RHEINBERG/NIEDERRHEIN. Nach mehr als zehn Jahren feiert die Rheinberger „Frauen-Geschichtswerkstatt“ bald ein Comeback – und alle Interessenten sind herzlich eingeladen. Den Auftakt bildet eine Lesung der Münchener Historikerin Prof. Dr. Miriam Gebhardt am Internationalen Frauentag am Montag, 6. März. Sie liest aus ihrem neuesten Buch „Unsere Nachkriegseltern. Wie die Erfahrungen unserer Väter und Mütter uns bis heute prägen“.

Schon seit Jahren beschäftigt sich Prof. Miriam Gebhardt mit der Aufarbeitung von Frauengeschichte. Das ist auch bei ihrem aktuellen Buch nicht anders. Mit „Unsere Nachkriegseltern“ thematisiert sie, wie sich die Erfahrungen jener Menschen, die im zweiten Weltkrieg Kinder waren, auf die Rollen beider Geschlechter in der Familie niedergeschlagen und die Erziehung ihrer eigenen Kinder beeinflusst haben – der sogenannten „Babyboomer“. Rheinbergs Gleichstellungsbeauftragte Karin Becker, Stadtbibliotheksleiterin Chantal Stapff und Stadtarchivarin Sabine Sweetsir, die die Geschichtswerkstatt gemeinsam fortführen möchten, rechnen zwar damit, dass das Thema vor allem die älteren Generationen interessieren wird, betonen aber, dass alle herzlich willkommen sind: Frauen, Männer, Menschen aller Generationen. Die Lesung findet am 6. März ab 19 Uhr im Forum des Amplonius-Gymnasiums in der Aloys-Wittrup-Straße 18 in Rheinberg statt. Im Anschluss an die interaktive Lesung wird es zudem Gelegenheit zur Diskussion geben.

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Einem Wandel nachspüren

Den inhaltlichen Faden der Lesung aufnehmen und das Thema von der Nachkriegszeit bis in die 70er Jahre weiterspinnen soll in der Zeit danach die Frauen-Geschichtswerkstatt – die ebenfalls allen Interessenten offensteht. „Es ist nicht die erste Frauen-Geschichtswerkstatt in Rheinberg“, sagt Karin Becker.

Das Projekt, das die drei Organisatorinnen wiederbeleben, geht ursprünglich zurück auf das Jahr 1999. In den Jahren darauf hatten die damaligen Teilnehmerinnen zu verschiedenen Themen geforscht und unter anderem an zwei regionalen Frauen-Geschichtskalendern mitgewirkt. Für den ersten Kalender spürte man Emilie von Loe nach, für den zweiten Kalender zum Thema „Starke Frauen am Niederrhein in der Arbeitswelt“ nahmen die Werkstatt-Frauen in Rheinberg die Tabakarbeiterinnen aus Orsoy in den Fokus. „Die Ergebnisse sind auch in Ausstellungen und andere Veröffentlichungen geflossen“, erläutert Sabine Sweetsir.

Um 2010, nach einer letzten Broschüre und Ausstellung, wurde es bedingt durch das Alter der Teilnehmerinnen still um das Projekt – bis jetzt zumindest. Becker, Stapff und Sweetsir möchten wieder an die alten Erfolge anknüpfen und hoffen dafür auf viele Teilnehmer. „Dieses Mal suchen wir allerdings nicht besondere Persönlichkeiten, sondern wir wollen in die Breite gehen und anhand von Erzählungen einen gesellschaftlichen Wandel aufspüren“, erläutert Becker. Stets von großer Bedeutung sind natürlich die Zeitzeugen. Die werden aber immer seltener, weiß Chantal Stapff, daher sei es wichtig, ihre Berichte noch rechtzeitig zu dokumentieren. Das allerdings nicht in Form klassischer Interviews. „Sie folgen immer einem Leitfaden, hier sollen aber Erfahrungen ausgetauscht werden, die später in eine Broschüre und Ausstellung münden sollen.“ An den dreien wird es schließlich sein, diese Berichte für das Projekt auch wissenschaftlich einzuordnen.

Auch für Nicht-Rheinberger

Aber es geht auch darüber hinaus: Wenn es nicht die Kriegskinder selbst tun, durchforsten früher oder später die sogenannten „Babyboomer“ die Häuser ihrer Eltern. So werden sie wahrscheinlich auf alte Fotos, Tagebücher und Gegenstände stoßen. Auch auf solche „alten Erinnerungen“ will man sich in der Geschichtswerkstatt stützen. „Sie spiegeln die damalige Zeit wider“, sagt Stapff. Als Bibliotheksleiterin möchte sie die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, das Projekt soll dabei möglichst niederschwellig sein. In diesem Sinne denken die drei Frauen an eine Art Erzählcafé, wo alle Teilnehmer die persönlichen Familiengeschichten aufarbeiten und erzählen zu können – das schließt Menschen jenseits der Rheinberger Grenzen ausdrücklich mit ein. „Wir sammeln erst einmal“, sagt Karin Becker über die ersten Schritte.

Bei genügend Material hoffen die Organisatorinnen, auch in Zukunft wieder eine neue Broschüre und Ausstellung auf den Weg bringen zu können. Das werde aber seine Zeit brauchen, sagt Becker. Inspiration dafür, was alles ein Thema in der Geschichtswerkstatt sein kann, liefert übrigens bereits die Lesung. Karten gibt es für acht Euro im Kulturbüro des Rheinberger Stadthauses, Raum 15, Kirchplatz 10, sowie in der Barbara- Buchhandlung in Moers, Burgstraße 3. Teilnehmerlisten für die Werkstatt werden am 6. März ausliegen. Eintragen kann man sich aber auch schon jetzt in der Stadtbibliothek und im Stadtarchiv, oder man wendet sich an Karin Becker unter Telefon 02843/171429 oder – der besseren Erreichbarkeit halber – per Email an karin.becker@rheinberg.de.

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