ALPEN. Der Ukraine-Krieg, die Energiekrise und Rohstoffmangel: Was man in Deutschland früher kaum vorstellbar war, ist mittlerweile wesentlich greifbarer geworden. Vor allem all jene Institutionen, die zur kritischen Infrastruktur gehören, müssen Themen wie diese und die daraus resultierenden Folgen Ernst nehmen. Um für den Ernstfall vorzusorgen, hat das Marienstift in Alpen kürzlich ein potentes Notstromaggregat installiert, das den Betrieb auch im Ernstfall über Tage aufrechterhalten kann.
Für das Marienstift ist das verbaute Notstromaggregat die große Lösung, die sich auch optisch dank eines eigens dafür gebauten Häuschens ziemlich gut im Gelände einfügt. Für die Zukunft lässt die verbaute Maßnahme noch etwas Luft nach oben frei: Während sich die gemessenen Spannungsspitzen im Alltag bisher auf circa 210 Kilovoltampere (kVA) belaufen haben, kommt das Notstromaggregat mit einer Nennleistung von 250 kVA daher.
Um es etwas verständlicher zu formulieren: Fällt der Strom im regulären Netzbetrieb aus, springt das Gerät automatisch an und versorgt den gesamten Komplex mindestens 72 Stunden lang autonom mit Energie – selbst die E-Autos für die häusliche Pflege. „Es braucht keiner dabei zu sein“, unterstreicht der technische Leiter des Marienstifts, Matthias Ebert, die Unabhängigkeit des Prozesses. Der Tank fasst derzeit rund 1.100 Liter Diesel, 3.000 Liter stehen zudem in Reserve. Im Ernstfall nach drei Tagen würde die Gemeinde zudem für Diesel-Nachschub sorgen, sagt Ebert.

„Am Ende des Tages geht es um Menschenleben”

Anlässlich der Krisen der letzten Zeit war es den Verantwortlichen wichtig, für Sicherheit zu sorgen – vor allem angesichts der vielen medizinischen Geräte und künstlicher Beatmungen. „Betreibt man eine Wachkomastation, ist man sogar dazu verpflichtet, dafür zu sorgen. Bei Stromausfall muss man an drei Tagen die unterbrechungsfreie Stromversorgung garantieren“, erläutert der Marienstift-Geschäftsführer Andreas Heßeling. Die Krisen hätten solche Situationen konkretisiert. „Am Ende des Tages geht es um Menschenleben, daher war es für uns nicht verhandelbar.“ Das sei aber auch vielen anderen bewusst geworden. Die Folge: lange Lieferzeiten. Begonnen hat das Projekt in Alpen im April 2022, geliefert wurde das Notstromaggregat im März 2023.
Gut zupass kam hingegen der Umstand, dass das Marienstift schon vorher einen Transformator im Einsatz hatte, was die Installation des Notstromaggregats umso leichter machte. So sei nämlich bereits ein zentraler Versorgungspunkt eingerichtet gewesen, an dem alles eingespeist werden müsse, sagt Ebert.
Glück hatte man auch bei der Finanzierung. So verweist Heßeling auf die im März aufgelegte Pflege-Notstrom-Richtlinie von Karl-Josef Laumann. Bei Kosten von 85.000 Euro habe man zum einen eine Förderung der Landesregierung in Höhe von 25.000 Euro für den stationären Bereich in Anspruch nehmen können, zum anderen eine Förderung von 10.000 Euro für die Tagespflege. „So konnten wir 40 Prozent unserer Kosten decken.“

Einladung zum Tanz

Marienstift Alpen
Die Musikdusche kommt gut an, wie Christin Hentschel (r.), Brigitte Esselborn (l.) und Brigitte Wirtz (M.) bestätigen können.

Neben dem Notstromaggregat gibt es im Marienstift noch einen weiteren technischen Neuzugang, der sogar richtig Spaß macht: eine sogenannte Musikdusche aus Holland. „In Deutschland gibt es bisher nur sechs Stück davon“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Willi Kaisers.

Die Musikdusche steht auf einer sonnengeschützten Terrasse, spielt von 9 bis 19 Uhr Musik über einen angeschlossenen USB-Stick ab und lädt somit zum Tanzen ein – wenn man ihr denn so nah kommt, damit sie die eigenen Bewegungen registrieren kann. Dieser Radius lässt sich flexibel einstellen. Nimmt das Gerät 30 Sekunden keine Bewegung mehr war, geht es wieder zurück in den Ruhemodus.
Wie Christin Hentschel, Leiterin des sozialen Dienstes, erläutert, kam die Musikdusche bereits nach kurzer Zeit sehr gut bei den Bewohnern an. Auch wenn die Musikdusche von allen benutzt werden darf: Die Demenzkranken stehen hierbei besonders im Fokus.
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