KALKAR. Seit dem Beginn des World Scout Jamboree in Saemangeum hatten starker Regen und Hitze den Teilnehmern zugesetzt. Als sich dann auch noch Taifun Khanun der Halbinsel genähert hatte, beschloss die südkoreanische Regierung, das riesige Zeltlager, zu dem sich mehr als 43.000 Pfadfinder aus 158 Ländern angemeldet hatten, zu räumen. „Ganz so dramatisch war es nicht“, sagt die 14-jährige Eleonora Tuchard aus Kalkar, die sich am 18. Juli mit ihrer „Unit“ auf den Weg in das rund 8.500 Kilometer entfernte Land in Ostasien gemacht hat. Am vergangenen Wochenende kehrte sie wohlbehalten – und um viele Erfahrungen reicher – zurück.

Eleonora wird das Tuch des diesjährigen World Scout Jamboree sicher in Ehren halten. NN-Foto: vs

„Die Menschen dort sind unglaublich freundlich und hilfsbereit“, sagt Eleonora. In den öffentlichen Verkehrsmitteln herrscht höfliches Schweigen, herumliegender Müll wird kommentarlos eingesammelt und entsorgt. „Wir haben uns überall willkommen und sicher gefühlt“, sagt die überzeugte Pfadfinderin, die sich zwei Jahre lang auf das Treffen vorbereiten konnte. „Am Anfang war ich nicht wirklich begeistert“, räumt sie ein. Doch ihre Eltern hätten ihr Mut gemacht. Jetzt sei sie froh, dass sie dabei sein durfte.

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Vor dem Zeltlager standen knapp zwei Wochen Kultur und Sightseeing in Südkoreas Hauptstadt Seoul, in Busan und Suncheon auf dem Programm. Dazu gehörte neben dem Besuch eines Tempels (inklusive Aufstehen um 4.30 Uhr und Teilnahme an den traditionellen Zeremonien) sowie einem Besuch an der Grenze zu Nordkorea auch Zeit für Strand und Shopping.

Hitze und gechlortes Trinkwasser

Knapp 40.000 Menschen haben das Lager bewohnt. Foto: privat

Am 1. August ging es nach der beeindruckenden Eröffnungsfeier mit Feuerwerk und Drohnenshow zu dem riesigen Zeltplatz auf einer baumlosen, künstlich aufgeschütteten Ebene an der Westküste. „Das war nicht optimal“, räumt Eleonora ein. Kein Schatten, zu wenig Sanitäranlagen für die Masse an Menschen und jeden Tag Reis mit Hühnchen. Das stark gechlorte Trinkwasser war für viele Jugendliche kaum genießbar und die Nächte in den Zelten kurz. „Unsere Kothen sind schwarz und dementsprechend staute sich über Tag die Hitze“, erklärt Eleonora, dass man es darin schon früh am Morgen kaum noch habe aushalten können. Schon kurz nach der Eröffnungsfeier seien die ersten Teilnehmer abgereist. „Für den Rückweg zum Lager haben wir mehrere Stunden gebraucht, weil „alle 50 Meter einer umgekippt ist“. Allein aus ihrer „Unit“ (eine Einheit besteht aus rund 40 Personen), hätten sechs Leute Hilfe benötigt. Drei von ihnen mussten ins Krankenhaus. Eleonora hat sich, wie viele andere Teilnehmer, mit der Situation arrangiert und die Zeit sehr genossen. „Ich habe unglaublich viele Leute aus aller Welt kennengelernt“, sagt sie. Verständigt habe man sich auf Englisch, zur Not aber auch mit Händen und Füßen.

Ein Taifun sorgt für die vorzeitige Abreise

In den schwarzen Zelten staute sich tagsüber die Hitze. Foto: privat

Von der Evakuierung des Camps haben Eleonora und ihre Freunde zunächst durch Instagram erfahren. „Wir waren gerade beim Essen, als die Nachricht von der German Scout Association gepostet wurde“, erinnert sie sich gut. „Zuerst konnten wir das nicht glauben, aber unsere Leiter haben es bestätigt.“ Am nächsten Tag sollte man um 7 Uhr abfahrbereit sein, der zugeordnete Bus kam schließlich um die Mittagszeit. Gut 36.000 Menschen, darunter auch die 2200 deutschen Teilnehmer, wurden auf Anordnung der Regierung mit rund 1000 Bussen vor dem herannahenden Taifun in Sicherheit gebracht. „Wir wurden in Seoul in der Universität untergebracht“, erzählt Eleonora völlig unaufgeregt. Abgesehen von der harten Matratze war die spontane Programmänderung für sie kein Problem. „Man hat sich viel Mühe gegeben und wir konnten in Seoul noch viel sehen“, sagt sie. Gänsehaut gab es dann zum Abschluss noch einmal bei der „Closing Ceremony“ im Seouler Stadion. Erst bat der Premierminister Han Duck-soo um Entschuldigung für die Dinge, die nicht ganz nach Plan gelaufen sind, dann gab es eine bunte Bühnenshow mit K-Pop. „Die Stimmung war in jedem Fall super“, sagt Eleonora und möchte keinen Moment ihrer Reise missen. Ein bisschen Nachholbedarf gab es zu Hause angekommen aber schon: erstmal ausschlafen. Aber vorher gab es noch ein ordentliches Mettbrötchen. „Das war schon sehr lecker“, sagt sie.

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