WESEL. Zwar steht vor allem der linke Niederrhein, allen voran die Stadt Xanten, für das Wirken der Römer im Kreis Wesel, aber auch rechtsrheinisch gibt es besondere Spuren zu entdecken. Das beweist das Unesco-Welterbe „Grenzen des Römischen Reiches – Niedergermanischer Limes“. 44 Fundplätze bilden dieses Welterbe, zu dem vier Übungslager im Raum Wesel-Flüren gehören, die somit auf der früheren germanischen Seite liegen. Um diesem Schatz gerecht zu werden, setzt die Stadt Wesel mit verschiedenen Partnern bis Ende des Jahres ein Förderprojekt um – zu dem unter anderem eine eigene Rad- und Wanderroute gehören.

Angefangen hat alles mit Laserscans aus der Luft: So wurden 2012 vier der Lager in Flüren entdeckt, die wohl zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert nach Christus errichtet wurden. Hier sind noch heute oberirdisch Spuren der Wälle und Eingänge zu erkennen – im Gegensatz zu den weiteren vier Feldern in Richtung Südwesten, die als Luftbildbefunde entdeckt nur als rein unterirdisch erhaltene Bodendenkmäler vorhanden sind. Daher zählen sie nicht mehr zum Welterbe selbst, dafür aber zur Schutzzone des Welterbes.

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Lagern zu Übungszwecken

Ausgrabungen wird es nicht geben. „Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass wir keine Eingriffe ins Landschaftsschutzgebiet vornehmen“, erläutert die Projektkoordinatorin und Leiterin des Deichdorfmuseums Bislich, Dr. Barbara Rinn-Kupka. Darüber hinaus erklärt sie: „Wir haben hier ein Manöverfeld aus verschiedenen Lagern. Hier konnte man auf der germanischen Seite probieren, wie ein Nachtlager entstehen kann.“ Solche Manöver hätten dazu gedient, die handwerklichen Abläufe zu trainieren, erläutert auch Jens Wegmann vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland. „Es waren aber nur temporär benutzte Lager. Es gibt keine feste Innenbebauung in Form von Stein oder Holz“.

Vielmehr müsse man es sich wie einen mobilen Zaun vorstellen, erklärt Rinn-Kupka. Allerdings ein ziemlich großer, mobiler Zaun: Platz hätten die Lager nämlich wahrscheinlich für 1.500 bis 2.500 Römer geboten. Die Übungen auf der freien germanischen Seite durchzuführen, hätte aber auch weitere Vorteile für die Römer gehabt. Vor allem, wenn es darum ging, das Training der Realität außerhalb der eigenen Grenzen anzupassen: „So kann man zum Beispiel gleichzeitig üben, wie man über den Rhein kommt“, nennt Rinn-Kupka ein Beispiel.

Spatenstich für die 1. Station

Viele Projekt-Bausteine sollen den hiesigen Teilen des Limes zu neuem Leben verhelfen. Mit einem Spatenstich ist zuletzt der Startschuss für eine Raststation am Flürener Weg gefallen, der die Ecke eines der Lager schneidet. Hier entsteht eine Pergola mitsamt Bank und Infotafel zum Thema Vermessung, die von einer Peilstele ergänzt werden. Mit der lässt sich, parallel zum eigentlichen Lager gelegen, entlang einer fiktiven Lagergrenze blicken. „Sonst würden wir auf dem Bodendenkmal stehen, was nicht so günstig ist“, erläutert Barbara Rinn-Kupka. Welche Ausmaße so ein Lager zudem haben konnte, sollen zukünftig besonders eindrücklich die Markierungen an einem anderen, nahegelegenen Lager am Heuweg zeigen, der zweiten Station.

Mit dem Rad oder zu Fuß

Die Raststation dient nämlich als Start- und Endpunkt für wahlweise eine 7,2 Kilometer lange Wanderroute oder eine rund 17 Kilometer lange Radroute. Ob man richtig ist – schließlich werden die Routen an bestehende Rad- und Wanderwege angebunden – zeigt jeweils ein Römerhelm-Logo in Verbindung mit einer Schuh- und/oder Radabbildung. Insgesamt warten zehn Stationen darauf, unterschiedlichstes Wissen zu vermitteln. Dazu gehören Themen wie „Ausdehnung der Lager“, „Archäowald“, „Auenlandschaft“ und „Rheinverlauf und Funde“. Noch mal anders, weil interaktiv, wird die Info-Station beim Deichdorfmuseums Bislich ausfallen. Wer dann noch die an verschiedenen Stellen verfügbaren QR-Codes scannt, bekommt mit einem kurzen Film besonderes Anschauungsmaterial geboten: Darin stellen Schauspieler des Vereins „I. Roemercohorte Opladen“ nach, wie die Römer ein derartiges Lager angelegt haben. Das Projekt kostet rund 63.000 Euro, wovon 80 Prozent (51.000 Euro) durch das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung gefördert werden. Für den Rest kommt die Stadt auf.

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