Kontrolle zum Schutz der Natur

RVR-Ranger sind im Auftrag des Kreis Wesel unter anderem im Naturschutzgebiet Orsoy unterwegs

ORSOY. Ranger kennt man aus dem Fernsehen, das sind die Wildhüter in amerikanischen Nationalparks, gut zu erkennen an ihrer Uniform und ihrem Hut. Inzwischen sind sie vermehrt auch in deutschen Naturschutzgebieten unterwegs, seit Juni auch im Auftrag des Kreises Wesel, unter anderem im Orsoyer Rheinbogen.

Die neuen Ranger Andreas Majdanuik (l.) und Jürgen Greber (r.) mit RVR-Behördenleiter Thomas Kämmerling (2.v.l.), RVR-Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel und Landrat Dr. Ansgar Müller.
NN-Foto: L.C.

Jürgen Greber und Andreas Majdaniuk sind zwei von sechs ausgebildeten Rangern beim Regionalverband Ruhr (RVR), die dank der Kooperation zwischen RVR und Kreis tätig sind. Bei der Vorstellung loben RVR-Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel und Landrat Dr. Ansgar Müller die gute Zusammenarbeit. Geiß-Netthöfel hebt hervor: „5,1 Millionen Menschen leben in der Metropole Ruhr, die über sehr viel Wald verfügt. Ihren Erholungsraum und damit die Natur zu schützen ist unsere Pflicht.“ Auch dem Landrat ist der Erhalt der Ausflugsziele wichtig, gleichwohl müssen sich die Besucher der Naturschutzgebiete „angemessen“ verhalten. Da sei Kontrolle notwendig, da es ja auch um Schutz der Tiere geht, besonders der Vögel zur Brutzeit. Alleine die Präsenz der Ranger bewirke viel.
Betriebsleiter Thomas Kämmerling vom RVR Ruhr Grün, erläutert das vielfältige Aufgabenfeld der Ranger. „Nach dem Kreistagsbeschluss am 4. April konnte das Pilotprojekt, das für 2019 und 2020 vereinbart wurde, beginnen. Es soll von Mitte April bis Mitte August greifen, da die Brutzeit ein besonders sensibler Bereich ist. Die Besucher dringen oft aus Unkenntnis in die Rückzugsorte von Tieren und Pflanzen ein. Die Ranger klären Erholungssuchende auf und achten darauf, dass die Regeln eingehalten werden.“ Landrat Dr. Müller formulierte es so: „Nur wer die Natur kennt, lernt sie zu schätzen“ und nennt die Zielsetzung eher Prävention statt Verbote oder Sanktionen. Kämmerling nennt gleich einen ganzen Aufgabenkatalog: „Die Ranger informieren, bieten im Hauptsitz in Dorsten auch Führungen, Projekttage und Bildungsprogramme an über den Schutz von Flora und Fauna. Sie sorgen für ein gutes Zusammenspiel zwischen Landwirten, Schäfern, Hundehaltern, Mountain-Bikern, Wanderern. Sie kümmern sich auch um Wiesenpflege, Hecken- und Baumschnitt, Artenschutzmaßnahmen, Gefahrensicherung oder Abfallbeseitigung. Gerade in dieser Dürreperiode ist Waldbrandgefahr ein großes Thema. Auch der Eichenprozessionsspinner hat uns sehr viel Arbeit bereitet. Die Bäume sind durch die Trockenheit gestresst. Viele Krankheiten führen zu Problemen, Fichten wurden bereits nach dem Borkenkäferbefall gefällt, bei den Buchen sieht es momentan noch dramatischer aus, weil sie nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgt werden. Außerdem kontrollieren die Ranger die Einhaltung von Schutzbestimmungen und unterstützen Polizei, Feuerwehr und Behörden.
Dazu brauchen sie eine ganz spezielle Ausbildung: Als gelernte Forstwirte und staatlich geprüfte Natur- und Landschaftsbauer werden sie auch psychologisch ausgebildet für den Umgang mit Menschen und absolvieren einen Selbstverteidigungskurs. Trotz Uniform können die unbewaffneten Männer auch mal in missliche Situationen geraten, wenn die belehrten Besucher ganz uneinsichtig sind.
Um dieses Pensum in dem 800 Hektar großen Gebiet am Orsoyer Rheinbogen schaffen zu können, sind Jürgen Greber und Andreas Majdaniuk mit E-Mountain-Bikes ausgerüstet. Greber lobt den guten Austausch mit dem zuständigen Personal beim Kreis Wesel und auch mit den Landwirten, Bürgern und Besuchern vor Ort. „Sie mussten sich zwar erst einmal an unsere Anwesenheit gewöhnen, weil sie jahrelang das Gelände ohne Überprüfung nutzen konnten, doch wir konnten bereits viele Maßnahmen umsetzen, die inzwischen alle als Verbesserung empfinden!“, fasst er die Arbeit der ersten Monate zusammen. Dazu gehört zum Beispiel das Verschließen von Toren zu landwirtschaftlichen Flächen, damit nicht ungebetene Gäste Einlass haben. Oder das Durchsetzen der Anleinpflicht von Hunden, was besonders auch von den Schäfern immer wieder eingefordert wird. Es werden Angler überprüft, ob sie eine gültige Genehmigung vorlegen können. Immer wieder gibt es Unvernünftige, die im Rhein baden wollen, bei Nichteinhaltung des ausgesprochenen Verbots gibt‘s da auch mal ein Knöllchen (in Höhe von 55 Euro). Brennende Zigaretten sind selbstverständlich auch nicht erlaubt – wer erwischt wird, zahlt.
Und wer die deutsche Sprache nicht versteht (verstehen will) wird von Andreas Mejdaniuk auch mal auf polnisch oder russisch angesprochen. Dann sollte die Verständigung klappen. Die Verbote gehen einigen Bürgern zu weit (Bericht dazu auf Seite 9)

