Eine sehr traurige Bilanz

KREIS KLEVE. Vielleicht bräuchte man einen schwarzen Rahmen. In den müsste, was nun folgt, eingefasst werden. Es geht um die Verkehrsunfallstatistik des Kreises Kleve für das Jahr 2023.

Eine traurige Rangliste

Landrat Christoph Gerwers und Polizeioberrat Achim Jaspers, Leiter der Direktion Verkehr, sprachen von einer „sehr traurigen Bilanz“. Manche Ranglisten führt man gern an, andere überhaupt nicht. Im Kreis Kleve waren im vergangenen Jahr mehr Verkehrstote zu beklagen, als in irgendeinem anderen Kreis. Allein vier Menschen starben bei sogenannten KFZ-Rennen. Dazu muss man wissen, dass im gesamten Land Nordrhein-Westfalen zwölf Menschen bei Rennen ums Leben kamen. Achim Jaspers: „Wir sprechen von mehr Unfällen, eine starke Zunahme bei den Getöteten und Schwerverletzten und eine leichte Zunahme bei den Leichtverletzten.“ Im Land NRW kamen im vergangenen Jahr 451 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Jaspers: „Nachdem sich in den vergangenen Jahren ein Positivtrend abgezeichnet hatte, nahm im Jahr 2022 die Zahl der im Straßenverkehr in NRW tödlich verunglückten Menschen wieder um 26 zu. Im Kreis Kleve starben im Vorjahr bei 20 Verkehrsunfällen insgesamt 23 Menschen und somit zehn Menschen mehr als 2021. Der Kreis Kleve ist in NRW der Kreis, in dem die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, im Straßenverkehr getötet zu werden.“

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Tiefstand 2012

Aus der Statistik: „Nachdem es sich bei den 13 Verkehrstoten aus dem Jahr 2021 fast ausschließlich um sogenannte ‚schwache Verkehrsteilnehmer‘ (insbesondere Fahrrad- und Pedelecfahrer) handelte, kamen 2021 ingesamt zwölf Menschen als Führer beziehungsweise Insasse eines PKW ums Leben. Fünf weitere verunglückten als Kradfahrende, sechs Menschen verstarben als sogenannte schwache Verkehrsteilnehmende.“
Sieht man sich die Zahlen der Verkehrsunfalltoten der letzten Jahre an, findet sich 2012 ein Tiefststand, der sich 2021 wiederholte. 13 Menschen starben bei Verkehrsunfällen. 2022 waren es zehn mehr. Sofort versteht man das Wort von der sehr traurigen Bilanz. Christoph Gerwers: „Diese Zahlen bedeuten viel Leid: Für die verletzten Opfer von Verkehrsunfällen, aber auch für die Angehörigen der Getöteten sind es schreckliche Ereignisse, die Familien aus den Fugen geraten lassen.“

Ein trauriger Höhepunkt

Trauriger Höhepunkt des vergangenen Jahres: Ein Unfall mit drei tödlich Verletzten. Die Opfer: ein Vater und zwei seiner Kinder. Der Grund für den Unfall, der sich in Rheurdt ereignete: Ein sogenanntes „Einzelrennen“. Ein Vater, der zum Zeitpunkt des Unfalls keinen Führerschein mehr hatte, ein Vater, der in einem nicht zugelassenen Wagen unterwegs und zudem alkoholisiert war. Es lässt sich kaum Sinnloseres denken. Achim Jaspers: „Da der Fahrer verstorben ist, wird es kein Verfahren geben, aber nach meiner Einschätzung würde es dabei um Mord gehen.“

Zahl der Schwerverletzten hat zugenommen

8.125 Unfälle (davon 5.303 Bagatellunfälle) wurden 2021 im Kreis Kleve registriert. Im Jahr 2022 waren es 9.078 (davon 5.858 Bagatellunfälle). Auch bei den Schwerverletzten nahm die Zahl deutlich zu. 2021 wurden 294 Schwerverletzte gezählt, 2022 waren es 387. Jaspers: „Dies bedeutet nicht nur, dass die Zahl der Schwerverletzten um etwa ein Drittel (+ 31,63 Prozent) zugenommen hat und somit die höchste Zahl der Schwerverletzten in den letzten 15 Jahren darstellt, sondern auch im Landesvergleich die Verunglücktenhäufigkeitszahl [Anzahl der Verunglückten mal 100.000 Einwohner geteilt durch die Gesamteinwohnerzahl; Anm. der Red.] bezogen auf die Schwerverletzten auf 384 anstieg. Auch bei den Schwerverletzten muss also deutlich gemacht werden, dass die Gefahr, im Kreis Kleve bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt zu werden, im Land NRW am zweithöchsten ist. Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Unfall schwer verletzt zu werden, ist im Kreis Kleve annähernd doppelt so hoch wie im Land NRW insgesamt.“

Verkehrsunfallaufnahmeteam

Landrat Christoph Gerwers stellte aber nicht nur die Verkehrsunfallstatistik vor, sondern auch das seit Jahresbeginn tätige Verkehrsunfallaufnahmeteam – eines von landesweit 17 Teams. (Die NN berichteten am 21. Januar unter dem Titel „Analyse auf höchstem Niveau“. Link zum Text über das Verkehrsunfallaufnahmeteam

Natürlich: Das Verkehrsunfallaufnahmeteam kommt erst dann zum Einsatz, wenn das Schlimmte schon passiert ist, aber nicht selten ist gute Aufklärung ein Bestandteil de Trostes für Angehörige und Freunde.

Landrat Christoph Gerwers (rechts) mit dem Verkehrsunfallaufnahmeteam der Kreispolizeibehörde Kleve. NN-Foto: HF

Vrkehrsunfallstatistik für den Kreis Kleve

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