Pastor bleibt man lebenslang

Uwe Klein wird aus der Pfarrerstelle in Orsoy entpflichtet und geht in den Ruhestand

ORSOY. Pastor Uwe Klein wirkt tiefenentspannt. Noch ein paar Tage wird er seinen Pfarrerdienst an der Evangelischen Kirche in Orsoy versehen, dann geht er in Urlaub. Am 1. März tritt er offiziell in Ruhestand und wird am 8. März im Festgottesdienst um 15 Uhr „entpflichtet“. Nein, er braucht nicht noch tausend Sachen vorher erledigen. Er hat „sein Feld gut bestellt“. „Sicher“, so räumt er ein „die Kirche in Orsoy ist mein Kind, aber auch Kinder werden flügge.“

Pastor Uwe Klein an seinem Lieblingsort auf der Kanzel.
Foto: KHK Foto-Design

Bereits zu seiner Konfirmation war er sicher, dass er Pastor werden wollte. Als Organist verdiente er sich das Studium. Erfahrungen sammelte er bei der Campingseelsorge in Kamp-Lintfort. Dann kam er als Vikar nach Orsoy. Die Pfarrerstelle in Moers-Eick behielt er 20 Jahre lang, bis er vor 15 Jahren wieder zurück nach Orsoy kam.
Als Pfarrer war er gleichzeitig Geschäftsführer des Evangelischen Altenheims, das der Kirchengemeinde gehörte. „Stellen Sie sich vor, als Theologe sollte ich auf einmal gleichzeitig Betriebswirt sein. Ich hatte eine Wahnsinnverantwortung für insgesamt 1.000 Mitarbeiter“, denkt er an die erste Zeit zurück. Unterstützung erhielt er von einem Freund, der Berater für Altenheime war. Inzwischen hat die Evangelische Altenhilfe die Einrichtung übernommen.
Doch diese Herausforderung alleine reichte dem engagierten Pfarrer nicht. Die Kirchenbausanierung sollte das Projekt werden, das weit über die Orsoyer Grenzen hinaus mit dem Namen Uwe Klein verknüpft wird. „Ich hatte auch sehr gute Mitstreiter, allen voran Walter Schöngen“, relativiert Klein seine Verdienste. Die Baumaßnahme lief über zehn Jahre und verur­sachte Kosten in Höhe von rund drei Millionen Euro. „Eine Million steuerte Bund und Land bei, eine Million die Kirchengemeinde und eine weitere Million mussten durch Spenden finanziert werden.“ Kreativität war gefragt, um Spendengelder locker zu machen. Bodenfliesen und Orgelpfeifen fanden „Paten“, ein Orgelfest konnte sogar ohne Orgel gefeiert werden, um nur einige Beispiele zu nennen.

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Es hat Spaß gemacht, aber auch schweiß gekostet

„Es hat Spaß gemacht, aber auch Schweiß gekostet“, blickt Klein zurück auf viele Stunden, die der Bauauschuss getagt hat. „Die Kirchenbausanierung hat auch desahlb so hervorragend funktioniert, weil immer dann, wenn wir als eveangelische Gemeinde unsere Kirche für Handwerkerarbeiten verlassen mussten, die Katholische Kirche für uns weit offen stand“, lobt er die gute Zusammenarbeit mit der Katholischen Kirche. Und nennt gerade auch das Anstoßen von Kooperationen als dritten Schwerpunkt seiner bisherigen Arbeit. „Zunächst haben wir eine Kooperation mit der Kirchengemeinde Budberg geschlossen. Orsoy und Budberg haben jeweils rund 1.500 evangelische Kirchenmitglieder. Das reicht für eine Pfarrerstelle, die jetzt von Heiner Augustin ausgefüllt wird. Es gibt weitere Kooperation mit der Katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus, hinsichtlich gemeinsamer Nutzung von Kirchengebäuden, die nun weiter ausgebaut wird. Und mit der Stadt Rheinberg gibt es den Plan, einen neuen Kindergarten zu bauen, bei dem die Stadt die Trägerschaft übernimmt.“
„Viele Neuerungen stehen bevor“, weiß Klein und ist sicher, dass sein Nachfolger gemeinsam mit dem teilweise neu besetzten Presbyterium die Aufgaben stemmen wird.
Auch wenn er nicht mehr Pfarrer ist, bleibt er doch Pastor. Er wird also weiterhin Vertretungsdienste machen. Versprochen hat er dies für den Kirchenkreis Kleve, da sein neuer Wohnsitz in Uedemerbruch ist. Und in den Sommerferien wird er in der Partnerstadt von Orsoy im Oderbruch die Vertretung des Pfarrers übernehmen.
Keine Angst vor Langeweile? Er freut sich, endlich mehr Zeit für die Familie zu haben, mit seinem kleinen Enkelkind spielen zu können. „Endlich werde ich Ruhe und Muße zum Lesen haben, ich liebe Originalbibeln in hebräischer oder griechischer Schrift zu lesen“, so Klein. Und natürlich spielt auch die Musik eine große Rolle im Hause Klein. Ehefrau Karin spielt Posaune und Horn, Uwe Klein Tuba. Weiterhin sind sie beim Orsoy Ensemble dabei und neuerdings auch im Musikverein Uedemerbruch zu hören. „Wir lieben das Landleben und fühlen uns wohl in unserem neuen Zuhause“, blickt Klein zuversichtlich in die Zukunft. Ein Lächeln zieht über sein Gesicht. „Ich habe da noch einen Plan im Hinterkopf, aber der ist noch geheim….“
Doch zunächst freut er sich auf seinen Abschiedsgottesdienst am 8. März in der Evangelischen Kirche Orsoy. „Ich übernehme die Gestaltung und es wird viel Musik geben“, verrät er.

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