EMMERICH. Eine Libelle fliegt über das hohe Gras, der Himmel ist blau, die Sonne scheint, aber der Wind ist frisch. Es ist das Naturschutzgebiet Bienener Altrhein– weit und breit nichts als Felder und Insekten, die auf den zahlreichen Gräsern, Blumen und Sträuchern herumsummen und darauf warten, gezählt und bestimmt zu werden. Seit Anfang 2022 führt das Naturschutzzentrum Kleve gefördert durch den LVR das Projekt „Lebendige Kindheitswiesen“ zur Unterstützung von Insektenbeständen auf artenarmen Flächen durch.

1,25 Millionen Euro investiert der LVR jährlich in Biologische Stationen und Maßnahmen der Kulturlandschaftspflege, des Naturschutzes, Exkursionen und vieles mehr. Immer mit dem Ziel der Erforschung und Hilfe regionaler Pflanzen und Tierarten.

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Worum geht es bei dem Projekt?

Das 45 Hektar große Pachtgebiet von Landwirt Rolf Vedder in Emmerich-Dornick, ist ein Beispiel für die Zusammenarbeit für den Naturschutz. Untersucht werden hier auf zwölf Flächen in den Kategorien „artenarm“ und „artenreich“ die Insektenbestände über die Laufzeit von insgesamt drei Jahren (bis Ende 2024). Die Mehrjährigkeit soll Schwankungen berücksichtigen und für ein exakteres Ergebnis sorgen.

Manche Flächen werden auch extra für das Projekt frisch eingesät: „Säen bedeutet in diesem Projekt, dass wir mit regionalem Saatgut selbst Flächen zur Artenvielfalt von Blumen und Kräutern anreichern. Diese Blumen und Gräser können sich frei entfalten und ziehen auch Insekten an“, wie die Vertreter des Naturschutzzentrums Kleve, Sebastian Wantia und Ulrich Werneke, erläutern. Bereits 2014 gab es ein vom LVR gefördertes Modellprojekt, welches Pflanzenreichtum in den Vordergrund stellte. Nun sind die Insekten dran.

Alles im Interesse des Tiers

Besonders beliebt bei diesen seien vor allem lila- und blaublühende Pflanzen wie die Akker-Witwenblume. Bei der Erfassung, die alle vier Wochen stattfindet, wird dann auf Tagfalter wie das kleine Wiesenvögelchen, Heuschrecken und allgemeine Blütenbesucher geachtet.
Dabei legen die Verantwortlichen Wert auf einen respektvollen Umgang mit den Tieren: „Bei der Erfassung werden die Insekten nicht gefangen, das ist uns sehr wichtig. In runden Gefäßen wie Reagenzgläsern, können sich gerade Falter mit ihren sensiblen Flügeln leicht verletzen“, sagt Wantia.

„Es läuft so ab, dass wir für eine bestimmte Zeit, zum Beispiel zehn Minuten, einfach die Transekte ablaufen und dabei bestimmen und zählen, welche Arten von Insekten wir dort finden“, beschreibt Werneke weiter. Das geübte Auge brauche nicht einmal Experten zur Bestimmung von Tierarten. Nur in Ausnahmefällen sei eine Bestimmung unter dem Mikroskop mit Experten von Nöten. Bei Heuschrecken könne man die Arten sogar am unterschiedlichen Zirpen erhören.

Zusammenarbeit macht Artenschutz möglich

Trotz dem Erforschen der Flächen sind diese nach wie vor auch Nutzfläche des Landwirts. Eine gute Kommunikation sei hierbei unentbehrlich. „Es ist natürlich in unserem Interesse, auch an die Nutzung des Landwirts zu denken“, sagt Wantia. Um die Interessen aller Beteiligten miteinander zu vereinbaren, stehen daher alle in ständigem Austausch: „Vor allem wenn die Zeit kommt, in der die Felder gemäht werden, ist die Absprache sehr gut. Wir können zum Beispiel darum bitten, einen kleinen Grünstreifen stehen zu lassen, damit nicht alle Insekten flüchten müssen.“

Rolf Vedder selbst stelle seine Flächen gerne zur Verfügung und habe dadurch auch keine Einbußen. Er lobt die Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden: „Das Naturschutzzentrum ist sehr tolerant. Dadurch ist die Kommunikation wirklich sehr gut – vielleicht sogar die Beste im Kreis.“

Foto: J. Kurschatke

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