KLEVE. Musik ist etwas Wunderbares. Sie kann beflügeln, beruhigen, Erinnerungen wecken und sogar Schmerzen lindern. Denn sie wirkt sich, das ist nachweisbar, auf den ganzen Körper aus. Musik verändert den Herzschlag, beeinflusst die Atemfrequenz, lockert die Muskulatur. Klangreisen machen davon Gebrauch und führen in eine tiefe Form der Entspannung. Eine Klangreise kann zudem Kraft geben und heilsam für Geist und Seele sein. Davon sind Uta Jaeger und Kimberly Harrison überzeugt. Die beiden laden im Hof ten Berge zu besonderen Konzerten ein, einer „Sound Healing Journey“. Und sie würden sich freuen, wenn mehr Menschen es einfach mal ausprobieren. Ein Selbstversuch.

„Du darfst deine Schuhe ausziehen und es dir bequem machen“, sagt Uta und führt mich zu einer Isomatte. Hinlegen, Augen schließen, zuhören. Klingt einfach. Ist es auch. Kimberly (die ausgebildete Konzertpianistin ist) legt los und Uta gibt mit sanfter Stimme die Richtung vor. Die Instrumente klingen fremdartig. Nicht das Klavier, aber die Ganesh Nada Tarangini und die Swaramandala. Beide Instrumente kommen ursprünglich aus Indien, wie ich später erfahre. Ich kann die Musikrichtung nicht einordnen. „Es sind eigene Stücke, zum Teil improvisiert“, sagt Kimberly. Ein bisschen Klassik, aber auch Jazz und Boogie-Woogie und einiges mehr. Die Stilwechsel sind Teil des Konzepts. „Jede Musik ruft andere Gefühle hervor“, sagt die US-Amerikanerin, die seit einiger Zeit in den Niederlanden lebt. Es geht ums Unterbewusstsein. „Man kann es schlecht erklären, aber die Musik macht etwas mit einem“, weiß sie. Es geht um Spiritualität. „Das ist kein Hokuspokus“, stellt Uta später klar. Es geht um Körperintelligenz. „Man muss nicht daran glauben, es wirkt so oder so“, sagt sie. Mir kommt Hippokrates in den Sinn: „Wer heilt, hat recht“. Oder war es Paracelsus? Der hat zumindest gesagt: „Der Arzt kuriert, aber die Natur heilt.“ Das würde Uta sofort unterschreiben. „Heilen kann man nicht von außen, heilen kann man nur aus seinem Inneren heraus“, sagt sie. Verstand ausschalten, die Gedanken loslassen. Das fällt mir nicht leicht. Auch mit geschlossenen Augen und fest mit dem Erdkern verwurzelt (dahin führt mich die Reise) nicht. Ich habe einfach zu viele Fragen. Trotzdem tut es gut. Ich habe fast ein bisschen Angst davor, einzuschlafen. „Das passiert gar nicht so selten“, beruhigt mich Uta. Die Reaktionen auf eine „Sound Healing Journey“ sind ganz unterschiedlich. „Viele erinnern sich dabei an bestimmte Momente in ihrer Vergangenheit, die mit starken Emotionen verbunden sind. Manche fangen an zu weinen und wissen gar nicht warum“, erzählt Uta. Das Entscheidende sei, dass man etwas fühlt. Da beginne die Heilung.

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Der Glaube an eine höhere Macht

Uta arbeitet eigentlich als Logopädin, hat aber schon als Jugendliche gemerkt, dass eine Heilerin in ihr steckt. „Ich habe immer alles hinterfragt“, sagt sie. Nach ihrem Master-Abschluss und Familiengründung kam eine persönliche Krise. Es stellten sich so viele Sinnfragen. In dieser Zeit fand Uta Antworten über ihre Meister. In den USA hat Uta das Krystic Energy System kennengelernt. Sie glaubt daran, dass es etwas Größeres, eine höhere Macht, gibt. Vielleicht Gott? Vielleicht Buddha? Schicksal? Krystic Energy System jedenfalls ist eine geschützte Marke. „Sie gilt als neuzeitliche Technologie, die von SanandaJi und ShekinahMa (bekannt als TwinRay) entwickelt wurde“, sagt Uta.
Darüber möchte Uta aber eigentlich gar nicht sprechen. Eigentlich möchte sie eine Begegnungsstätte schaffen. Einen Ort für Körper, Geist und Seele. Dazu gehören die „Sound Healing Journeys“ genauso wie die Heilungsreisen, die sie anbietet. Aber auch die Yogaschule, die nach den Sommerferien wieder startet und die sie nicht selbst leitet. „Schön wäre ein Café, in dem man sich austauschen kann, das aber auch einfach für Radfahrer geöffnet ist“, sagt sie. „Tanz wäre auch toll“, hat sie viele Ideen, wie aus dem Hof ten Berge, den hat Uta gepachtet und hier lebt sie nicht nur, sondern führt auch eine kleine Kunstgalerie, ein solcher Ort werden kann. Sie hat auch ein Zimmer, das sie über Airbnb anbietet. „Darin hängen Bilder, die von einer lieben Freundin aus der Schweiz „gechannelt“ wurden. Man kann die Kraft nutzen oder eben einfach nur darin übernachten“, sagt sie.

„Die Menschen haben verlernt, auf ihren Körper zu hören“

Der Glaube an eine höhere Macht und eine innere Kraft hat auch Kimberly zu ihrer Berufung geführt. Als Konzertpianistin ist sie zunächst in die Fußstapfen ihres Vaters getreten, fühlte sich aber nie so richtig angekommen. „Ich wollte mit den Zuhörern in Kontakt treten, mich mehr mit ihnen verbinden und sie mit meiner Musik erreichen“, sagt Kimberly. Sie befasste sich mit Ayurveda, Yoga, Alexander-Technik, Mantras – und fand so für sich heraus, wie sie mit der Musik sich und andere glücklich machen kann. „Die Menschen haben verlernt, auf ihren Körper zu hören“, bedauert sie und kommt wieder auf das Unterbewusstsein zu sprechen. Ihre Erfahrung sei, dass eine Klangreise immer etwas mit den Menschen macht. Und wenn es am Ende „nur“ entspannend war und dabei geholfen hat, den Stress beiseite zu schieben, dann sei das auch okay.

Wer Lust auf eine „Sound Healing Journey“ hat, der kann es einfach mal selbst ausprobieren. Die beiden laden am 27. April, am 2. Mai und am 16. Mai jeweils von 19 bis 21 Uhr dazu ein. Angeboten werden auch reine Heilungsreisen und reine Traumkonzerte. Wer sich dafür interessiert, Ideen für die Begegnungsstätte hat oder die Galerie besuchen möchte, kann unter Telefon 01575/ 8933130 (Uta Jaeger) oder per Mail an kimberlydawnharrison1971@gmail.com (Kimberly Harrison) Kontakt aufnehmen.

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