Karunai bereitete sich auf Corona-Virus vor

In diesem Jahr wird es kein gemeinsames Osterfest im indischen Kinderhaus des Straelener Vereins geben

STRAELEN. Das Corona-Virus bedroht das Leben von Menschen auf der ganzen Welt. Während man in Deutschland das Glück hat, in einem Land mit einem der besten Gesundheitssysteme der Welt zu leben, stehen die Menschen in Indien, vor allem die Ärmsten der Armen, vor ganz anderen Herausforderungen. 1,3 Milliarden Menschen gilt es in Indien vor der Pandemie zu schützen – keine einfache Aufgabe.

Richtiges Händewaschen als Vorbeugung vor einer Ansteckung wurde von den Kindern geübt.
Foto: privat

Auch im Kinderhaus der Karunai-Kinder-Hilfe Indien in Chinnababusamudram haben sich die Verantwortlichen von Karunai einiges einfallen lassen, um die Mädchen erfolgreich vor einer Ansteckung zu schützen. Leider hat die Regierung von Tamil Nadu aber eine folgenschwere Entscheidung getroffen, die die Bemühungen des Vereins konterkarieren.

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Maßnahmen wurden sofort ergriffen

Als sich das Corona-Virus im Februar auch in Indien ausbreitete, ergriffen die Verantwortlichen vor Ort sofort Maßnahmen, um die Mädchen im Kinderhaus zu schützen. Als erstes klärte der Leiter des Hauses, Victor Raya, Ende Februar die Mädchen über die möglichen Auswirkungen des Virus auf und erläuterte ihnen Maßnahmen, wie eine Ansteckung vermieden werden kann. Ihnen wurde demonstriert, wie man sich in acht Schritten die Hände so wäscht, dass Viren keine Chance haben – etwas, wovon auch die Familien der Mädchen profitierten, wie sich später zeigen sollte. Schließlich wurde den Mädchen in einem weiteren Schritt gezeigt, welche Hausmittel sich eignen, um Erkrankungen der Atemwege zu bekämpfen. „Etwas, was bei deutschen Lesern sicher ein ungutes Gefühl aufkommen lässt“, so Michael Lemkens von der Karunai-Kinder-Hilfe-Indien aus Straelen.

„Wäre es nicht besser, die Mädchen würden zu einem ausgebildeten Arzt gehen, sollten sie erkranken? Ja, das ist richtig. Und wenn die Mädchen im Kinderhaus wohnen, wird natürlich auch alles getan, um eine möglichst sehr gute medizinische Versorgung sicherzustellen. Aber wenn in Deutschland schon ein Ansturm auf Krankenhäuser erwartet wird, mag man sich für Indien gar nicht vorstellen, wie es dort in den Krankenhäusern aussehen mag, wenn die Epidemie um sich greift.“ Für den Fall der Fälle sollte man dann auf bewährte indische Hausmittel zurückgreifen und sie den Mädchen vorstellen und erläutern: Nach alter indischer Tradition helfen Tulsi- oder Basilikumblätter bei der Bekämpfung von Fieber, Halsentzündungen, Erkältungen, Husten und Grippe. Ein in Indien gewöhnliches Kraut aus Karpooravalli oder indischen Borretschblättern wird verwendet, um Giftstoffe aus dem Körper zu entfernen und das Schwitzen zu fördern. Schwarzer Pfeffer oder Pfefferkörner schließlich können als Ent-zündungshemmer für unseren Körper verwendet werden. Alle diese drei Inhaltsstoffe wurden in den erforderlichen Anteilen gemischt und in Wasser gekocht, um ihre wesentlichen Bestandteile für die Gesundheit der Kinder zu extrahieren. Diese Mittel aus der indischen Hausapotheke werden traditionell auch zum Aufbau des Immunsystems genutzt und so wurde den Mädchen der Extrakt auch ohne eine Erkrankung verabreicht.

Kinder wurden täglich untersucht

Gemäß den Regierungsrichtlinien in Indien und insbesondere im Bundesstaat Tamil Nadu wurden die Kinder des Heims täglich auf ihre Gesundheit hin untersucht, um Symptome des Coronavirus in ihnen zu identifizieren. Die Praxis, zweimal am Tag zu baden, vier- bis fünfmal am Tag die Hände zu waschen und die Füße beim Betreten des Hauses zu waschen, hilft den Kindern, sich vor dem Coronavrus zu schützen. Zusätzlich wird das Gelände mit Wasser besprüht, das zur Desinfektion mit Kurkumapulver und Neem-Blatt-Paste gemischt wird.
„Leider gehört es aber auch zur Regierungsrichtlinie in Tamil Nadu, alle Kinderhäuser angesichts der Corona-Epidemie vo-rübergehend zu schließen und alle Kinder in ihre Dörfer zu-rückzuschicken. Schweren Herzens folgten wir der Anweisung“, heißt es seitens des Straelener Vereins. Für die Verantwortlichen von Karunai steht fest, dass die Mädchen dort nicht so gut geschützt sein werden wie im Kinderhaus und beten darum, dass das Virus an den Mädchen und ihren Familien vorübergehen wird. Wenigstens die Mädchen wissen um die Gefahren, aber auch um die Möglichkeiten, durch Abstandhalten und mit Hygiene einiges gegen das Virus ausrichten zu können.

Bis heute hat sich kein Mädchen angesteckt

Ein unschätzbares Gut, von dem nun auch die Familien und Nachbarn auf dem Land profitieren können. Jeden Tag melden sich die Mädchen aber im Kinderhaus, um mitzuteilen, wie es ihnen geht und ob sie sich infiziert haben. Bis heute hat sich kein Mädchen angesteckt. Und so wird es in diesem Jahr erstmals kein gemeinsames Osterfest für die Karunai-Gemeinschaft geben und alle hoffen darauf, dass sich die Bewohner bald wieder gesund in die Arme schließen können. Natürlich erst, wenn die Gefahr vorüber ist. Die Karunai Kinder-Hilfe Indien wird alles versuchen, den Mädchen und den Menschen vor Ort zu helfen. Weitere Informationen unter www.karunai.de.

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