KREIS WESEL. Die „Woche der Wiederbelebung“ rückte zuletzt ein weiteres Mal die Ersthilfe in den Fokus. Der beherzte Eingriff von nahestehenden Laien ist unabdinglich, um die Kette bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand bis zum Eintreffen der Rettungskräfte kurz zu halten. Es gibt viele Bausteine, um die Strukturen für derartige erste Hilfe zu schaffen. Erste-Hilfe-Kurse in den Schulen zum Beispiel. Oder eben die „Corhelper-App“, die der Kreis Wesel kürzlich offiziell eingeführt hat.

Gerade im ländlichen Bereich, den der Kreis auch bietet, kann es acht bis zwölf Minuten dauern, ehe die Rettungskräfte vor Ort sind. „Da ist immer noch Luft nach oben“, sagt Klaus-Peter Roelvinck. Der Patient ist nicht ansprechbar, atmet nicht mehr: Nach wenigen Minuten sterben bereits Gehirnzellen ab, schwere Behinderungen sind die Folge und die Überlebenschance sinkt von Minute zu Minute. Da in solchen Fällen jede Sekunde zähle, sei es unabdinglich, dass qualifizierte Ersthelfer vor Ort seien. Mit der App soll das nun noch besser gewährleistet werden. „Die Probefahrt haben wir hinter uns“, sagt Landrat Ingo Brohl. Und Dr. Frank Höpken ergänzt: „Während dieser haben wir erhebliche Erfolge eingefahren.“ Die App bezeichnet er als einen „Meilenstein“.

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So funktioniert es

Die App ist nur für Ersthelfer gedacht, Notrufe selbst absetzen kann man mit ihr nicht. Herunterladen kann man sie kostenlos für Android- und IOS-Betriebssysteme. Ist das geschehen, registriert man sich und lädt im Zuge dessen seine Qualifikation hoch. Solche Erste-Hilfe-Scheine müssen in der App zudem alle zwei Jahre durch Auffrischungskurse oder Fortbildungen aktualisiert werden, damit immer ausreichend qualifizierte Helfer alarmiert werden. Felix Knorth, der in einer halben Stelle für die administrativen Aufgaben zuständig ist, prüft und schaltet die Teilnehmer dann frei.

Gibt es einen Notfall, gilt es zunächst, unter 112 die Rettungskräfte zu alarmieren. Der Anrufer bekommt dabei weiterhin eine Anleitung zur Reanimation, dafür ist die Corhelper-App kein Ersatz. Aber als Zusatz erfährt nun eben auch sie vom Notfall und gibt die Information an qualifiziertere Helfer weiter. So werden in einem 500-Meter-Radius drei Registrierte benachrichtigt. Ist niemand vor Ort, erhöht sich der Radius. Die App navigiert den Helfer zum Ort des Geschehens, sie zeigt die Entfernung und die Dauer bis zum Eintreffen und den Ort auf einer Karte an. Auch eine Anleitung zur Reanimation ist installiert.

Zwei Helfer werden dabei zum Patienten geleitet, einer zu einem sogenannten AED, einem für Laien nutzbaren Defibrillator. Als weiterer wichtiger Baustein bittet der Kreis alle Institutionen, wie Vereine und Unternehmen, Bescheid zu geben, sollten sie so ein Gerät vor Ort haben, damit Ersthelfer im Notfall einen möglichst nahen Zugriff haben.

Corhelper: Grenzüberschreitende Nutzung

Die App funktioniert auch grenzüberschreitend, ist zum Beispiel im Kreis Borken und der Stadt Duisburg im Einsatz. So kann man auch dort bei einem Besuch aushelfen.

Aber es gibt keine Pflicht, immer einem Aufruf der App nachzukommen oder immer erreichbar zu sein. Ist man zum Beispiel im Urlaub oder schläft, kann man sich für bestimmte Zeiten ausloggen. Daten erhebt die App nur für den Erste-Hilfe-Zweck, aber ein Standortzugriff etwa ist dafür unabdinglich. Es kann zudem vorkommen, dass ein Patient nicht mehr gerettet werden kann. Die Helfer sollen dabei nicht vergessen werden. „Wir bieten ihnen auch psychologische Nachbetreuung an“, sagt Dr. Ralf Dittmer. Bisher sind rund 320 Helfer dabei, 100 weitere sollen aber bald dazukommen. Fragen können per Mail an corhelper@kreis-wesel.de gestellt werden.

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