Nein, Anne Will hat in ihrer Sendung nicht für ein dubioses Bitcoin-Investment geworben

Hat die Deutsche Bundesbank die Talkshow-Moderatorin Anne Will verklagt, weil sie in ihrer Sendung für eine Bitcoin-Software geworben hat? Das wird in einem Artikel behauptet, der Artikeln von tagesschau.de sehr ähnlich sieht – doch er ist eine Fälschung.

Über den WhatsApp-Chatbot von CORRECTIV.Faktencheck können Menschen Hinweise einreichen – und genau dort erreichte die Redaktion im Oktober mehrfach der Link zu einer Internetseite. Sie imitiert die Webseite der Tagesschau und wirbt für eine Software für Bitcoin-Handel. Der Link wurde laut Analysetool Crowdtangle am 12. Oktober 2023 auf Facebook geteilt.

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In dem Fake-Artikel mit dem Tagesschau-Logo heißt es: Die Deutsche Bundesbank habe Anne Will verklagt, nachdem sie Robert Habeck in der Sendung von einer Bitcoin-Software erzählt habe. „Daraufhin rief die Deutsche Bundesbank die Sendung an. Sie forderte, die Live-Übertragung zu stoppen und zurückzuziehen, weil sie Angst hatte“, heißt es im Text.

Verantwortlich für die Inhalte von Tagesschau.de ist der NDR. Eine Presse-sprecherin des NDR antwortete CORRECTIV.Faktencheck am 26. Oktober: „Bei diesem Artikel handelt es sich nicht um einen tagesschau.de-Artikel. […] Derartige Seiten melden wir dem Justitiariat, da es sich bei der Verwendung des Tagesschau-Logos um eine Markenrechtsverletzung handelt. Allerdings sind die Urheber besagter Seiten in der Regel nur schwer festzustellen.“

So unterscheidet sich Tagesschau.de von der gefälschten Webseite

Woran sich die Fälschung erkennen lässt, fasste die Sprecherin kurz zusammen: Die Schriftarten stimmen nicht mit denen bei Tagesschau.de überein. Auch im Layout gibt es Unterschiede – so findet sich über dem Titelbild keine zusätzliche Überschrift, sondern eine Navigationsleiste, die Lesezeit wird bei Tagesschau.de nicht angegeben und es gibt auch keine Bannerwerbung auf der Seite. Was die Webseite ebenfalls als Fälschung enttarnt: Sie beginnt mit einer völlig anderen Adresse als Tagesschau.de – sie lautet arenalines.com. Sie hat zudem weitere Unterseiten, die zu ähnlichen Artikeln zum Beispiel über einen polnischen Journalisten oder einen Moderator aus Brasilien führen.

Immer wieder tauchen auf dubiosen Internetseiten Artikel auf, in denen für Finanzprodukte geworben wird. Die deutsche Nachrichtenagentur DPA berichtete über mehrere Fälle: Mal hieß es, die Deutsche Bundesbank habe Barbara Schöneberger verklagt. Mal ging es um angebliche Festnahmen von Markus Lanz oder Hape Kerkeling.

Seiten haben kein Impressum – Hinweis, dass sie nicht vertrauenswürdig sind

Für gewerblich genutzte Seiten ist in Deutschland ein Impressum gesetzlich vorgeschrieben, in dem der Kontakt und die Postadresse eines Verantwortlichen angegeben ist. Solche Angaben fehlen auf der Fake-Webseite. Auch der Link zur Bitcoin-Software in dem Artikel über Anne Will führt zu einer Seite ohne Impressum. Dort wird man aufgefordert, persönliche Daten einzugeben.

Laut einer Recherche von Zapp wurden durch Betrugsmaschen wie diese bereits hunderte Millionen Euro gestohlen, Ermittlungsbehörden schätzen einen Schaden in Milliardenhöhe.

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