EYLL. Nachdem das Schicksal des Naturfreibades Eyller See über Monate in der Schwebe hing, hat sich in den letzten Wochen Erleichterung eingestellt: der Badebetrieb geht weiter. Dafür sorgt voraussichtlich ab Mitte bis Ende Mai Philipp Brand als neuer Pächter. Er bringt derzeit nicht nur das Freibad ordentlich auf Vordermann, er möchte es in Teilen auch neu ausrichten.
Für den Mann aus Kerken-Rahm wird bald ein Traum wahr: Er sei nicht nur ein Fan von Seen im Allgemeinen, „ich bin auch ein Kind des Eyller Sees“, erzählt er. „Ich habe meine Jugend hier verbracht.“ Dementsprechend groß ist seine Verbundenheit selbst im Erwachsenenalter. Wenn er in der Vergangenheit mit seiner Frau zu einer Radtour aufgebrochen war und Halt am Naturbad machte, war ans Abschalten nicht zu denken: Immer wieder fiel ihm dessen Potenzial ins Auge. „Es war immer wie eine kleine Analyse.“
Als er dann letztes Jahr mit einem befreundeten Bauern zusammensaß, sprachen sie auch über den Eyller See. „Ich sagte ihm, das wäre mein Traumjob“, erinnert sich Philipp Brand. Da wies ihn sein Freund auf die Suche der Gemeinde Kerken nach geeigneten Pächtern hin. Tags darauf reichte Brand seine Bewerbung ein und bereits einen Tag danach erwiderte das Büro des Bürgermeisters das Interesse. Bei einem ersten Treffen mit dem Bürgermeister im August 2023 konnte Brand – der das Fischrestaurant Brands Vistro in Rahm betreibt – nicht nur mit seiner Erfahrung punkten, sondern auch mit seiner Präsentation. Und zwar so sehr, dass er in der Zeit darauf seine zwei Konkurrenten hinter sich lassen konnte.

Gut vorbereitet

Doch schon bevor er die Zusage erhielt, ließ ihn das Thema nicht mehr los. „Ich bin jeden zweiten Tag zum Eyller See gefahren. Ich konnte mir schon nach kurzer Zeit nicht mehr vorstellen, dass ich nicht Pächter werde, weil ich es mir richtig in den Kopf gesetzt habe. Ich neige dann manchmal dazu, mein Umfeld zu vernachlässigen“, erzählt er mit einem Lächeln. Er schaute sich in dieser Zeit nicht nur genauer die Lage vor Ort an, sondern holte auch Input von Freunden aus unterschiedlichen Branchen ein – vom Handwerker bis zum Unternehmensberater. Hinzu kam eine kleine Umfrage über den Eyller See – mit eindeutigem Feedback: Neben Sicherheitsbedenken sei vor allem der in die Jahre gekommene Zustand des Bades genannt worden.
„So sind viele Ideen aufgekommen. Das jetzige Konzept ist, denke ich, wirtschaftlich ausgereift“, schätzt Brand. Hier liege oft die Gefahr bei Schwimmbädern: „Schönes Wetter und die Bude ist voll – schlechtes Wetter und es gibt nichts zu tun. Was machen wir dann?“ Mit seinem Fischlokal ergebe sich nun ein sinnvolles Zusammenspiel für den Unternehmer: „Dort ist im Mai, Juni, Juli und August Nebensaison. Dann herrscht knapp 30 Prozent weniger Bewegung. Für mich war es immer eine Herausforderung, die Leute in dieser Zeit richtig auszulasten.“ Einen Teil seiner Mitarbeiter kann er somit zeitweilig zum Naturbad übersiedeln. „Und wenn mal Not am Mann ist, können wir die Öffnungszeiten unseres Lokals anpassen.“
Neue Mitarbeiter für den Badebetrieb auf Minijob-Basis sucht Philipp Brand trotzdem noch, egal ob Schüler oder Rentner: einfach eine Mail an info@brandsfisch.de schicken.

