Schüürman-Archiv in Emmerich ist der Öffentlichkeit zugänglich

Bürgeraktion Pro Kultur hat die Sortierung der Unterlagen abgeschlossen

Schüürman-Archiv Pro Kultur
Die Arbeiten sind abgeschlossen: Irene Möllenbeck, Norbert Kohnen, Tim Terhorst, Gisela Kohnen und Magdalena Janßen-Koeller (v. l.) vor den Schränken mit dem Schüürman-Archiv. NN-Foto: MB

EMMERICH. „Mit großer Wissbegierde begab er sich auf die verstreuten Spuren der Emmericher Juden. Er suchte und fand Überlebende und Nachkommen […] in der ganzen Welt und nahm Kontakt zu ihnen auf.“ So ist es auf einer Stele zum Gedenken an Herbert Schüürman zu lesen, die in den Räumen von Pro Kultur im PAN in Emmerich steht. „Seine Lebensaufgabe war die Erforschung der jüdischen Familien in Emmerich und ihrer Stammbäume“, sagt Irene Möllenbeck, Vorsitzende der Bürgeraktion, über den 2016 verstorbenen Heimatforscher, der eine umfangreiche Materialsammlung hinterließ. Dieses Schüürman-Archiv hat ein vierköpfiges Team von Pro Kultur sortiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Im Jahr 2019 wurde vertraglich vereinbart, dass das Archiv an die Stadt Emmerich übergeht. Diese wiederum legte die Betreuung – und Sortierung – des Archivs in die Hände von Pro Kultur. Haus Freudenberg baute zudem einen Archivschrank, finanziert von der Stadt und der Rudolf-W.-Stahr-Stiftung, der in den Räumen von Pro Kultur im PAN steht, direkt neben dem im Jahr 2019 veröffentlichten jüdischen Kulturraum.

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Ab März 2021 bearbeiteten Leni Wochnik, Magdalena Janßen-Koeller, die ehemalige Leiterin der Stadtbücherei, sowie Gisela und Norbert Kohnen zwei Jahre lang die 70 Kartons voller Bücher und Ordner. „Wir haben alles zunächst in drei Bereiche gegliedert“, erzählt Norbert Kohnen: Orte des Judentums, Allgemein-Bibliothek – darunter Witze, Romane, Literatur, Briefe, Fotoalben, Stadtgeschichte – und die eigentlichen Archivunterlagen, die Schüürman im Laufe seiner jahrelangen Forschungen zusammengetragen hatte, darunter Stammbäume der jüdischen Familien in Emmerich. Dazu heißt es auch auf der Stele: „Die von ihm erstellten Familienstammbäume zeugen von akribischer Genauigkeit und erfassen auch kleinste Details.“

Schüürman-Archiv in Emmerich umfasst 785 Teile

Das gesamte Archiv wurde inhaltlich und anschließend auch systematisch erfasst. „Insgesamt sind es 785 Teile“, bestätigt Magdalena Janßen-Koeller den großen Umfang, zum Beispiel Bücher, Fotoalben und Ordner mit Dokumenten. So entstanden nicht nur ein digitales und Print-Verzeichnis, sondern auch „ein benutzerfreundlicher, digitaler Schlagwort-Katalog“, sagt Norbert Kohnen. Dieser ist Nutzern, etwa Familienforschern, über einen Laptop für Recherchen zugänglich.

Zu den Besonderheiten des Schüürman-Archivs zählen laut Norbert Kohnen die Briefe, die der Heimatforscher an Juden aus Emmerich und deren Nachfahren in der ganzen Welt geschrieben hat. „Sie sind nicht nur schön zum Schmökern“, sagt Kohnen, „sie berühren auch, denn es geht darin auch um Themen wie Deportation und Auswanderung.“ Dazu sei auch eine eigene Veröffentlichung geplant. Das älteste Buch im Archiv stammt aus dem Jahr 1808.

Herbert Schüürman erhält Bundesverdienstorden

Schüürman machte seine Forschungsergebnisse in Vorträgen, Ausstellungen, Publikationen und Führungen zugänglich. Für sein Engagement wurde er mit dem Bundesverdienstorden, dem „Fährmann“ des Bürgervereins und dem „Obermayer German Jewish History Award“ ausgezeichnet.

Reeser Geschichte
Den Teil seines Archivs, der die jüdischen Familien in Rees betrifft, hat Herbert Schüürman seinem Freund Bernd Schäfer aus Rees überlassen. „Wir hoffen, dass wir von diesen Unterlagen auch Kopien für unser Schüürman-Archiv bekommen können“, sagt Norbert Kohnen. Dazu sei man bereits im Austausch mit Bernd Schäfer.

„Das Archiv ist aus Sicht der Stadt von großem Wert für das historische Erbe von Emmerich“, sagt Pressesprecher Tim Terhorst. „Den Aufwand der Archivierung hätte des Stadtarchiv nicht leisten können, daher sind wir sehr dankbar für das Engagement des Teams von Pro Kultur.“ Tatsächlich werde die Familienforschung beim Emmericher Stadtarchiv stark nachgefragt, wie Terhorst berichtet: „Wir haben drei bis vier Anfragen pro Woche, auch von niederländischer Seite.“ Je nach Umfang können Gebühren anfallen; beim Schüürman-Archiv soll dies ebenfalls so gehandhabt werden.

Wer das Schüürman-Archiv nutzen möchte, wendet sich an das Stadtarchiv Emmerich unter Telefon 02822/7519-02 und -03 sowie per E-Mail an Mike.Mura@stadt-emmerich.de und Ines.

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