„Es ist viel Adrenalin dabei“

Das Prinzenpaar in Emmerich, Thorsten I. und Steffen I. Gartenmeier, vor den Karnevalssitzungen in Elten im NN-Interview

Das Emmericher Prinzenpaar zieht ein.
Eine kurze, aber intensive Session wird es für das Emmericher Prinzenpaar. NN-Foto: Gerhard Seybert

ELTEN. Konfetti, Kostüme, Luftschlangen und Kamelle – der Karneval ist bunt. In Emmerich und speziell in Elten hat diese Aussage aber noch einmal eine besondere Bedeutung. Denn mit Prinz Thorsten I. und Prinz Steffen I. Gartenmeier gibt es erstmals ein gleichgeschlechtliches Prinzenpaar – und das im ganzen Kreis Kleve. „Emmerich tut kund, wir sind jeck und bunt!“, lautet ihr Sessionsmotto. Im NN-Interview erzählen sie nicht nur von ihrem karnevalistischen „Werdegang“, sondern blicken auch auf die drei Sitzungen im Eltener Kolpinghaus.

Thorsten, Steffen, was bedeutet für Sie Karneval?
Thorsten Gartenmeier: Emotionen, Freude, mit den Menschen – Aktive und Publikum – zusammen sein, die diese Leidenschaft teilen.
Steffen Gartenmeier: Die fünfte Jahreszeit macht glücklich. Zu sehen, wie die Menschen bei unserem Gardetanz und -lied feiern, ist einfach toll.

-Anzeige-

Wie haben Sie den Weg zum Karneval gefunden – nicht nur als Zuschauer, sondern als Aktive auf der Bühne?
Steffen: Mir wurde es quasi in die Wiege gelegt. Schon meine Großeltern waren Karnevalisten, ebenso meine Eltern. Ich kenne es nicht anders. Meine erste Begegnung mit dem Karneval war entsprechend der Kinderkarnevalszug in Elten; es gibt Fotos, auf denen ich als Kind bei Nachbarn auf dem Schoß sitze und feiere.
Thorsten: Bei mir sieht es etwas anders aus. Ich habe als Kind zwar schon den Tulpensonntagszug in Emmerich besucht, auch in Verkleidung. Ich bin aber der erste aktive Karnevalist in der Familie – abgesehen von Cousins und Cousinen. Vor mehr als 20 Jahren habe ich mich der Tanzgruppe „No Limits“ angeschlossen, durch Freundinnen bin ich da reingerutscht.

Und ihre ersten Auftritte?
Steffen: Ich habe vor etwa 21 Jahren den Entschluss gefasst, selbst auf die Bühne zu gehen. Ich war damals Gruppenleiter der Kolpingjugend in Elten, und wir haben uns dazu entschlossen, als „Die Sonntagsjäger“ bei der Sitzung des Kolping-Elferrates aufzutreten. Inzwischen bin ich seit 19 Jahren im Kolpingkomitee, habe unter anderem im Kolpingballett getanzt und war auch dreimal Gardemitglied.
Thorsten: Meinen ersten Auftritt hatte ich mit 16 oder 17 Jahren mit den „No Limits“ bei den Kolping-Gesellenfunkern in Emmerich, bei denen ich auch Komiteemitglied war. Inzwischen bin ich seit etwa sechs Jahren im Komitee der Kolpingsfamilie in Elten, seit 2019 auch Vizepräsident des Elferrats und war viermal Gardemitglied.

„Wir bedanken uns bei allen Besuchern der Sitzungen
und des Straßenkarnevals und wünschen ihnen
eine tolle Session und eine bunte Zeit.“

Prinzenpaar in Emmerich – wann war dies zum ersten Mal ein Thema bei Ihnen?
Steffen: Wir haben schon ein paar Jahre vor der Pandemie darüber gesprochen. Wir haben gesagt: Wenn sich die Chance dazu ergibt, wollen wir sie auf jeden Fall ergreifen. Als dann das GECK (Groß Emmerich Carnevals Komitee), verkündete, bereit zu sein für ein gleichgeschlechtliches Prinzenpaar, haben wir uns sofort beworben.

