GOCH. Der Startschuss für eine glanzvolle Prinzenkür fiel am Freitagabend pünktlich um 19.11 Uhr: Die Sporthalle des Städtischen Gymnasiums war restlos ausverkauft und das Publikum äußerst gespannt auf den Einmarsch der Prinzengarde von der Karnevalsabteilung des SV Viktoria Goch.

Der Einzug der Karnevalstreibenden Vereine mit ihren Standarten, auf die Bühne gespielt vom Tambourcorps Asperden, gab schon einmal einen kleinen Vorgeschmack auf das Kommende. „Hier kann man wahrlich vom ,Gocher Gürzenich’ sprechen“, gab Sitzungspräsident Achim Verrieth seiner Begeisterung über den prachtvollen Anblick Ausdruck. Er war auf Bitten des Festkomitees Gocher Karneval (RZK) kurzfristig für Jürgen Hemmers eingesprungen, dem sein lädiertes Knie einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.

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“Eisbrecher”

Einen „vorzüglichen Eisbrecher“ hatte sich das RZK mit der Gocher Kultband „K6“ auf die Bühne geholt – Aufstehen, Schunkeln, Mitsingen: Der jecke „Dreikampf“ funktionierte hervorragend und sorgte für die erste Zugabe des Abends – viele weitere sollten bis zum offiziellen Programmende um 0.45 Uhr noch folgen. Hinter der Bühne dürfte die Aufregung allerdings mit jeder zusätzlichen Minute gestiegen sein, doch dann war es endlich soweit: Die schwarz-rote Armada enterte nach „K6“ den Saal und begleitete das Prinzenpaar auf die Bühne: Prinz Michael „Micki“ II. Görtz und Prinzessin Caroline I. Kanders konnten das lang ersehnte Bad in der Menge genießen. „Jetzt seid ihr die Stars, zu denen alle aufschauen werden“, stellte Bürgermeister Ulrich Knickrehm mit Blick auf das diesjährige Motto „Großes Kino weit und breit, filmreif durch die Narrenzeit“ fest. Mit der Übergabe der Prinzenkette setzte Ulrich Knickrehm Michael II. in Amt und Würden. Das Zepter für den Prinzen und die Kette für die Prinzessin überreichten ihre Vorgänger: Prinz Achim I. (Verrieth) und Prinzessin Svenja II. (Lange) von der 1. Großen Gocher Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß 1956. Dafür war Achim Verrieth flugs von der weißen in die rote Jacke geschlüpft. „Wir freuen uns, dass ihr die Tradition weiter führt“, gaben sie ihren Nachfolgern mit auf den Weg, „ihr werdet das rocken, hier in Goch!“

Dave Davis sorgte für Lachtränen. NN-Foto: Gomolla

Das weitere Programm konnten die neuen Gocher Tollitäten dann vom Logenplatz auf der Bühne verfolgen. Die Darbietungen wollten sich auch die Ehrengäste nicht entgehen lassen: Bürgermeister Rainer Weber (Uedem), Dr. Britta Schulz (Kalkar) und Georg Coenen (Weeze) feierten gerne mit, ebenso wie die Vertreter der Premium-Partner des Gocher Karnevals, Stadtwerke Goch, Sparkasse Rhein-Maas und Edeka Kusenberg.

