Im Kuhstall der Familie Janssen tauschten sich Veranstalter und Landwirte bereits aus. NN-Foto: SP

KALKAR. Ein interpretatives zustimmendes „Muuuh“ ertönt immer wieder während des eindringlichen und wichtigen Appells von Kalkars Bürgermeisterin Britta Schulz: „Die Landwirtschaft muss oftmals als Buhmann für alle möglichen Probleme herhalten. Was mich ärgert, denn es ist verdammt einfach, zu sagen: Ihr seid schuld am Klimawandel oder daran, dass es den Tieren nicht gut genug geht. Und man selbst fliegt entspannt in der Weltgeschichte herum oder kauft das billige Fleisch im Supermarkt.“

Im Kuhstall der Familie Janssen in Kalkar-Bylerward hat Schulz gemeinsam mit weiteren Vertretern die Landwirtschaftsmesse „GreenLive“, die ab Montag bis Mittwoch in der Messe Kalkar stattfindet, vorgestellt. In diesem Jahr wird das „Kälber-Spezial“ eines der Highlights sein. Seit nunmehr fünf Jahren ist die „GreenLive“ in der Messe Kalkar eine der führenden Landwirtschafts-Messen. Hier treffen sich Jahr für Jahr die Branchen-Kenner, um sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Die Veranstalter nutzen die etablierte Plattform aber auch, um zu diskutieren und auf Missstände aufmerksam zu machen.

-Anzeige-

Für die Milchviehbetriebe wie dem von Familie Janssen gab es in diesem Jahr eine entscheidende Neuerung, die sie zusätzlich belastet: die „28-Tage-Regel“. Sie besagt, dass Kälber nicht mehr nach 14, sondern erst nach 28 Tagen transportiert werden dürfen. Früher wurden männliche Kälber nach zwei Wochen bereits an Mastviehbetriebe weitergegeben. Heute müssen Milchviehbetriebe sie 28 Tage beheimaten und mehr Kosten für Platz, Arbeit und Futter aufbringen, obwohl sie am Ende so gut wie keinen Erlös beim Verkauf der Tiere erzielen, wie Fachtierarzt Fabian Schleß bestätigt. Für Milchviehbetriebe sind Kälber ohnehin nur ein „Nebenprodukt“, denn ohne Kälber gibt es auch bei Kühen keine Milch.
Bei der Familie Janssen, dessen Hof 180 Kühe umfasst, bekommt die Mutterkuh im Schnitt alle 420 Tage ein Kalb, damit sie Milch geben kann. „38 Kälber stehen bei uns zurzeit“, berichtet Junior-Chef Stefan Janssen, der den Milchviehbetrieb in Kalkar-Bylerward bereits in vierter Generation führt. Dank dreier Melk-Roboter kämen täglich 6000 Liter Milch zusammen.

Im Rahmen der „GreenLive“-Messe stehen die Kälber von Montag bis Mittwoch in der Messe Kalkar im Fokus. Fachleute werden spezielle Referate und Infos zum Thema Aufzucht, Gesundheit, Haltung und mehr geben.

An den Info-Ständen geht es aber auch um alle anderen Aspekte der Landwirtschaft. Auch viele regionale Händler werden vor Ort sein. Auf Regionalität setzt auch Bürgermeisterin Britta Schulz: „Es stünde es uns allen gut zu Gesicht, uns viel mehr für die regionalen Landwirte einzusetzen.“
Weitere Infos zur „GreenLive“ gibt es online unter www.greenlivekalkar.de.

Vorheriger Artikel20-jähriger Beifahrer erliegt seinen Verletzungen
Nächster ArtikelEin Winter voller Gemütlichkeit