XANTEN. Hannah ist ein fröhliches aufgewecktes Kind. Die Sechsjährige ist gerade eingeschult worden und besucht die Bönninghardt-Schule. Sie kam mit dem Gendefekt 5p-minus Syndrom zur Welt, das auch Cri-du-Chat genannt wird, das bedeutet für sie, dass ihre motorische und geistige Entwicklung erheblich verzögert ist, erst mit vier Jahren lernte sie laufen und bis heute spricht sie noch nicht. Gerne geht sie mit Mama einkaufen, doch für Sylvia van Boekel ist es nicht nur ein Vergnügen.
„Obwohl jeder Supermarkt inzwischen über Behindertenparkplätze verfügt, sind diese oftmals belegt von Autofahrern, die ohne Berechtigung diese rücksichtslos blockieren. Die nächste Herausforderung ist es, das Kind in einen Einkaufswagen zu hieven. Sie kann zwar laufen, kennt aber keine Gefahren, läuft unkontrolliert und würde sicherlich den Laden auf links drehen“, berichtet Sylvia van Boekel, um dann von einer genialen Idee zu erzählen, die sie auf Hinweis von anderen Müttern behinderter Kinder entdeckt hat. „Es gibt Handicap-Einkaufswagen, die ähnlich aussehen wie normale Wagen, aber über einen angebauten Sitz verfügen, in dem man das Kind bequem setzen und auch anschnallen kann. Ich habe dann den Marktmanager vom REWE Markt Xanten Jeffrey Karlen angesprochen, ob eine Anschaffung nicht möglich sei. Ich habe mich sehr gefreut, dass er spontan die Zusage gab, sich darum zu kümmern.“
Tatsächlich fragte Jeffrey Karlen beim Lieferanten nach und erfuhr, dass eine Spezialanfertigung möglich sei, sie sei nur nicht ganz billig und dauere einige Monate. Karlen gab sofort den Auftrag zur Anfertigung und hatte gleich ein weiteres Anliegen. „Wir brauchen auch einen Wagen, in dem Zwillinge Platz finden“, forderte er. Technisch natürlich ebenfalls kein Problem. „Ich bin selbst Vater“, zeigt Karlen Verständnis für Eltern, die mit Kindern einkaufen gehen. Inzwischen verfügt der REWE Markt Xanten über den Handicap-Einkaufswagen und einen, in dem gehbehinderte Kinder mit einem Gewicht bis zu 35 Kilo geschoben werden können.
Karlen erhält großes Lob von Zwillingsmutter Ilona Klatt: „Herr Karlen ist erst zufrieden, wenn seine Kunden zufrieden sind. Jetzt macht das Einkaufen wieder mehr Spaß, vorher war der Einkaufswagen ja schon mit einem Kind belegt, während das andere vorne drin saß. Nun können beide Kinder mich anschauen und ich habe auch im Blick, was sie machen“, freut sich die junge Mutter. Für Sylvia van Boekel ist es auch ein echter Gewinn: „Das Einkaufen ist viel entspannter geworden. Man hat ja nicht immer jemanden, der aufs Kind aufpasst, wenn man Erledigungen machen muss, so macht uns das Shoppen Spaß.“
Die Wagen stehen im Supermarkt, damit sie nicht nass werden. Mütter, die sie brauchen, können sie gerne gleich im Eingangsbereich wegholen. Ein echter Beitrag zur Inklusion, der sicherlich viele Nachahmer verdient!
