… “geschenkt!”

NIEDERRHEIN. Kleine Geschenke, heißt es, erhalten die Freundschaft. Was ist mit den großen, den ganz großen Geschenken? Kommt drauf an …
Manchmal überschlagen sich die Superlative. Da wird einer zum Alleinerben einer Künstlertochter und zum Hüter eines Schatzes, dessen Nennwert … Das ist eine andere Sache.

Wegbegleiter und Vertrauter

Als Sonja Mataré vor zwei Jahren starb, bestimmte sie „ihren langjährigen Wegbegleiter und Vertrauten“ [Pressetext des Musuems; Anm. d. Red.] Guido de Werd – seines Zeichens Gründungsdirektor des Museum Kurhaus Kleve (mkk) – zum Alleinerben.
De Werd seinerseits schenkte der Stadt Kleve jetzt mehr als 1.200 Werken Ewald Matarés. Ein Wahnsinn im positiven Sinn und – womit wir bei den großen Geschenken wären – eine Verpflichtung. Vor Ablauf von drei Jahren soll es im mkk eine umfassende Präsentation geben. Außerdem werden bereits im nächsten Jahr die Mataré-Räume des Museums neu gestaltet und erweitert. Sonja Mataré, die Tochter Ewald Matarés habe ihm, so der Werd, noch zu ihren Lebzeiten gesagt: „Guido, du wirst dafür sorgen, dass alles gut wird.“

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Ganrdiose Schenkung

Mit der Schenkung verfüge das Museum, so Bürgermeister Wolfgang Gebing, über ein „singuläres Alleinstellungsmerkmal“. De Werd- Nachfolger Harald Kunde, der zusammen mit seinem Vorgänger die Neueinrichtung der Mataré-Räume besorgen wird, sprach von einer „grandiosen Schenkung“ und dem krönenden Abschluss eines Lebenswerks.
Zur Pressekonferenz wurde eine umfassende Dokumentation eben jenes Schatzes vorgelegt, über den das mkk jetzt verfügen kann. Zwei große Komplexe sind dokumentiert. 1.: Vermächtnis von Sonja Mataré an den Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve. 2.: Schenkung von Guido de Werd aus dem Nachlass Sonja Matarés an die Stadt Kleve. Zum Vermächtnis an den Freundeskreis gehören 23 Skulpturen und ein Aquarell, 234 Holzschnitzte von Mataré, 17 japanische Holzschnitte aus dem Besitz von Ewald Mataré, Kunsthandwerk und andere Werke aus dem Eigentum des Künstlers sowie das Archiv von Mataré.

97 Prozent

Die Schenkung von Guido de Werd umfasst: 263 Skulpturen und kunstgewerbliche Exponate von Mataré; 68 Druckstöcke, 455 Zeichnungen, 101 Aquarelle, drei Gemälde, 20 Originalentwürfe (Kunst am Bau), originale Ateliereinrichtung und -utensilien (allesamt von Mataré) sowie 226 Werke anderer Künstler aus dem Besitz von Sonja Mataré. Alle Werke sind ausführlich dokumentiert und auch im Internet für jeden einsehbar.
Guido de Werd: „Mein besonderer Dank geht hier an Valentina Vlasic, die sich um diese Dokumentation gekümmert hat“, und ergänzte: „97 Prozent des Bestandes sind an das Kurhaus gegangen. Ich habe noch drei andere Häuser bedacht.“ 17 Arbeiten seien an das Museum Ludwig in Köln gegangen, einige weitere Arbeiten an das Museum von Matarés Geburtsstadt Aachen. Und dann wäre da noch das Von der Heydt-Museum in Wuppertal, dessen jetziger Chef Dr. Roland Mönig seinerzeit Kurator im Team de Werd war und insofern intensive Kontakte zum Werk von Mataré hatte.
Einig sind sich alle Beteiligten darüber, dass die Schenkung einerseits eine besondere Verbundenheit Sonja Matarés und Guido de Werds mit der Stadt Kleve dokumentiert und andererseits eine Verpflichtung und eine Aufgabe darstellt. Trotzdem: Niemand käme auf die Idee, das Ganze als Danaergeschenk zu empfinden.

Fortsetzung auf einer anderen Ebene

Die Gründung des mkk vor 25 Jahren, so de Werd, sei kein Neuanfang gewesen, sondern die Fortsetzung des Museums auf einer anderen Ebene. In Klammern allerdings muss gesagt werden, dass Matarés Werk sowie das Engagement seiner Witwe und Tochter ein wichtiger und wuchtiger Motor all dessen gewesen sind.
Wer die Internetseite des Museums ansurft, bemerkt denn auch schnell einen wichtigen Schrägstrich: Museum Kurhaus Kleve /Ewald Mataré Sammlung. Schenkungen vom Ausmaß dessen, was de Werd quasi über Bande der Stadt Kleve zukommen ließ, stellen immer auch ein enormes Gewicht da, aber es gibt Gewichte, da man gern trägt. Ein großer Tag in der und für die Geschichte des mkk.

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