GELDERN. Wo sonst die Elben und Orks wandeln, lag drei Wochen lang bis zum Ende der Sommerferien die Heimstatt der Gelderner „Ferienspiele“. Insgesamt 230 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren nahmen auf dem weitläufigen Gelände der Tolkien Tage in Pont an dem vielseitigen Programm teil. Bei Ausflügen, Bastel-, Mal- und Sportangeboten, Schnitzeljagden, Schminkaktionen und vielem mehr konnten sich die Kleinen austoben, ausleben und ausprobieren.

Mittendrin waren auch Jana (14), Jarmila (11), Maria (10) und ihre Cousine Razane (9) aus Geldern. Ihr abschließendes Urteil: Nächstes Jahr gerne wieder! Für die Qualität der Ferienspiele spricht schon, dass die vier bereits zum vierten beziehungsweise fünften Mal dabei sind, ihre persönlichen Highlights verraten aber noch ein bisschen mehr: „Ich fand die Ausflüge am besten“, erzählt Jana. Auch die anderen drei zählen die Trips, die unter anderem ins Irrland nach Twisteden, ins Kempener Schwimmbad und in den Tierpark nach Brüggen-Bracht geführt haben, zu ihren Höhepunkten.

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Neben dem Bemalen von Leinwänden im angrenzenden Waldstück haben es Jarmila aber auch die Partys angetan – für die Abschlussparty durften sich die Kinder besonders in Schale werfen. Maria hatte darüber hinaus eine Menge Spaß bei einem Reaktionsspiel mit Buzzern, während Razane besonders der Bau eigener Holzhütten im Gedächtnis geblieben ist – in Teamarbeit, versteht sich.

Alle zusammen

Denn das Miteinander ist ein wichtiger Aspekt der Ferienspiele: Oft kennen sich die Kinder zwar oder sind sogar verwandt, sie lernen aber auch immer wieder neue Leute kennen: Mehr als 70 Kinder waren über zwei Wochen dabei, über 60 sogar alle drei Wochen. Dazu kommt der Inklusionsgedanke. Jedes Jahr sind nämlich auch Kinder mit geistiger oder körperlicher Beeinträchtigung dabei. Das Kind mit Handicap, das dieses Jahr dabei war, erhielt eine Eins-zu-Eins-Betreuung. Ansonsten kommt ein Betreuer auf zehn Kinder.
Das bedeutet einiges an Personal: Ein wechselndes Team aus 21 Betreuern war die letzten Wochen im Einsatz, zwischen 18 und 35 Jahre alt. „Unser Team setzt sich größtenteils aus Studenten, angehenden Erzieherinnen oder Kindheitspädagogen zusammen“, erzählt Daniel Mommen vom städtischen Team Jugendarbeit, der die Ferienspiele mit seinen Kollegen Monika Gottschlich und Steffen Holla organisiert. Aber auch dem Sozialbereich fremde Leute können als Betreuer dabei sein. Ob man ins Team passt, zeigt sich beim Vorstellungsgespräch. In finanzieller Hinsicht ist die Wertschätzung für diese Arbeit übrigens gestiegen: Pro Tag gibt es mittlerweile eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 75 Euro. Früher waren es 35 Euro.

Helfende Hände braucht es aber auch an anderen Stellen: Tatkräftig packen daher auch der städtische Bauhof, die Gelderner Feuerwehr, das Team des „Checkpoint“ und vier Erwachsene vom Haus Freudenberg mit an, die Tolkien Gesellschaft stellt ihrerseits seit vielen Jahren das Gelände zur Verfügung.

Gestaffelte Tarife

Die meisten Teilnehmer kommen aus Geldern-Mitte, gefolgt von Pont. Aus den anderen Ortschaften sind es eher weniger, da sich die Ferienspiele hier teils mit anderen Angeboten überschneiden.

Ferienspiele
Bürgermeister Sven Kaiser (hinten, M. l.) und der Beigeordnete im Bereich Jugend und Familie, Markus Grönheim (hinten, M. r.), verteilten Eis unter den Kindern und Betreuern. Foto: Stadt Geldern/Terhorst

Damit aber auch jedem Kind unabhängig von den Verhältnissen eine Teilnahme möglich ist, werden die Kosten gestaffelt. Der günstigste Tarif beträgt neun Euro pro Woche, der Regeltarif 30 Euro bzw. 55 für zwei und 75 Euro für drei Wochen. Familien, aus denen drei oder mehr Kinder teilnehmen, zahlen nur für zwei. Die Stadt Geldern unterstützte die Ferienspiele zudem mit 55.000 Euro.

Dass alles rund läuft, davon überzeugten sich Bürgermeister Sven Kaiser und der Beigeordnete im Bereich Jugend und Familie, Markus Grönheim, persönlich bei einem Besuch – bei dem sie nach dem Mittagessen gleich an alle ein Eis verteilten. Nur das Wetter schmälerte die Stimmung ein bisschen: „Für die Kinder ist das natürlich ein bisschen schade“, sagt Kaiser. „Aber als Erwachsener nimmt man das wahrscheinlich auch anders war als die Kinder“, räumt er ein. Umso mehr lobt Markus Grönheim das Durchhaltevermögen der Betreuer, die ihre Flexibilität bewiesen haben. Dazu erläutert Monika Gottschlich: „Schlechtes Wetter hält uns nicht auf, wir schauen immer, dass unser Programm flexibel anpassbar ist.“

Da es die Ferienspiele bereits seit 1986 gibt, hat sich beim Vorgehen und Ort zwischendurch einiges geändert: Damals kümmerte man sich zum Beispiel noch getrennt um jeweils 150 Kinder aus Geldern-Mitte und den Ortschaften, gewechselt wurde deren Betreuung im Zwei-Tages-Rhythmus.

Entsprechend den Wünschen der Eltern haben aber mittlerweile alle gemeinsam eine gute Zeit – früher in Hartefeld, heute in Pont. Das Jahrzehnte lange Miteinander lässt sich noch mit weiteren stolzen Zahlen untermauern: Zu bisher 37 Ferienspielen kamen mehr als 10.000 Kinder und 600 Betreuer zusammen. Und schon jetzt steht fest: 2024 werden es noch mehr, wenn in den letzten drei Wochen der Sommerferien die 38. Ferienspiele rufen.

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