„Jeder Schritt ist ein Schritt in die richtige Richtung“

Fünfjähriges Projekt zur Förderung von mehr biologischer Vielfalt im Kreis Wesel läuft seit Anfang des Jahres

Ginderich. Für ein geschäftigeres Tierleben im Grün sorgt seit Januar ein neues Projekt. Die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft arbeitet mit dem Kreis Wesel zusammen, um über fünf Jahre hinweg die bio­logische Vielfalt im Kreis zu erhöhen.

Ginderich. Für ein geschäftigeres Tierleben im Grün sorgt seit Januar ein neues Projekt. Die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft arbeitet mit dem Kreis Wesel zusammen, um über fünf Jahre hinweg die bio­logische Vielfalt im Kreis zu erhöhen.
NN-Foto: Thomas Langer

Landwirte übernehmen dafür als Bewirtschafter die Einsaat mehrjähriger Blühstreifen auf ihrem (gepachteten) Land. Zu ihnen gehört die Familie Verweyen-Thenagels in Ginderich, deren etwa sechs Meter breiter und 600 Meter langer Blühstreifen mit 0,8 Hektar etwas größer als ein Fußballfeld ausfällt.
Diese Naturschutzmaßnahmen fördern vor allem Arthropoden, zu denen neben allen Insekten auch Krebs- und Spinnentiere zählen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Bestäubern, wie Wildbienen, Schmetterlingen und Hummeln. „Im Sinne eines kooperativen Naturschutzes legen wir Wert darauf, dass die geförderte Maßnahme sowohl einen ökologischen Mehrwert für bestäubende Insekten aufweist als auch in die Abläufe der landwirtschaftlichen Betriebe integrierbar ist“, sagt Friedhelm Decker, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung.
Landrat Dr. Ansgar Müller hebt das Projekt hervor als „unbürokratisches und attraktives Instrument zur Umsetzung wirkungsvoller Maßnahmen für die Insektenförderung“. Ein größeres Insektenaufgebot erleichtert aber auch Vögeln die Nahrungssuche. Solche Zusammenhänge zeigen, wie die Blühstreifen die biologische Vielfalt verbessern können.
In diesem Jahr wurde mit 23 Bewirtschaftern eine Blühstreifenfläche von insgesamt 16,4 Hekar im Kreis Wesel angelegt. Das entspricht mehr als 23 Fußballfelder. Über drei Jahre hinweg soll diese Fläche erweitert werden. Nächstes Jahr sollen es 23 Hektar sein, das Jahr darauf 28.
Das Vorhaben scheint gut bei den Landwirten anzukommen: Für das kommende Jahr sind bereits 30 Bewirtschafter beim Projekt dabei. Diese bekommen das Saatgut, das 20 Arten heimischer Wildkräuter und Gräser enthält, kostenlos von der Stiftung gestellt.

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Jäger mit im Boot

Eine nun geschlossene Vereinbarung zwischen Müller, Decker und dem Vorsitzenden der Kreisjägerschaft Wesel, Alfred Nimphius, hat ein weiteres Projekt ins Rollen gebracht.
Die darin enthaltenen, mehrjährig angelegten Maßnahmen zielen nicht nur auf Insekten, sondern sollen auch die Lebenssituation und das Aufkommen von Niederwild – zum Beispiel Rebhuhn, Fasan und Feldhase – verbessern. Maßnahmen sind unter anderem Wildäcker, Hecken, Wildenergiepflanzen und Altgrasstreifen. Mehr Insekten bedeuten mehr Nahrung für den Nachwuchs des Niederwilds. Zusätzlich liefern die Maßnahmen dem Niederwild mehr Möglichkeiten zum Rückzug.
Wie schon bei den Blühstreifen wird auch bei diesem Projekt auf den ökologischen Mehrwert für die Tiere und die Integration in die landwirtschaftlichen Abläufe geachtet. Wildenergiepflanzen dienen etwa als Ersatz für Mais in Biogasanlagen. „Es ist ein super­ökologischer Ansatz, um Mais zu ersetzen. Wildenergiepflanzen sind zudem heimisch und ideal für Insekten“, erzählt Projektbetreuerin Christine Epping.
Projektbetreuer Winfried Letzner weiß allerdings, dass diese Projekte allein nicht das Insektensterben lösen: „Man braucht eigentlich viel mehr. Aber der Anfang ist wichtig.“ Auch für Nimphius steht fest: „Jeder Schritt ist ein Schritt in die richtige Richtung.“
Finanziert werden diese Projekte durch sogenannte Ersatzgelder. Eingriffe in die Natur – etwa beim Bau eines Windrads – sollen normalerweise durch Maßnahmen der Landschaftspflege ausgeglichen werden. Ist das nicht möglich, können stattdessen Ersatzgelder gezahlt werden, mit denen an anderer Stelle Projekte zur Landschaftspflege und zum Naturschutz gefördert werden.

 

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