Neue Attraktionen für den APX geplant

Der Landesverband Rheinland (LVR) will darüber mit dem Heimatministerium verhandeln

XANTEN. Quo vadis, APX? Mit fast 600.000 Besuchern pro Jahr ist der LVR-Archäologische Park Xanten das besucherstärkste archäologische Freiluftmuseum Europas. Damit das so bleibt, soll das circa 90 Hektar große Gebiet der früheren Colonia Ulpia Traiana in den nächsten Jahren und Jahrzehnten kontinuierlich um neue Attraktionen erweitert werden. Der Landesverband Rheinland (LVR) will dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen deshalb empfehlen, den vereinbarten Rahmenplan „Agenda 2010“ für die Förderung von Projekten des APX weiterzuentwickeln.

Sitzung in historischer Kulisse: Der Kulturausschuss der Landesversammlung Rheinland tagte im LVR-RömerMuseums
NN-Foto: Scholten

Bislang hat das Ministerium den Park mit circa 25 Millionen Euro unterstützt, wobei der Grundstückskauf mit 70 Prozent gefördert wurde, die Rekonstruktion römischer Handwerkshäuser mit 80 Prozent und alle weiteren Maßnahmen mit 60 Prozent. Während der LVR schon für 2019 die Anschaffung einer elektrisch betriebenen Wegebahn für den APX ankündigen konnte (die NN berichteten), sind alle weiteren Pläne bislang nur Ideen, über deren Finanzierung und Realisierung das Ministerium in den kommenden Jahren entscheiden muss. Der Kulturausschuss der Landesversammlung Rheinland lauschte aber schon bei seiner Sitzung im RömerMuseum den „ersten Überlegungen“ zur Weiterentwicklung des Archäologischen Parks.
Römische Rheinschiffffahrt: Unter Mitarbeit von Menschen mit Behinderungen wurden in einer besucherzugänglichen Holzwerkstatt bislang vier römische Rheinschiffe nachgebaut, ein fünftes entsteht gerade. Die Schiffe sollen als Produkte der Inklusionswerkstatt und als rekonstruierte Ausstellugstücke der römischen Vergangenheit des Rheinlands den Besuchern des APX anschaulich präsentiert werden. Gewünscht wird deshalb ein neuer Ausstellungsraum, in dem die Nachbauten und die originalen Wrackteile gezeigt werden können. Ein integriertes Informationszentrum könnte das Thema der Inklusion im LVR veranschaulichen. Ein möglicher Standort wäre der Xantener Südsee, wo auch ein eigener Schiffsanleger für römische Schiffsnachbauten geschaffen werden könnte.
Weltkulturerbe: Seit einiger Zeit laufen die Vorbereitungen für einen Antrag an die Unesco, den Niedergermanischen Limes im Jahr 2021 zum Weltkulturerbe zu erheben. Die ehemalige Grenze zwischen der römischen Provinz Germania inferior und dem rechtsrheinischen Germanien bestand vom frühen 1. bis ins 5. Jahrhundert nach Christus und gehört zu den am längsten bestehenden Grenzabschnitten des Imperium Romanum. Auf dem Gelände des APX könnten im Zusammenhang mit dem Niedergermanischen Limes mindestens vier archäologische Befunde sichtbar gemacht und anschaulich präsentiert werden. Dafür wären zum Teil noch Grabungen und Baumaßnahmen erforderlich. So könnte zum Beispiel ein Trassenabschnitt der vorkolonialzeitlichen Limesstraße freigelegt und unter einem Schutzdach präsentiert werden. Die Straße wurde 2011 vor dem Eingang des LVR-Römermuseums entdeckt. Möglich ist auch eine Teilrekonstruktion des Hafenkais.
Latrinen: Unmittelbar hinter dem LVR-Römermuseum liegen seit ihrer Ausgrabung in den 90er Jahren die Mauerfundamente einer großen Latrine frei. Sie waren in römischer Zeit als Bestandteil der großen Thermananlage errichtet worden. Unter einem möglichen Schutzbau, der sich an das architektonische Konzept des Thermenschutzbaus anlehnt, könnten Besucher die freiliegende Anlage erkunden.
Tempel: Der gallo-römische Umgangstempel ist eine nur in den Nordwest-Provinzen des Römischen Imperiums vorkommende Form des Sakralbaus. Er besteht aus einem zentralen, hohen Kultraum und ist meist einheimischen Göttern gewidmet. Die Bauform weicht stark von dem ab, was Besucher üblicherweise mit antiken römischen Tempeln verbindet.
Während der teilrekonstruierte Hafentempel im alten Ostteil des APX dem Bild eines typischen römischen Tempels entspricht, steht der Matronentempel auf Insula 20 für den Kult der romanisierten einheimischen Bevölkerung und berührt damit das Thema der praktizierten Toleranz im Römischen Reich in Bezug auf Religion. Eine Rekonstrution aus alten nachgewiesenen Baumaterialien könnte um einen Ausstellungspavillon über den interkulturellen Austausch erweitert werden. Auf der Insula 12 wird zurzeit ein weitere gallo-römischer Umgangstempel ausgegraben. Da dessen Überreste besser erhalten sind und dank moderner Technik besser konserviert werden können, könnte dieser Befund unter einem Schutzbau präsentiert werden.
Weiterhin plant der APX Infobereiche über römische Nutzpflanzen und den Umgang mit Müll in der Colonia Ulpia Traiana. Xantens Bürgermeister Thomas Görtz, der den Vorstand des Kulturausschusses der Landesversammlung Rheinland im Rathaus begrüßte, teilte im Anschluss mit, dass auch die Chancen für Kulturveranstaltungen im Amphitheater künftig gut stehen. Die LVR-Spitze wolle entsprechende Gespräche mit APX-Leiter Dr. Martin Müller führen.

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