Zum Konzept

Brands Vision für das Naturbad umfasst verschiedene Punkte. Ein Schwerpunkt liegt auf der Sicherheit. Für diese soll nicht nur die DLRG sorgen, an Wochenenden soll auch eine Eyller-See-Rettungsschwimmerstaffel Wache halten. Weil man je nach Aufkommen flexibel sein müsse, greift er für die Besetzung der Posten auch auf eine Personalagentur zurück. Einer der zwei Standortbeauftragten soll ebenfalls über einen Rettungsschwimmer-Schein verfügen.
Eine Änderung wird es in diesem Sinne auch beim Schwimmen selbst geben. Wer nicht im Nichtschwimmer- oder dem Schwimmer-Bereich baden gehen möchte, sondern sich für das offene Gewässer entscheidet, muss zukünftig eine Boje als Sicherheitsmaßnahme mitnehmen. Nicht nur, um sich notfalls festhalten zu können, „sondern auch, damit der Rettungsschwimmer einen besser im Auge behalten kann.“

Rückkehr des Hundestrands und Imbiss mit Terrassen

Das Haupthaus dient zukünftig als Eingang für alle Tagesticket-Kunden. Hier entsteht darüber hinaus die Hauptzentrale für den Imbiss. Die Ausgabe von Fritten, Kuchen und Co. soll in drei Richtungen erfolgen, zwei davon innerhalb des Geländes und eine zur Straße „Am Eyller See“ hin, damit auch Nicht-Badegäste auf einen Snack vorbeischauen können.
Zwei Terrassen sollen dabei für Gemütlichkeit sorgen: eine auf Seite des Sees, eine an der Straße. Brand spielt mit dem Gedanken, irgendwann verschiedene Konzepte für die beiden Terrassen zu fahren: Auf der einen Seite könnten dann Cocktails und Themenabende im Mittelpunkt stehen, auf der anderen Seite der klassische Imbiss.
Der Bereich an der Ferienhaussiedlung wird vorläufig nicht bewirtschaftet, soll aber als Zugang für Dauerkarten- und Hundedauerkarten-Besitzer dienen. „Es wird wie ein Drehkreuz mit einer Zugangskontrolle funktionieren.“ Der Hundestrand wird somit wieder Teil des Konzeptes sein und an derselben Stelle eröffnen, wo er zuvor bereits zu finden war, sagt Philipp Brand. Über eine Hundedauerkarte soll man außerdem Zugriff auf einen eigenen, nähergelegenen Parkplatz erhalten können.

Verbesserter Kinderspielplatz

Den Kinderspielplatz möchte Philipp Brand familienfreundlicher gestalten: Dazu gehören Strohballen zum Klettern, neuer Sand und eine Umzäunung, „damit Eltern uns mit ihren Kindern ein bisschen entspannter besuchen können.“ Eventuell könnte irgendwann auch ein Kinderbecken dazu kommen.
Die Arbeiten zur Instandsetzung laufen bereits auf Hochtouren: Es wird jedoch nicht nur begradigt, gestrichen und gepflanzt, bald sollen auch die Toiletten und das Dach des Hauptgebäudes saniert werden.
Die Schwimminsel möchte Brand an eine andere Stelle und damit näher zur Terrasse verlegen. Die Insel soll zukünftig noch über einen Steg mit dem „Festland“ verbunden werden. „So könnten wir eventuell eine Event-Terrasse für Firmenfeiern oder einen Sektempfang schaffen.“
Ohne die Hilfe der vielen Sponsoren wäre das Vorhaben in dieser Form allerdings nicht möglich, betont Brand. Umso dankbarer zeigt er sich für ihre händische Unterstützung bei den anfallenden Arbeiten, durch die er die von ihm auf 60.000 Euro geschätzten Kosten nur zur Hälfte selbst tragen müsse. Im Gegenzug erhalten die Sponsoren Werbeflächen über das ganze Gelände verteilt – auch auf gestalteten Steinen, die dem „Walk of Fame“ in Hollywood ähneln.

Keine Preiserhöhung

Über Preiserhöhungen brauchen sich Badegäste keine Sorgen zu machen, verspricht Brand. Zusätzlich zu den analogen Zahlungsmöglichkeiten möchte er aber zeitnah Alternativen für einen Online-Ticketkauf anbieten. „Wir möchten schließlich alle mitnehmen.“
Eine kleine Rabatt-Aktion plant er für den April: Dann soll es die Jahreskarten zwanzig Euro günstiger geben. Der reguläre Preis für Einzelpersonen liegt bei 99 Euro, für Familien (zwei Erwachsene und zwei Kinder) bei 160 Euro. Hunde-Dauerkarten sollen regulär 59 Euro kosten, im Aktionszeitraum nur 49 Euro. Wann genau diese Aktion beginnt, möchte er über die Sozialen Medien und die im Entstehen begriffene Homepage bekannt geben.
Noch bleibt die Situation für den neuen Pächter stressig. Aber abseits der Sponsoren stehe ihm auch seine Ehefrau tatkräftig zur Seite. Er ist sich sicher: „Wenn der Betrieb einmal ans Laufen kommt, dann wird es entspannter. Das habe ich meiner Frau versprochen.“
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