Wir groß waren Ihre Erwartung, es auch zu werden?
Thorsten: Wir haben nicht wirklich damit gerechnet. Man hört im Karneval zwar viel, es war aber eher Zuspruch für unsere Bewerbung. Als die Zusage des GECK kam, waren wir schon überrascht – und sehr erfreut.
Steffen: Wir haben es etwas früher erfahren. Nicht erst Aschermittwoch, sondern bereits im Januar 2023, da wir beide, neben unseren ‚normalen’ Berufen, ja auch als Pächter des Eltener Kolpinghauses in der Gastronomie selbstständig sein.
Thorsten: Im Anschluss haben wir aber versucht, es geheim zu halten, denn die Session des amtierenden Prinzenpaares lief ja noch. Da wollten wir nicht dazwischenfunken. Und es hat auch geklappt.

Wir war Ihr erster Auftritt als neues Prinzenpaar?
Thorsten: Sehr überwältigend und mit vielen Emotionen verbunden. Es schießt einem so viel durch den Kopf. Wir sind es zwar beide gewöhnt, auf der Bühne zu stehen, nicht aber zum Publikum zu sprechen.
Steffen: Es war auch viel Freude dabei, denn es war und ist etwas Besonderes, das erste gleichgeschlechtliche Prinzenpaar in Emmerich zu sein. Man weiß ja nie genau, wie die Leute darauf reagieren. Als wir dann bei unserem Einmarsch gefeiert wurden, wussten wir, dass wir alles richtig gemacht haben. Auch mit unserer Gardeerfahrung waren es Emotionen und Eindrücke, die man erst mal verarbeiten muss.

Das Emmericher Prinzenpaar auf der Bühne.
Als „sehr überwältigend“ beschreiben Steffen I. und Thorsten I. (v. l.) ihren ersten Auftritt als Prinzenpaar.
NN-Foto: Gerhard Seybert

Nun stehen für Sie drei „Heimspiele“ in Elten an. Was erwarten Sie dabei?
Steffen: Ich denke, der Unterschied zu anderen Sitzungen wird nicht so groß sein. Wir sind beide seit Jahren im Karneval aktiv, kennen so viele Menschen. Aber das Feeling dürfte im Kolpinghaus anders sein.
Thorsten: Vielleicht sind wir noch einen Tick aufgeregter, da wir vor unserem eigenen Komitee auftreten. Was wir aber sagen können: Jede Sitzung bisher hatte besondere Programmpunkte, die sich die Vereine für uns haben einfallen lassen. Dass man sich so viel Mühe für uns gemacht hat, hat bei uns schon für ein Freudentränen gesorgt. Und wir denken, dass diese Überraschungspunkte in Elten noch einmal etwas Besonderes werden, dass sie von der Gefühlswelt her anders sein werden.

Termine in Elten
Drei Karnevalssitzungen finden wieder im Kolpinghaus in Elten, Sonderwykstraße 10, statt:
Samstag, 20. Januar, 19.11 Uhr, St.-Martinus-Schützen
Samstag, 27. Januar, 19.11 Uhr, Kolpingsfamilie
Freitag, 2. Februar, 19.11 Uhr, Gemeinschaftssitzung

Wir haben in diesem Jahr eine eher kurze Session. Vor- oder Nachteil aus Ihrer Sicht?
Thorsten: Wir haben uns ganz bewusst für diese Session entschieden. Zum einen fiel die Proklamation tatsächlich auf den 11.11., zum anderen ist eine kurze Session noch etwas intensiver. Das haben wir in der Vergangenheit als Gardisten schon spannender gefunden. Natürlich ist es schade, dass man keine Sitzung komplett begleiten kann. Andererseits ist viel Adrenalin dabei, wenn man an einem Abend von Sitzung zu Sitzung fährt.

Am Aschermittwoch ist bekanntlich alles vorbei. Was steht dann für Sie an?
Thorsten: Die Session wird schön anstrengend, mit vielen langen Wochenenden. Da werden wir am Aschermittwoch erst mal ausschlafen. Und dann haben wir auch schon einen Urlaub gebucht.
Steffen: Wir werden alles Revue passieren lassen und die vielen Eindrücke, die wir während der Session gesammelt haben, in Ruhe verarbeiten.

Vorheriger ArtikelStraelen sucht das 12. Straelener Blumenmädchen
Nächster ArtikelKunst und Dachschaden