EMMERICH. Stolz ist das vorherrschende Gefühl der Beteiligten, als das Verkehrssicherungsschiff „Emmerich“ (VSS) des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts (WSA) Rhein nun offiziell getauft wurde. Kein Wunder: Ist sie doch gemessen an ihrer Vielseitigkeit so etwas wie eine „eierlegende Wollmilchsau“, wie sie am großen Tag hier und da genannt wurde. Das 33,25 Meter lange und 7,40 Meter breite Schiff ist bereits seit einem Jahr zwischen Xanten-Obermörmter und Kleve-Bimmen unterwegs. Die Taufe musste damals coronabedingt verschoben werden.

VSS Emmerich
Rex Herrentrey ist nicht nur Schiffsführer der VSS „Emmerich“,
sondern steuerte lange die Vorgängerin „Grieth“.

Für den Vorgänger, die VSS „Grieth“, stand nach 25 Jahren die Grundinstandsetzung an. „Diese hätte eine Neumotorisierung bedeutet“, erklärt Schiffführer Rex Herrentrey, der seine Erfahrung mit der „Grieth“ in die Planung für die „Emmerich“ einfließen ließ. Die neue Abgasnorm hätte die Grieth nicht erfüllen können, „oder eben nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand.“ Als wirtschaftlicher stellte sich daher ein neues Schiff heraus. Kostenfaktor: 5,1 Millionen Euro.

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Moderner Antrieb für VSS Emmerich

Bereits ihr Antriebskonzept mitsamt einer Abgasreinigungsanlage ist auf moderne Standards ausgelegt. So bewegt sich die VSS Emmerich mit einem abgasarmen dieselelektrischen Antrieb voran. Dabei betreiben die beiden Diesel-Hauptmaschinen zwei Generatoren, die wiederum den Strom für die beiden E-Antriebsmotoren und die Bordelektronik bereitstellen. „Wir haben ein intelligentes Fahrmanagement“, Betriebsstunden, Verbrauch und die Abgasreinigung würden optimiert, sagt Herrentrey über die Vorteile.

Der auf Erdgas basierende GtL-Treibstoff (Gas-to-Liquids) ist laut Projektleiter Guido Will besonders umweltfreundlich. „Wir sparen noch einmal bis zu 60 Prozent Ruß. Es ist das erste Fahrzeug der Abgasstufe fünf.“ Mario Bolle von der gleichnamigen Schiffswerft sieht es genauso. „Dieses Schiff ist derzeit das sauberste der WSV Flotte in Deutschland.“

Für ihn ist es aber mehr als nur ein Arbeitsschiff. Die Unterschrift zum Vertrag war die letzte Amtshandlung seines verstorbenen Vaters. Gleichzeitig ist die „Emmerich“ der Anfang einer Ära, war sie doch das erste Schiff, das unter seiner Leitung fertiggestellt wurde. „Es sollte ein sauberes, zukunftssicheres Schiff konzipiert werden, was gleichzeitig sehr flexibel in seinen Einsatzmöglichkeiten ist. Ich denke, das ist uns allen zusammen gelungen.“

Gut gerüstet

An Bord befindet sich nicht nur ein potenter Kran, sondern genügend Platz für großes Treibgut und Landfahrzeuge. Mit dieser Ausstattung kann die VSS Emmerich Gefahren für die Schifffahrt und Umwelt beseitigen. Sie legt Schifffahrtszeichen wie Radarbaken oder Tonnen aus und überprüft und wartet diese, sowohl im Wasser als auch an Land. Sie birgt Treibgut und andere Hindernisse und hilft bei Notfällen. Ist der Verkehr auf dem Wasser gestört oder passiert ein Unfall, regelt sie die Lage gemeinsam mit der Wasserschutzpolizei.

Neben zwei nautischen Arbeitsplätzen im Führerhaus stehen der Crew eine Küche beziehungsweise ein Aufenthaltsraum, ein Bad, ein Trockenraum und eine große Werkstatt zur Verfügung.

Birgitta Beul, Amtsleiterin des WSA Rhein, hofft nun, dass auch die anderen neun Außenbezirke des WSA mit einem solchen Schiff ausgerüstet werden können.
Etwa 70 Prozent aller Ladungen der deutschen Binnenschifffahrt werden über den Rhein transportiert. Dieser ist somit die Wasserstraße mit dem größten Verkehrsaufkommen in Deutschland und Europa. Laut Will würde ein großes Schiff auf dem Rhein 25 LKW sparen, teilweise sogar bis zu 40. „Würde man die Abgaswerte gegenrechnen, sind Binnenschiffe immer noch sauberer, selbst wenn sie eine schwarze Rauchfahne hinter sich herziehen.“

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