Erwin Kohl
Erwin Kohl mit seinem neuesten Werk „Mörder in der Grube“. NN-Foto: Theo Leie

ALPEN. „Wat willse denn noch wissen?“ Diese Frage bekam Erwin Kohl bei der Recherche seines neuesten Krimis „Mörder in der Grube“ nicht nur ein Mal zu hören. „Ich hatte zuvor keine Ahnung vom Bergbau und habe deshalb wirklich intensiv recherchiert und dabei viele ehemalige Bergleute befragt – und die sind sehr ehrlich und direkt“, sagt der aus Alpen stammende Autor. Viele Klischees hätten sich bewahrheitet. Vor allem aber habe er die Bergleute zu schätzen gelernt. „Sie haben viel Humor und unter ihnen gibt es viele Freundschaften – so viele, wie es sonst wohl in keiner anderen Berufsgruppe gibt. Sie mussten sich aufeinander verlassen und sind so zu echten Kumpels geworden.“

In „Mörder in der Grube“ versucht Kohl die Bergleute so authentisch wie möglich rüberzubringen. „Ehemalige Bergleute, die das Buch bereits gelesen haben, haben mir geschildert, dass es mir gelungen ist“, berichtet der Alpener Autor, der für den nächsten Fall des Privatdetektivs, suspendierten Hauptkommissars und Dauercampers Lukas Born aber eigentlich ein ganz anderes Thema im Blick hatte. „Ich hatte vor, über den Kiesabbau zu schreiben, der bei uns ja ein großes Thema ist“, sagt Kohl. Schon bei seinem letzten Roman aus der Lukas Born-Reihe vor zwei Jahren wollte Kohl den Kiesabbau thematisieren. Damals riet ihm jedoch sein Verlag dazu, ein anderes Thema zu wählen, da ein anderes Autoren-Paar gerade einen Roman zum Kiesabbau veröffentlicht hatte. Also entschied sich der 62-Jährige dazu, die Geschichte auf seinen nächsten Roman zu verschieben.

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Ein weiterer “cold case”

Am 30. Oktober 2021, einem verregneten Samstag, stand allerdings plötzlich ein 85-jähriger Senior vor seiner Haustür und fragte ihn, ob er der Autor Erwin Kohl sei. „Er erzählte mir von einer angeblich wahren Geschichte von einem Mordfall, der sich vor 50 Jahren im Bergwerk Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort ereignet haben soll und der bis heute nicht aufgeklärt werden konnte“, berichtet Kohl. Die Geschichte fand er interessant. Ungeklärte Kriminalfälle, auch „Cold Cases“ genannt, sind schließlich in allen vier vorherigen Werken der Lukas Born-Reihe die Grundlage der Geschichten gewesen. „Da habe ich mittlerweile ein Repertoire, aus dem ich mich bediene“, sagt Kohl. Die Geschichte des 85-Jährigen interessierte ihn daher brennend.

Erwin Kohl fing an zu recherchieren – und fand keinerlei Informationen zu dem Fall. „Richard Lubjuhn, der bei mir vor der Türe stand, hat alles aber sehr detailliert erzählt. Meine Frau und ich haben sofort gesagt, dass er entweder alles erfunden hat oder Täterwissen haben muss. Ich sagte zu meiner Frau, dass ich zu ihm fahre und sie, wenn ich in einer Stunde nicht wieder zurück bin, die Polizei anrufen soll“, schildert Kohl. Als er den 85-Jährigen besuchte und ihn darauf ansprach, habe dessen Frau aus dem Hintergrund gerufen: „Der hat sich das selbst ausgedacht. Nur kann er mit 85 Jahren keinen Roman mehr schreiben und veröffentlichen.“ Kohl hingegen fand die Idee zum Roman jedoch so gut, dass er sie aufgriff und verschriftlichte.

