Xantener kämpfen weiter für nächtlichen Notarztstandort

Hinterfragen des Rettungsdienstbedarfsplan 2019 vom Kreis Wesel

XANTEN. Seit dem 24. Juni liegt der Rettungsdienstbedarfsplan 2019 für den Kreis Wesel vor. Landrat Dr. Müller und der vom Kreis beauftragte Gutachter stellten ihn an dem Tag im Kreishaus vor (die NN berichteten am 27. Juni). Seither haben sich die Verantwortlichen aus Xanten intensiv damit auseinandergesetzt und jetzt die Presse über ihre Einschätzung informiert.

Kämpfen für den Erhalt des nächtlichen Notarzt-Standortes in Xanten (l.): Bürgermeister Thomas Görtz, Fachbereichsleiter Tobias Fuß, (r.) Michael Derksen, Geschäftsführer Krankenhaus, Alfred Melters, Förderverein Krankenhaus und Eckhard Junghänel, Leiter der Rettungswache.
NN-Foto: Lorelies Christian

„Wir arbeiten von der Stadt Xanten mit dem Krankenhaus und dem Förderverein des Krankenhauses im Schulterschluss zusammen“, erläutert Bürgermeister Thomas Görtz den Kampf zur Erhaltung des nächtlichen Notarztstandortes am Xantener Krankenhaus. Wie berichtet, gibt es ja zunächst nur ein weiteres „Schonjahr“, danach solle eine erneute Bewertung stattfinden für die Standorte Xanten und Rheinberg, da der Gutachter ja einen gemeinsamen Standort in Alpen für besser hält.
Und obwohl bei der Informationsveranstaltung betont wurde, dass nach der Evaluation ein neuer Beteiligungsprozess in Gang gesetzt würde, liest sich das im Entwurf anders. Darauf weist Fachbereichsleiter Tobias Fuß von der Stadt Xanten hin: „Die geplante Rettungsmittelvorhaltung für die Notfallrettung ist für das Xantener Notarztfahrzeug lediglich von 9 bis 19 Uhr vorgesehen“ (Quelle Entwurf Punkt 3.2.40.10) Fuß schlussfolgert: „Wenn diesem Entwurf so zugestimmt würde, bräuchte nach dem Jahr keine neue Beratung erfolgen.“ Daher fordert Alfred Melters, Vorsitzender des Förderkreises Xantener Krankenhaus: „Diese Formulierung muss raus aus dem Entwurf. Ansonsten werden wir die Xantener Bürger mobilisieren und eine Unterschriftenaktion mobilisieren.“
Fuß ist auch nicht einverstanden mit den angegebenen Daten. „Das Gutachten geht von weniger als einem Notarzteinsatz täglich in 14 Nachtstunden im Durchschnitt aus“, zeigt er und vergleicht dies mit den erhobenen Zahlen, die dem Kreis vorliegen, die bei 1,1 Einsatz liegen. Auch die sogenannte „Ausrückezeit“, die der Gutachter für den Xantener Notarzt als zu hoch einschätzt, ist im Vergleich mit anderen Rettungswachen von anderen Krankenhäusern absolut im grünen Bereich.
Die Beanstandungen blieben bisher vom Kreis unbeantwortet. Bleibt die Frage: „Was soll eine Verlegung nach Alpen bringen?“

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„Jeder Notfall zählt“

Michael Derksen, Geschäftsführer
des St. Josef-Hositals Xanten, lehnt eine Bewertung nur aufgrund statistischer
Zahlen ab

Das Argument, die Krankenkassen würden die Kostenübernahme in Frage stellen, das der Landrat bei der Informationsveranstaltung brachte, kann Michael Derksen, Geschäftsführer des St. Josef-Hospitals nicht nachvollziehen. „Keiner kann mir sagen, über welche Kosten wir überhaupt sprechen“, macht er seinem Unmut Luft „Die Rettungswache bleibt ja erhalten. In Alpen muss neu gebaut werden. Von welchen Kosten ist hier die Rede? Hier sollen jahrzehntelang bewährte Strukturen zerstört werden, das leuchtet mir nicht ein. Für mich ist dieses Gutachten unanständig, es spiegelt die Realität nicht wider.“ Und er bringt es auf den Punkt: „Jeder Notfall zählt. Es geht hier um Menschen, nicht um statistische Zahlen.“ Auch die Krankenkassen hätten ihm bestätigt: „Wir wollen auf keinen Fall eine Schlechterstellung der Region“.
Das eigentliche Problem der Statistik ist, sie gibt nur Zahlen wieder. Leider lassen sich Notfälle ja nicht nach und nach abarbeiten. Mal ist es still, dann kann eine vielfache Alarmierung erfolgen. So wie letztes Wochenende, als einmal vier und einmal fünf Notarzt Einsätze nachts notwendig wurden und der Notarzt vor den Rettungskräften am Alarmierungsort war.
Auch die Aussage am Informationsabend, dass ja Notfallsanitäter besser ausgebildet seien und daher Notärzte in Zukunft gar nicht mehr so oft zum Einsatz müssten, wischt Tobias Fuß vom Tisch: „Die Regelung der Notfallsanitäter gilt erst verbindlich ab 2027. Zurzeit gibt es noch nicht genügend und die bisher Ausgebildeten dürfen noch nicht diese Aufgaben übernehmen. Dafür fehlt ihnen bisher die Erlaubnis.“ Kopfschütteln auch beim Bürgermeister: „Wir wollten am Xantener Krankenhaus hier in der Rettungswache Notfallsanitäter ausbilden, das hat der Kreis nicht gestattet, obwohl sie händeringend gesucht werden.“ Und er führt ein weiteres Argument für den Erhalt des nächtlichen Notarztstandortes in Xanten an: „Wir haben 22.000 Einwohner in Xanten, hinzu kommen zigtausende Besucher. Alleine am letzten Wochenende hatten wir über 10.000 Gäste im Strandbad bei 35 Grad Hitze. Hinzu kommen die vielen Veranstaltungen, die viele Touristen nach Xanten locken. Jeder kann in eine Notfallsituation kommen.“ Alfred Melters drängt: „Es darf nicht zur Verunsicherung in der Bevölkerung kommen. Jeder hat ein Recht auf schnelle Hilfe im Notfall!“
Zunächst hat Bürgermeister Görtz den Landrat gebeten, die Frist für die Stellungnahme zu verlängern, da er gerne zu diesem wichtigen Thema die Politik mit ins Boot holen möchte. Die nächste Ratssitzung ist erst am 9. Oktober, eigentlich sollte die Stellungnahme bereits bis Ende September beim Kreis vorliegen.

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