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Protest contra Rheinufer-Verbot in Ossenberg

Die Protestler trafen sich zum Spaziergang am Deich
Foto: privat

Rund 100 Menschen, die gerne ihre Freizeit am Rheinufer verbringen, sich daran aber zunehmend gehindert fühlen, versammelten sich letzten Sonntagvormittag auf dem Rheindeich an der Ossenberger Schleuse zu einem Spaziergang. Die Bürgerinnen und Bürger aus Rheinberg und den Nachbarstädten brachten damit ihre Enttäuschung darüber zum Ausdruck, dass es in Rheinberg immer weniger Stellen gibt, an denen sie an den Rhein gelangen können. „Es wird erfreulicherweise im gesamten Kreisgebiet Wesel viel für den Landschaftsschutz getan, dabei wurden zuletzt aber immer häufiger die Menschen vergessen“, so Marco Hofmann, einer der Spaziergänger. „Ich möchte als Niederrheiner, der in Rheinberg lebt, auch weiterhin an den Rhein gehen dürfen und meinem Sohn zeigen, wie schön es hier ist.“
Anlass für den wachsenden Unmut der Bürger ist, dass nun auch in Ossenberg, in Höhe Rheinkilometer 805, über eine kleine Fläche, auf der Spaziergänger seit Jahrzehnten geduldet wurden, keine Möglichkeit mehr besteht, das Rheinufer zu betreten. Hier war auf wenigen hundert Metern bislang möglich was nun unter Strafe verboten ist: Schiffe gucken, Steine flitschen und Seele baumeln lassen. Hofmann bedauert: „Nicht nur, aber auch für Kinder, eine gute Möglichkeit Natur zu erleben und wertschätzen zu lernen. Stattdessen wird nun von den neu eingestellte Rangern darauf verwiesen, dass das Naturerleben ausschließlich von asphaltierten Wegen aus möglich ist und der Rhein in ganz Rheinberg nur noch an wenigen, kurzen Stellen besucht werden kann.“ Die wachsende Zahl der Bürger, die diesen Einschnitt ins Freizeiterleben nicht hinnehmen möchte, hat sich an den Regionalverband Ruhr sowie den Landrat gewandt und um die weitere Duldung auf diesem Teilgebiet gebeten. Aktuell liegen an vielen Stellen im Rheinberger Stadtgebiet Unterschriftenlisten aus, weitere gemeinsame Spaziergänge sollen folgen. Die sehr hohe Teilnahme am Spaziergang zeigt, dass sich viele Bürger ihren Rhein nicht nehmen lassen möchten. Wer sich dem Protest anschließen möchte, wendet sich am besten an die Facebookgruppe „Contra Rheinufer Verbot Ossenberg“.

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