GELDERN/NIEDERRHEIN. Für die 19. Auflage des „Tags der Ausbildung“ haben das Berufskolleg Geldern und seine Partner erneut ein breites Angebot zur beruflichen Orientierung vorbereitet. Mehr über die berufliche Vielfalt am Niederrhein lässt sich dann nicht nur im direkten Gespräch mit den 137 ausstellenden Betrieben, Einrichtungen und Behörden erfahren, auch die Lehrwerkstätten der Innungen öffnen wieder, um praktische Einblicke zu ermöglichen.

Am Samstag, 27. Januar, von 10 bis 14 Uhr geht im Berufskolleg Geldern wieder die überregional vermutlich größte Ausbildungsmesse an den Start. Mit Blick auf den Fachkräftemangel liegt der Schwerpunkt des Events zwar auf dem Gewerblich-Technischen- und dem Agrobusiness-Bereich, dennoch beschränkt sich das Angebot keinesfalls auf die klassische Ausbildung. Während das Berufskolleg die Gelegenheit nutzt, um seine schulischen Bildungsmöglichkeiten vorzustellen, werden auch überbetriebliche Bildungseinrichtungen und Hochschulen zugegen sein. So kommen insgesamt 137 Ausstellern zusammen, zu denen sich 13 weitere Angebote im Haus gesellen.

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Praktische Einblicke

Vor allem in den Werkstätten zeigt sich ein Vorteil des Formats von seiner besten Seite. Wie an den Ständen können die ehemaligen und aktuellen Azubis der Betriebe nämlich nicht nur ohne viel Schönfärberei von ihrer Motivation und ihren Erfahrungen erzählen, sondern anschaulich zeigen, wie die Arbeit aussieht – und welche Bedeutung sie eigentlich hat. „Es wird gehämmert, gebohrt und gesägt. Das Handwerk wird sich aktiv präsentieren“, verspricht Andrea Verhülsdonk von der Kreishandwerkerschaft. So wird sich vielleicht auch das ein oder andere Vorurteil auflösen. Vertreten sein werden unter anderem die SHK-, Metall-, Maler- und Baugewerbe-Innung.

Wer sich von seiner Nase leiten lässt, dürfte schnell den Weg in die Backstube und Küche finden, wo die Bäcker mit Lehrerin und Bäckermeisterin Jutta Praße werkeln werden. Auch hier gibt es mehr als „nur“ Infos: „Man kann gerne etwas mitnehmen und sich im Café nebenan hinsetzen“, lädt Praße ein. Sie hofft, den Besuchern mithilfe ihrer Azubis zeigen zu können, was für ein „schöner und kreativer Beruf“ der Bäcker eigentlich ist. Und was sich zum Beispiel bereits mancherorts bei den Arbeitszeiten verändert hat.

Schnuppern lohnt sich

Dass sich Hereinschnuppern lohnt, kann auch der 20-jährige Nils Nöthen bestätigen. Spielte er anfangs noch mit dem Gedanken an eine Polizei- oder Bundeswehrwehrkarriere, überzeugte ihn schließlich ein Probearbeiten im väterlichen Betrieb in Neukirchen-Vluyn vom Bäckerhandwerk. Sicher, die frühen Arbeitszeiten seien anfangs abschreckend gewesen, gibt er zu, aber jetzt, im 2. Ausbildungsjahr, habe er sich daran längst gewöhnt. Mit dem Spaß an der Arbeit überwiegen für ihn klar die Vorteile: „Für mich hat den Beruf attraktiv gemacht, dass man aus langweiligen Zutaten ein schönes Produkt machen kann und dass man diese Qualität auch Tag für Tag halten muss. Das ist durchaus anspruchsvoll!“

Neue App

Weiterentwickelt hat sich der Tag der Ausbildung dieses Jahr besonders auf digitale Weise. Nicht nur kam das Anmeldeverfahren zum ersten Mal ohne Papier aus, eine Premiere feiert auch die App zum Event. Sie ist sowohl für Android als auch iOS kostenfrei erhältlich und informiert unter anderem darüber, wo welcher Aussteller zu finden ist und wo die Räume liegen. Auch Links zu den Homepages der Betriebe finden sich hier. Entwickelt hat die App Norman Hoever, der als Absolvent des Berufskollegs Geldern seit einiger Zeit auch die IT für die Veranstaltung betreut.

Schulleiter Andreas Boland freut sich darüber, dass die Vernetzung im Kreis Kleve trotz dessen Größe nach 19 Jahren so flächendeckend ist. Das bekam er zuletzt sogar in seiner Nieukerker Altherren-Fußballtruppe zu spüren. „Ich bin mehrfach und regelmäßig darauf angesprochen worden, wann der Tag wieder stattfindet. Mittlerweile kommen sogar die Großeltern mit ihren Enkeln hierher.“ Das Format sei fest etabliert: „Es gibt immer wieder Schüler, die sagen, sie hätten ihren Ausbildungsplatz wegen des Tags der Ausbildung gefunden. Es sind diese jungen Leute, die die anderen Schüler jetzt auf Augenhöhe ansprechen. Das macht den Charme aus.“ Der authentische Austausch beuge zudem einem bestimmten Problem vor, sagt Emre Onat von der AOK: „Viele Azubis brechen vorzeitig die Ausbildung ab, weil sie sich die Tätigkeiten anders vorgestellt haben.“

Viele Kontakte in kurzer Zeit

So große Erfolge wie in Geldern fahren Messen wie diese jedoch längst nicht überall ein. Wie Gelderns Wirtschaftsförderer Lucas van Stephoudt sagt, warne man andernorts sogar davor. „Auf einer Tagung hat man uns gesagt, dass so eine Veranstaltung zum Scheitern verurteilt ist.“ Er ist vom Gegenteil überzeugt: „Die Zahl der Teilnehmer zeigt, wie notwendig dieser Tag ist.“ Aber nicht nur die reinen Zahlen belegen, dass sich die Betriebe im Kreis Kleve der Bedeutung der Messe bewusst sind. „Die Möglichkeit zur Anmeldung war innerhalb sehr kurzer Zeit ausgeschöpft“, ergänzt Boland. Auch die Besucherzahlen sprechen eine klare Sprache: Zwischen 2.000 und 3.000 Gäste werden wieder erwartet. Lucas Van Stephoudt ist sich sicher: „Es ist für die Unternehmen eine tolle Gelegenheit, sich untereinander zu vernetzen und eine große Menge an potenziellen Auszubildenden und Praktikanten ansprechen zu können. Wann hat man schon innerhalb kürzester Zeit so viele Kontaktpunkte?“

Gleichzeitig bittet Andreas Boland auch die Besucher, aktiv den Kontakt zu den Ausstellern zu suchen. Denn nur so könne die Veranstaltung ihr Potenzial voll ausschöpfen. Weitere Infos gibt es unter www.berufskolleg-geldern.de.

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