Therapeut auf vier Pfoten

KRANENBURG. Manchmal werden Träume wahr. Zu erzählen wäre die Geschichte von Uschi Pape …

Ein Lächeln

Pape, Jahrgang ‚61, arbeitete von 2011 bis 2016 als Pflegeassistentin in der MediCare Seniorenresidenz. Es folgte eine Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin. Nichts Besonderes bis hierher. Pape ist Hundenarr, pardon: Hundenärrin. Ihren Hund Lasse brachte sie immer mal wieder mit, wenn sie zur Residenz ging. Die Reaktion der Einwohner: Positiv. „Der Hund zauberte den Menschen ein Lächeln in Gesicht“, sagt Pape. Vielleicht tauchte damals erstmals die Idee auf, wie toll es doch wäre, den Beruf der Altenpflegerin professionell mit dem zu verbinden, von dem Pape erst später wusste, dass es „tiergestützte Intervention“ heißt.

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Träumsuse

Dann starb Lasse. Was tut frau, wenn der Hund plötzlich nicht mehr da ist? Richtig: Einen Neuen besorgen. Längst hatte Uschi Pape sich schlau gemacht – hatte erfahren, dass es da eine Ausbildung zur ‚Fachkraft für tiergestützte Intervention‘ gibt. Ihr Ding! Barbara Onckels, Leiterin der Seniorenresidenz, fand die Idee super. Mittlerweile hatte Pape einen neuen Hund: Sunmoon, Labrador. Irgendwie war es wohl Liebe auf den ersten Blick, „obwohl der Züchter meinte, dass Sunmoon eine Träumsuse sei“. Pape suchte einen Ausbildungsplatz für Frauchzen und Hund – sie fand ihn in Bedburg-Hau bei Peter und Eva Verwaaijen. Die Arbeit an der Traumverwirklichung konnte beginnen.

Zwei Jahre

Wenn Uschi Pape ihre Geschichte erzählt, spürt man etwas von der Bedeutung. Die Ausbildung von Frauchen und Hund übernahm die Seniorenresidenz. Zwei Jahre musste das Traumduo die Schulbank drücken – zweimal im Monat gab‘s Blockunterricht von 9.30 bis 16.30 Uhr. Am Ende – natürlich – eine Prüfung: schriftlich, mündlich, praktisch. Papes schriftliche Arbeit hatte den Titel: ‚Tiergestützte Intervention am Beispiel einer an Alzheimer Demenz erkrankten Dame – Auswirkungen auf die soziale Teilhabe sowie die Aktivitäten in biographischer Hinsicht‘. So viel zur Theorie.

Wie von Zauberhand

Die Praxis: Wenn Uschi Pape und Sunmoon zum Dienst erscheinen, freut sich alle in der Residenz. „Es ist unglaublich, was man bewirken kann“, sagt Pape und erzählt von Menschen, die sich längst zurückgezogen hatten und dann von Sunmoon quasi aus dem Schneckenhaus gelockt wurden. Sie erzählt von Menschen mit Demenz, die wie von Zauberhand zurück zu einem Lachen finden und sie erzählt von Sterbenden, denen die Gegenwart von Sunmoon den letzten Weg erleichtert.

Eine Seele von einem Hund

Das Gespräch mit Papa findet im Garten der Seniorenresidenz statt. Spazierwetter. Allen, die vorbeikommen, merkt man die Freude an, die sie angesichts des Hundes empfinden. Sunmoon ist eine Seele von einem Hund. „Bei der tiergestützten Intervention geht es in der Hauptsache um die Steigerung der Lebensqualität“, erklärt Uschi Pape und fügt hinzu „aber natürlich spielen auch Faktoren wie soziale Teilhabe eine Rolle.“

Ein echter Gewinn

Für das Haus, so viel steht fest, ist das Pärchen ein echter Gewinn. Uschi Pape weiß, dass der Hund nur dann gute Dienste verrichtet, “wenn es Sunmoon gut geht. Darauf achte ich. Es geht darum, den Hund nicht zu überfordern“. An den Tagen, wenn die beiden im Haus sind, finden in der Regel zwei sogenannte ‚Settings‘ statt, die zwischen 10 und 45 Minuten dauern. „Da befassen wir uns denn entweder mit einzelnen Personen oder mit Gruppen. Wichtig für die Arbeit ist, dass ich den biografischen Hintergrund der Menschen kenne.“ Auf dem Weg nach Hause: Kurzer Besuch im Chefinnenbüro. Alles herzlich. Merke: Freut sich der Hund, freut sich der Mensch. „Ein Hund“, sagt Pape, „nimmt jeden wie er ist. Sunmoon ist ein Therapeut auf vier Pfoten.“

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