Chris Brückner: Kirmes aus Leidenschaft

Der 31-Jährige aus Geldern hat eine besondere Verbindung zum beliebten Volksfest - und speziell zu einem Fahrgeschäft

Chris Brückner Kirmes Geldern
Beim Aufbau des „Break Dancer“ auf der Gelderner Pfingstkirmes hilft Chris Brückner seit mittlerweile sechs Jahren. NN-Foto: MB

GELDERN. Alles beginnt mit einem Fliegerkarussell. „Meine Eltern haben mich als kleines Kind da nicht runterbekommen“, erinnert sich Chris Brückner lachend. Mit acht Jahren folgt dann die erste Runde auf einem großen Fahrgeschäft: „Circus Circus“. Eine Attraktion hat es dem heute 31-jährigen Gelderner besonders angetan: der „Break Dancer“ aus Bremen. Hier ist er nicht nur seit vielen Jahren Stammgast, sondern hilft seit 2018 auch beim Aufbau zur Gelderner Pfingstkirmes.

Die Begeisterung für die Kirmes liegt bei Chris Brückner in der Familie. „Meine Mutter geht gerne auf die Kirmes, mein Onkel ist früher mit dem Fahrgeschäft ‚Calypso‘ mitgereist“, erzählt er. Kein Wunder, dass er sagt: „Auch mein Herz schlägt für die Kirmes. Das Lichterspiel abends, die Musik, das rasante Fahrgefühl – das alles fasziniert mich.“ Schon als Schüler und Auszubildender schlendert er nachmittags über den gesperrten Ost- und Nordwall in Geldern, schaut sich den Aufbau an und schießt Fotos.

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Eine Woche Urlaub für die Arbeit auf der Gelderner Pfingstkirmes

Die besondere Verbindung zum „Break Dancer“ kommt über Patric Kuenen zustande, mit dem Brückner in einer Hobbyfußballmannschaft spielt. „Er war Rekommandeur – also quasi der Ansager – beim ‚Break Dancer‘, ist auch mitgereist. Irgendwann hat er mich gefragt, ob ich nicht auch Interesse hätte, hier zu arbeiten.“

Zunächst sammelt Brückner die Fahrchips ein, hilft den Gästen, insbesondere Familien mit Kindern, beim Einsteigen. „Wenn ich die Freude der Kinder sehe, geht mir das Herz auf“, verrät der Vater einer kleinen Tochter. Seit 2018 hilft nun auch beim Aufbau. „Das ist noch mal etwas ganz anderes. Es ist ein Knochenjob – aber ich packe gerne an“, sagt der Metallbaumeister.

Jedes Jahr nimmt er sich eine Woche Urlaub, um beim Aufbau zur Gelderner Pfingstkirmes zu helfen. Immer wieder hört er dann von Freunden und Bekannten denselben Satz: „Du bist doch bekloppt.“ Aber: „Wenn man auf der Kirmes arbeitet, erlebt man sie ganz anders. Es gibt viele lustige Momente, man lernt immer neue Menschen kennen, ich habe hier viele Freunde gefunden. Und man sieht, wie viel Spaß die Menschen haben. Das macht mich glücklich“, sagt Brückner mit einem Lächeln. Kirmes ist für ihn „Hobby und Leidenschaft“ zugleich.

Chris Brückner gibt die Begeisterung für die Kirmes weiter

Chris Brückner Kirmes Geldern
Auch beim “Rockexpress” hilft Chris Brückner während des Aufbaus in Geldern aus. NN-Foto: MB

Die eigene Begeisterung, die man ihm auch während der Arbeit am Fahrgeschäft jederzeit anmerkt, hat er mittlerweile an seine kleine Tochter weitergegeben, ebenso an seine Freundin: „Als wir uns kennenlernten, war sie von der Kirmes noch nicht begeistert – inzwischen habe ich sie schon etwas angesteckt. In Geldern ist sie abends mit Freundinnen unterwegs.“ Während Brückner selbst am „Break Dancer“ arbeitet.

Das Fahrgeschäft von Dreher-Vespermann aus Bremen zieht ihn in früh in seinen Bann. „Es ist diese Mischung aus Geschwindigkeit, Adrenalin, Musik, Lichterspiel“, sagt Brückner. Oft reist er zu Volksfesten von Kleve bis Oberhausen, wo der „Break Dancer“ steht. Einmal als Besucher und einmal als Helfer fährt er mit nach Düren. Die schönste Kirmes steht für ihn in Herne; in Bremen, der Heimat des „Break Dancer“, erlebt er „eine besuchenswerte Kirmes – sie wird dort wie ein Oktoberfest gefeiert“, erzählt Brückner.

„Ich gehe auf alles, kenne keine Grenzen“

Seit seinem ersten Kirmesbesuch ist er vermutlich mit jedem Fahrgeschäft gefahren, das es gibt. „Ich gehe auf alles, kenne keine Grenzen.“ Zwei Attraktionen haben aber Eindruck bei ihm hinterlassen: „Infinity“, seiner Meinung nach „in Sachen Adrenalin das beste Geschäft“, und der „Predator“, der in diesem Jahr auch in Geldern steht: „Er hat ordentlich Bumms“, sagt Brückner lachend. „An einer bestimmten Stelle schießt einem das Blut in den Kopf, dann gibt es einen Adrenalinkick.“

Metall- und Modellbauer
Nicht nur als Metallbauer, auch als Modellbauer betätigt sich Chris Brückner. Seit 2020 arbeitet er in seiner Freizeit an einem Modell des „Break Dancer“ im Maßstab 1:14. „Ein Jahr lang habe ich anhand von unzähligen Fotos alles 1:1 nachgezeichnet, inklusive des Anhängers als Mittelbau“, erzählt er. Die Bauteile stammen aus dem 3D-Drucker, das Farbschema entspricht dem Original bis ins Detail, ebenso die Leuchtelemente. Bilder seiner Arbeit zeigt Chris Brückner auf Instagram: 3ddrucktechnik_metallbau

2008 beginnt er eine Ausbildung zum Metallbauer. „Hätte ich keine Lehrstelle gefunden, hätte ich vielleicht ein Jahr auf der Kirmes gearbeitet“, sagt der 31-Jährige. Ein richtiges Schaustellerleben könnte er sich zwar für sich vorstellen, doch nur in einer Familie mit Generationen von Schaustellern. „Als Neuschausteller würde ich es heute nicht mehr machen. Außerdem“, betont er schmunzelnd: „Wie es heute ist, ist es auch toll.“

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