GOCH. Von außen die historische Fassade, von innen modern ausgestattete, helle und barrierefreie Räume, die unter anderem Platz für die Tourist-Information, einen Besprechungsraum, das Stadtarchiv und den Heimatverein Goch bieten werden: Die Sanierung des „Hauses zu den fünf Ringen“ an der Steinstraße schreitet zügig voran.

Dass aus ihrem Patrizierhaus einmal eine Erweiterung des Gocher Rathauses werden würde, hätten sich die Erbauer im späten 16. Jahrhundert wohl nicht träumen lassen. Seitdem hat das Haus eine wechselvolle Geschichte hinter sich – es war Stadtwohnhaus für Adelige, Weingroßhandel, Speiselokal, Brauerei und zuletzt Getränkefachmarkt. 2002 verkaufte es der damalige Eigentümer dann an die Stadt Goch.
Das aktuelle Kapitel „Sanierung“ hält Goch.TV, ein Arbeitskreis im Heimatverein Goch, in bewegten Bildern fest. Hier zeichnet Armin Walter verantwortlich, der seit Beginn der Arbeiten im Sommer 2023 beinahe täglich mit seiner Videokamera vor Ort ist und das Geschehen begleitet. Bisher sind fünf Videos entstanden, das sechste ist fast fertig. Zwischen vier und acht Minuten lang sind die Filme, die einen Einblick in die vielen unterschiedlichen Modernisierungsmaßnahmen geben.
„Wir möchten die Sanierung für die Gocher dokumentieren“, erklärt Armin Walter. Denn das ist der Ursprung von Goch.TV, das aus dem Werkstattverfahren zur Entwicklung des ehemaligen Reichswaldkasernen-Geländes hervorgegangen ist. Damals war Goch.TV bei der Stadt verortet; als das Werkstattverfahren abgeschlossen war, konnte Goch.TV als Arbeitskreis beim Heimatverein angesiedelt werden. Seitdem werden Videos über ganz Goch erstellt.

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Die eindrucksvolle Fassade des historischen Hauses prägt seit vielen Hundert Jahren das Stadtbild. NN-Foto: Archiv/CDS

Armin Walter, der schon seit seiner Jugendzeit gerne filmt, stieß 2015 zum Arbeitskreis. „Damals habe ich beim Mai- und Brunnenfest Aufnahmen gemacht und alte Kollegen sprachen mich an, ob ich nicht Lust hätte, das auch für Goch.TV zu machen“, erinnert sich der Konstrukteur im Ruhestand. Seitdem ist er dabei und hat zum Beispiel in der Pandemie 2021 die Idee von Theo Aymans (er vertritt Goch.TV im Heimatverein) – „Rosenmontagszug – aber anders“ filmisch mit selbst gebastelten Miniaturwagen und Fußgruppen umgesetzt (die NN berichteten ausführlich).
Der Techniker in ihm kommt durch, wenn Armin Walter die Videos konzipiert: „Ich mache sehr viele Detailaufnahmen von allen Gewerken und spreche mit Handwerkern, Architekten und Bauleitern.“ Verschiedene Einstellungen und Perspektiven sollen für Dynamik sorgen. Mit Schnitt, Ton, Vorspann, Texten und Kommentaren dauert es rund eine Woche, ehe solch ein Video fertig ist. „Ich arbeite in den Filmen gerne mit kleinen Gegenüberstellungen“, so Armin Walter, „für zwei bis drei Sekunden zeige ich dann den Zustand, wie er vorher war.“ Außerdem gibt es animierte Grafiken zum besseren Verständnis. „Reportagen mache ich am liebsten“, bekennt Armin Walter. Dafür gab es beim aktuellen Projekt schon reichlich Stoff: Die große Bohrmaschine, die ins Haus gebracht werden musste (Teil 1) oder die Einbringung der Holzböden (Teil 2/3).
Franz van Beek, Vorsitzender des Heimatvereins Goch, rechnet im NN-Gespräch damit, dass die Arbeiten gegen Ende Februar beendet sind. Dann könne der Heimatverein sein 60 Quadratmeter großes Domizil beziehen. Entstehen soll dann eine Heimatwerkstatt: „Wir haben uns mit der Vergangenheit auseinandergesetzt und arbeiten – in die Zukunft gerichtet – an der Gegenwart mit“, sagt van Beek, auch mit Blick auf die geplante Digitalwerkstatt, in der Fotos, kleine Videos und Filme entsprechend aufbereitet werden sollen.
Das ursprüngliche Konzept, so van Beek, sei es anfangs gewesen, dass der Heimatverein das „Haus zu den fünf Ringen“ komplett nutzt und dort eine Art Heimatmuseum aufbaut. Doch da Land und Stadt in die Sanierung investieren, sei das nicht mehr möglich gewesen und die Nutzung als Verwaltungsgebäude vorgegeben. „Und es war auch eine Vorgabe, dass das Stadtarchiv hier angesiedelt wird“, erklärt van Beek. So entstand eben die Idee eines digitalen Museums – für mehr sei auf 60 Quadratmetern auch kein Platz.
Die Filme von der Sanierung findet man unter www.goch.tv. Wer sich für die Arbeit von Goch.TV interessiert und gerne im Arbeitskreis mitmachen würde, kann sich ebenfalls auf der Homepage informieren. „Man muss auch kein Mitglied im Heimatverein sein, wenn man sich einem unserer Arbeitskreise anschließen möchte“, betont Franz van Beek.

Großes Bild: Armin Walter (l.) und Theo Aymans (r.) freuen sich, dass Goch.TV aktuell ein weiteres Projekt der städtischen Entwicklung dokumentieren kann. Foto: Heimatverein Goch

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