Der Bergbau im Mittelpunkt

Die Bergbau-Tradition im Ruhrgebiet und am Niederrhein ist natürlich dem Niederrheiner nicht gänzlich unbekannt. „Ich hatte hier und da mal Berührungspunkte. Mein Schwager war selbst Bergmann. Ich war auch schonmal unter Tage. Aber all das Wissen reichte natürlich nicht, um daraus einen Roman zu verfassen“, erläutert Kohl. Also begab er sich auf eine intensive Recherche. Er nahm Kontakt zur Fördergemeinschaft für Bergmannstradition – Linker Niederrhein in Kamp-Lintfort auf und ließ sich wahre Geschichten aus dem Bergwerk und vom Kohleabbau erzählen. „Zum Beispiel habe ich erfahren, dass eine Aldi-Tüte tausende Kumpel das Leben gerettet hat. Wenn sie früher ins Bergwerk eingefahren sind, mussten sie ja teilweise noch fünf oder sechs Kilometer unter Tage zurücklegen, um zu ihrem Abbaupunkt zu gelangen. Dafür setzten sie sich aufs Förderband. Die Aldi-Tüte war dort aufgehängt, wo sie vom Förderpunkt dringend runtermussten, um nicht wie die Kohle runterzufallen und zu sterben.“

Die gesamte Geschichte des Romans spielt in Kamp-Lintfort, wo der Bergbau eine große Tradition hatte. Kohl hat in seine Geschichte aber auch für Kamp-Lintfort ganz typische Elemente einfließen lassen. Zum Beispiel die einsteige Kneipe „Schwarzer Diamant“, die vielen, ehemaligen Trinkhallen oder die drei Hochhäuser, die „weißen Riesen“, die vor 20 Jahren abgerissen wurden. Da der Roman aber auch in der Jetzt-Zeit spielt, hat Kohl die Gegenwart ebenso miteingebracht. „Ich wollte auch die jetzige Gesellschaft abbilden“, sagt Kohl.

Bei der Aufklärung des seit 50 Jahren unaufgeklärten Mordfalles im Bergwerk bekommt Privatdetektiv und Hauptfigur Lukas Born jedoch Hilfe von Siggi Lehmann. „Anfangs können die beiden sich nicht leiden, aber später merken sie, wie ähnlich sie sich doch sind“, verrät Kohl. Gemeinsam gelingt es ihnen aber, den Mordfall an den sterbenskranken Rentner Mattes Buschmann, der tot an der Kellertreppe liegt, im Zechenmilieu aufzuklären.

Problem gelöst

Das Schreiben des Romanes – für das er rund vier Monate benötigte – sei ihm dieses Mal sehr leichtgefallen. „Das Thema hat mich einfach unheimlich fasziniert. Deshalb musste ich mich manchmal bremsen. Ich habe mich jedes Mal gefreut, wenn ich wieder schreiben durfte“, berichtet Kohl. Nur eines habe ihm Probleme bereitet: „Die Mordmerkmale. Ein Totschlag verjährt nach 15 Jahren. Also brauchte ich einen Mord, für den man aber ein Mordmerkmal nachweisen muss. Ich wusste lange nicht, wie ich das lösen sollte. In meinem vorbereiteten Manuskript habe ich den Part deshalb offengelassen.“ Gegen Ende seiner Schreibphase sei ihm aber doch noch der entscheidende Einfall gekommen.

Nun legt Kohl erstmal eine Schreibpause ein. Ein weiterer Roman aus der Lukas Born-Reihe sei aber geplant. „Es kann gut sein, dass ich dieses Mal wirklich den Kiesabbau als Thema wähle“, sagt Kohl. Doch erstmal geht er mit „Mörder in der Grube“ auf Lesereise. Die erste findet am Freitag, 6. Oktober, ab 20 Uhr im Sonsbecker Kastell statt. Karten sind zum Preis von 15 Euro an der Abendkasse erhältlich. Weitere Lesungen sind am 18. Oktober, 20 Uhr, Stadtbücherei Rees, am 20. Oktober, 19 Uhr, Stadtbücherei Kleve, am 3. November, 19.30 Uhr, Rathaus Alpen, und am 25. November, 19 Uhr, in der Katholisch öffentlichen Bücherei in Rheurdt-Schaephuysen.

Der 224-seitige Roman „Mörder in der Grube“ von Erwin Kohl ist im Emons-Verlag erschienen und kostet 13 Euro.

Verlosung
Die NN verlosen drei Exemplare von „Mörder in der Grube“ von Erwin Kohl. Einfach eine E-Mail mit Name, Anschrift, Telefonnummer und dem Betreff „Erwin Kohl“ an gewinnspiel@nn-verlag.de senden. Einsendeschluss ist der 11. Oktober. Die Namen der Gewinner werden unter www.niederrhein-nachrichten.de veröffentlicht.
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