Stichwahl
Dietmar Heyde (Grüne, vorne M.) ist neuer Bürgermeister in Rheinberg. Nicht nur er und Ehefrau Sabine (l. von ihm) freuten sich am Wahlabend sichtlich über seinen Sieg. Die Grünen in Rheinberg sind überzeugt, dass die Stadt einen „Super-Bürgermeister“ gefunden hat. NN-Foto: Theo Leie

KREIS WESEL. Jetzt ist es offiziell: Der Kreis Wesel hat mit Ingo Brohl (CDU) einen neuen Landrat und in Rheinberg wählten die Bürger zur Stichwahl Dietmar Heyde (Grüne) zum neuen Bürgermeister.

Mit 53,46 Prozent und damit 64.152 Stimmen ließ Brohl seinen Konkurrenten Dr. Peter Paic (46,54 Prozent, 55.852 Stimmen) hinter sich. Die Wahlbeteiligung lag bei 32,47 Prozent. Bei der ersten Wahl holte Brohl noch 36,42 Prozent, Paic 30,99 Prozent.

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Stichwahl
Der neue Landrat Ingo Brohl konnte sich mit seiner Ehefrau Kathrin über den Sieg freuen. NN-Foto: Thomas Langer

Die Stimmung im Weseler Kreishaus war am Stichwahlabend die erste Zeit über ruhig und zurückhaltend, aber früh zeichnete sich bereits der merkliche, wenn auch nicht riesige Vorsprung Brohls ab. Und so kam es dann auch. Brohl zeigte sich glücklich angesichts der erfolgreichen Kampagnen, zur ersten Wahl und zur Stichwahl: „Wir haben eine erfolgreiche Kampagne geführt. Das Ergebnis der Hauptwahl ist in der Stichwahl glücklicherweise bestätigt worden, insofern freue ich mich jetzt schon sehr auf meine neue Aufgabe. Ich werde auf eine gut aufgestellte Verwaltung treffen und ich freue mich darauf, mit den Menschen dort die Zukunft des Kreises Wesel zu gestalten.“ Sein Dank ging auch an sein Team: „Es war keine Eigen-, sondern eine Teamleistung“, bekräftigte er.

Mit dem sich schnell abzeichnenden und anhaltenden Vorsprung entspannte sich der Wahlabend für Brohl immer mehr. Begonnen hat er den Wahlabend gemeinsam mit einem Stichwahl-Leidensgenossen: „Ich bin in Moers gestartet, mit meinem Freund Christoph Fleischhauer, der auch als Bürgermeister in der Stichwahl war. Als Fraktionsvorsitzender bin ich einen langen Weg mit ihm gegangen“, erklärte Brohl. Dann ging es für ihn ins Kreishaus nach Wesel.

Starker Rückhalt

Besonders anstrengend war für ihn die erste Woche nach der ersten Wahl. „Es mussten noch ein paar Dinge fertig werden, zum Beispiel die Anzeigen. Was man halt so macht in einer Kampagne. Aber ich habe gemerkt, dass ich den Rückhalt habe. Sowohl bei den im Kreistag bestehenden Mehrheiten aus CDU, Bündnis90/Grüne, FDP und Freien Wählern, als auch bei den Menschen draußen vor Ort. In der letzten Woche war es eine leichtere Kampagne, weil ich getragen wurde, auch von meiner eigenen Partei.“ Die habe ihm schon früh als nächsten Landratskandidaten den Rücken gestärkt. „Darüber bin ich sehr glücklich.“

Deutlicher Vorsprung in Rheinberg

Einen deutlichen Vorsprung hatte Dietmar Heyde beim Rennen um das Amt des Bürgermeisters in Rheinberg. 59,15 Prozent der Stimmen (6.618) vereinte er in der Stichwahl auf sich und gewann damit gegen Tatzel, der 40,85 Prozent (4.570 Stimmen) bekam.

Bei der ersten Wahl führte Tatzel mit 40,23 Prozent noch knapp vor Heyde (39,40 Prozent). Ein gigantisches Ergebnis für den Grünen-Politiker. „Ich bin völlig überwältigt angesichts der Dimension, die wir erzielt haben. Das darf man als grüner Kandidat am Niederrhein wohl getrost als historisch bezeichnen. Die zweite Botschaft gilt allen Wählern, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben. Es ist überwältigend und eigentlich fehlen mir im Moment noch die Worte, ich bin einfach sprachlos. Der dritte Gruß gilt meinem Team von der Fraktion und dem Ortsverband, die mich in fantastischer Weise unterstützt und über diese langen Wochen des Wahlkampfes getragen haben. Ich bin ziemlich überwältigt und brauche wahrscheinlich noch einige Stunden, um das zu verarbeiten“, erklärte Heyde am Wahlabend.

Auch wenn Corona die Möglichkeiten begrenzt, ließ er sich eine kleine Feier trotzdem nicht nehmen. Mit dem engeren Kreis und einigen Sympathisanten war es eine „sehr ausgelassene Feierstimmung“, wie Heyde erzählte. Während des Rennens wollte er zwar abwarten, konnte seine Freude aber nicht immer unterdrücken: „Ich habe, wie in den letzten Wochen, immer wieder versucht, auf die Euphorie-Bremse zu treten. So ging das über den Abend, aber irgendwann konnte ich nicht mehr bremsen“, sagte er mit spürbarer Freude.

Respektvoller Wahlkampf, auch zur Stichwahl

So ein Wahlkampf versetzt die Kandidaten in jedem Fall in unterschiedliche Zustände: „Bis zur ersten Wahl war ich psychisch sehr gelassen. Ich muss gestehen, in den letzten zwei Wochen hat sich das ein bisschen verändert. Bis heute Abend hin ging der Adrenalinpegel schon etwas hoch, aber jetzt löst sich so langsam die größte Spannung“, verriet Heyde.

Das Verhältnis der beiden Kontrahenten war über den Wahlkampf hinweg freundschaftlich-respektvoll. Über Kollegen übermittelte Tatzel am Stichwahl-Abend bereits Glückwünsche. „Darüber habe ich mich sehr gefreut. Ich glaube, das drückt auch das Klima aus, das wir untereinander gepflegt haben. Wir haben uns von Beginn an einen fairen Wahlkampf versprochen und das haben wir, glaube ich, sehr gut hinbekommen. Wir haben uns menschlich immer gut verstanden.“ Und dabei, so ist er sich sicher, wird es auch bleiben.

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