.

Deutschlandweit aktiv

Deutschlandweit von drei Standorten aus ist das Team in Sachen Versorgungs- und Energietechnik tätig: Zu erwähnen sind etwa die Bereiche Motoren-, Bewässerungs- und Pumpen-, Haus- und Kommunal- sowie industrielle Versorgungstechnik. Seine Kunden versorgt das Unternehmen unter anderem mit Blockheizkraftwerken (BKHW) und Luftheizgeräten, bei denen es sich mittlerweile um eigene Produkte handelt – getreu dem Motto: „Aus Tradition innovativ.“ „Alle Anlagen, die wir bauen und installieren, planen wir vorher auch selbst. Wir schaffen Lösungen“, erläutert Heinz Goumans. Ein besonders Beispiel dafür ist ein Projekt mit einem italienischen Partner zur Notstromversorgung für die Feuerwehr. Bezogen auf BKHWs ist man bei Goumans auch am Thema Wasserstoff dran. „Dass wir uns mit vielen Dingen beschäftigen, zeichnet das Handwerk aus.“

Demensprechend breit werden die aktuell vier Auszubildenden ausgebildet. „Dann sehen wir, wo die Interessen und Stärken liegen“, sagt Heinz Goumans. Diesen entsprechend kann sich der frischgebackene Geselle später auf Wunsch spezialisieren. „Es gibt viel zu tun, es macht aber auch wirklich Spaß.“

Zur Vielseitigkeit gesellen sich auch sehr gute Zukunftsaussichten. „Handwerker werden wohl nie durch eine KI ersetzt werden“, sagt Hubert Goumans. Dazu kommen  Weiterbildungsmöglichkeiten, etwa durch ein Studium, und bereits jetzt eine gute, wertschätzende Vergütung – Tendenz steigend, wie Hubert Goumans anmerkt. Nicht wenige ehemalige Azubis hätten auch trotz schwieriger Verhältnisse gut bezahlte Stellen gefunden.

Apropos Wertschätzung: „Die Wertschätzung für den Berufszweig ist merklich gestiegen“, sagt Heinz Goumans. Diese müsse man aber auch als Unternehmen den Mitarbeitern entgegenbringen. Zum Beispiel mit einem offenen Ohr bei Problemen. Das passt zum Teamgedanken, den man bei Goumans ebenfalls großschreibt und fördert. Zum Beispiel über Besuche in der Soccerhalle oder gemütliche Treffen.

Einen wichtigen Beitrag leisten

Um neue Leute zu gewinnen und zu halten, ist auch der Reiz einer sinnvollen Tätigkeit zu bedenken, wie Heinz Goumans weitere Ausführungen zeigen. In diesem Falle geht es, wenn auch nicht ausschließlich, um einen aktiven Beitrag zur Energie- und Wärmewende und damit zum Klimaschutz. Eine Gelegenheit, die Goumans hervorheben möchte angesichts des großen Engagements für die Umwelt in der jungen Generation, wie er lobend anmerkt.

Gleichzeitig weist er auf ein großes Problem hin: Eine Ausbildung im Handwerk werde oft verfrüht und kategorisch zugunsten eines Studiums ausgeschlossen. Nicht selten gehe diese Erwartung von den Eltern aus, wie seine Erfahrungen in den Schulen gezeigt hätten. Demnach seien die Schüler zwar oft mit Interesse bei der Sache, frage man aber, wer sich den Beruf für die Zukunft vorstellen könne, gingen die Köpfe nach unten. Daher appelliert er: „Wir brauchen alle Berufe. Es muss nicht jeder Handwerker werden, aber auch nicht jeder Jurist oder Arzt.“

Um solche Gedanken weiter voranzubringen sei es jedoch wichtig, generell positiver über die Angelegenheiten der Branche zu sprechen. Damit bezieht er sich nicht nur auf die Politik, wo er für Anreize und Förderungen statt für Verbote plädiert. Auch dem Nachwuchs könne man den SHK-Bereich so besser näherbringen. Denn: „Die Branche hat riesiges Potenzial.“

Vorheriger ArtikelGeldern: Eine Innenstadt voller Kunst
Nächster ArtikelOffener Garten trifft Kunst: „So viel … Meer“ in Uedem