SONSBECK. Es war sicher keine leichte Entscheidung, aber ganz unerwartet kommt es nicht: Sonsbecks Bürgermeister Heiko Schmidt wird Ende Juni in den Ruhestand gehen. Dies gab Landrat Ingo Brohl heute während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Bürgermeister und Vertretern der Gemeinde Sonsbeck bekannt. Die Neuwahl wird am 12. November stattfinden. Der Nachfolger von Heiko Schmidt bleibt dann über den nächsten regulären Kommmunalwahltermin hinaus bis 2030 im Amt.

Bürgermeister Heiko Schmidt. Foto: Gemeinde Sonsbeck

„Momentan geht es mir ganz gut, aber ich kann, muss und möchte mich auf meine Familie konzentrieren und die wertvolle Zeit nutzen, die mir bleibt“, sagt Schmidt und spricht offen über seine schwere Krebs-Erkrankung. Im Mai 2020 wurde bei ihm ein bösartiger Hirntumor festgestellt. Nach der Operation, Chemotherapie und Bestrahlung nahm Heiko Schmidt seine Arbeit wieder auf. „Vor fast genau einem Jahr kam der Krebs zurück“, sagt Schmidt. Heute, nach 14 Chemo-Zyklen, sei das Glioblastom aus medizinischer Sicht austherapiert und eine Heilung nach heutigem Stand nicht möglich. „Ich bin ein positiv denkender Mensch und werde eine weitere Chemotherapie machen“, erklärt der 46-Jährige. Zugleich habe er aber auch erkannt, dass er sein Amt aufgeben muss. Er bedankt sich bei seinen Stellvertretern, den Fachbereichsleitern und Mitarbeitern, die „in dieser Zeit Großes geleistet und Vieles aufgefangen haben“. Und er dankt auch den Bürgern der Gemeinde, die ihm unvergessliche Erinnerungen geschenkt hätten. „Es war eine tolle Zeit, die ich immer im Herzen tragen werde.“

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Bitte um Überprüfung der Dienstfähigkeit

Mit Schreiben vom 22. Mai bat Heiko Schmidt Landrat Ingo Brohl, der für die dienstrechtlichen Entscheidungen über die Bürgermeister der kreisangehörigen Kommunen zuständig ist, um die Überprüfung seiner Dienstfähigkeit auf Grund seiner anhaltenden Krebserkrankung. „Das amtsärztliche Gutachten kam zu dem Ergebnis, dass Schmidt die Wahrnehmung seiner Amtsgeschäfte als Bürgermeister auf Dauer unmöglich sein wird“, erklärt Brohl und bedauert: „So vielschichtig die Entscheidung des Ausscheidens aus dem Bürgermeisteramt ist, für die Person Heiko Schmidt, seine Familie und sein Umfeld wie auch für die Gesamtsituation der Gemeinde Sonsbeck ist sie – leider – die richtige.“ Mit Schmidt verabschiede er einen besonnenen, konstruktiven und kollegialen Menschen, der sich nun aber auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren könne.

Ein starkes Team

Starken Rückhalt hatte Heiko Schmidt auch von Seiten der Sonsbecker: Als ehemaliger Polizeibeamter wurde er bei der Kommunalwahl 2014 mit 65,9 Prozent der Stimmen als Nachfolger von Leo Giesbers zum Bürgermeister gewählt. 2020 wurde er mit 76,4 Prozent der Stimmen wiedergewählt. „Für uns war immer klar, dass wir ihn unterstützen und hinter ihm stehen, egal, wie er sich entscheidet“, betont Kämmerer Willi Tenhagen, der in den letzten Monaten als Vertreter des Bürgermeisters mit Blick auf die Leitung der Verwaltung viele zusätzliche Aufgaben übernommen hat. „Wir waren ein gutes Team und haben gemeinsam einige Krisen überstanden“, sagt Tenhagen und erinnert an die erste Flüchtlingswelle im Jahr 2015, an den Starkregen in 2016 – und an Corona.

Heute Vormittag wurden die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung informiert, am Mittag die Presse und heute Abend die Mitglieder des Rates. Seit 18 Uhr tagt der Gemeinderat. Das Ausscheiden aus dem Amt macht eine Neuwahl innerhalb von sechs Monaten erforderlich. Die Kreisverwaltung wird diese in Absprache mit der Gemeindeverwaltung auf den 12. November festsetzen. Eine eventuell erforderliche Stichwahl würde dann am 26. November stattfinden.

Zum 30. Juni wird Heiko Schmidt in den Ruhestand versetzt. Auf Geschenke zu diesem Anlass möchte er verzichten. „Ich habe nur meine Arbeit gemacht“, sagt Schmidt. Wer darauf nicht verzichten mag, kann eine Spende auf das Konto der Gemeinde Sonsbeck (Sparkasse am Niederrhein) überweisen, Verwendungszweck: Verabschiedung Bürgermeister Heiko Schmidt. Das Geld soll Einrichtungen zu Gute kommen, die sich in der Gemeinde für Kinder und Jugendliche eingagieren. Schmidt: „Es fällt mir schwer, mein Amt aufzugeben, aber ich kann ihm nicht mehr gerecht werden. Ich bin eigentlich kein Freund von Phrasen, aber es gibt einen Spruch von Konfuzius, der ganz gut passt: Wir haben zwei Leben, und das zweite beginnt, wenn wir erkennen, dass wir nur eins haben.“

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