Gardetanz

Zuerst natürlich der schmissige Gardetanz der Viktoria-Funken: „Don‘t stop me now“ wäre auch ein gutes Motto für die kommenden noch knapp fünf Wochen. Dem Publikum wurde tänzerische Spitzenklasse geboten und das wieder komplett aus den eigenen Gocher Reihen. Es folgten im Laufe des Abends die Tanz- und Reitergarde des Clubs der Pferdefreunde Goch mit der Premiere ihres Showtanzes zu traditionellen und modernen Melodien, die 1. G.G.K Rot-Weiß, die einen Mädels-Trip nach Hamburg unternahm, inklusive Musical, Fischmarkt und St. Pauli und schließlich das Kolping Karneval Komitee 1885 Goch mit dem „Großen Preis von Goch“ auf der rasanten Formel-1-Rennstrecke. Komiker Dave Davis „Mr. Motombo – Hygienefachkraft aus Afrika“, der schon 2019 das Kür-Publikum begeistert hatte und 2023 vom Stau ausgebremst worden war, konnte nun wieder seine unglaublich treffenden Pointen anbringen. Einmal mehr nahm er die allgemeine (deutsche) Neigung zum Jammern aufs Korn, ohne dabei zu belehren. Mit Humor lässt sich eine Botschaft nämlich viel besser transportieren. Nicht stolz auf die eigene Geburt in Deutschland zu sein, sondern dankbar, empfahl er: „Ich habe die Tücken und Untiefen der deutschen Sprache kennengelernt, das im Nachhinein zu lernen…“ Dave Davis plädierte dafür, einfach mal „bekloppt“, ein „Terrorist der Lebensfreude“ zu sein: „So sehe ich mich!“ Denn mit Blick auf die Endlichkeit des Lebens hatte er eine wichtige Botschaft im Gepäck: „Das Hotel Waagerecht hat schon Zimmer reserviert!“ Keine Zeit verschwenden, Spaß verbreiten und das Positive sehen, das sei wichtig: „Unser Land dürstet nach Menschen, die Freude bringen.“

Die „Räuber“ krempelten den Saal um! NN-Foto: Gomolla

Mit dieser Aufforderung dürfte er bei den Karnevalisten bestimmt an der richtigen Adresse sein. Freude verbreiteten auch die musikalischen Gäste. Die Karnevals- und Stimmungsband „Kamelle Kapelle“ putzte ordentlich die Gehörgänge frei und feierte mit dem Publikum Party. Die junge Truppe aus der Eifel präsentierte kölsche Töne und Schlager im rockigen Gewand. „Ihr seid Karnevalskönner“, stellte Achim Verrieth fest. Das Kompliment dürfte allemal auch auf den Überraschungsgast der Prinzengarde zutreffen: Eigens aus Köln angereist waren die „Räuber“. Die Jungs drehten den Saal sprichwörtlich auf links; die Prinzengarde samt Prinzenpaar führte die Polonaise durch den Saal zum „Trömmelsche“ an und es hielt zu später Stunde niemanden mehr auf dem Stuhl. Lauter Handytaschenlampen verwandelten den Saal in ein Sternenmeer, als die Zugabe „Ohne Dich“ erklang. Ein wahrlich „filmreifer“ Abend war da noch lange nicht vorbei, denn nach Programmende wurde direkt weitergefeiert.

Helfen

„Karneval in Goch ist ganz großes Kino“, das hatten Michael II. und Caroline I. bereits in ihrer Thronrede mit Anklängen an „Piraten der Karibik“ und „Harry Potter“ festgestellt. Wie ein Film biete der Karneval die Möglichkeit, in die Welt der Fantasie abzutauchen und für einige Zeit den Alltag zu vergessen. Gemeinsam mit der Prinzengarde und den Jecken wollen sie das „Sessions-Schiff mit Herzblut und Leidenschaft“ schaukeln. Und dabei nicht die aus den Augen verlieren, denen es nicht so gut geht. Wie schon einige Prinzenpaare vor ihnen, verzichten Michael II. und Caroline I. auf Blumen und Geschenke. Sie bitten stattdessen um Spenden für den Gocher Verein „needy kids“, der sich in Uganda um Kinder aus ärmlichen Verhältnissen kümmert (Infos: www.needykids.de).

Großes Bild: Mit dem 69. Prinzenpaar der Stadt Goch, Michael II. und Caroline I. von der Karnevalsabteilung des SV Viktoria Goch freute sich Bürgermeister Ulrich Knickrehm auf eine rauschende Kür-Party. NN-Foto: Gerhard Seybert

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